Mooslichter
Ein Bauer aus Waid ackerte zwischen Lichten und Finsternis. Wie er einmal
in die Schlucht gegen den Kieslingbach hinunterschaute, sah er drunten
eine Menge Mooslichter stehen. Der Übermut kitzelte ihn und er schrie
ihnen zu: "Sanktus! Sanktus! Sanktus!" Gleich tanzten die Lichter
wild durcheinander wie verstörte Immen und huschten auf einmal den
Berg herauf. Der Bauer mußte Pflug und Vieh stehen lassen, er rannte
schnurgerad heim und verriegelte schnell die Tür und schloß
die Fensterladen. Draußen aber kratzten die Lichter ganz wütend
an Tür und Laden und wollten durchaus hinein. Lange dauerte es, ehe
sie wieder abzogen. Wie der Bauer wieder aufs Feld ging, hörte er
die Ochsen schon von weiten vor Schmerz plärren, sie lagen ganz zerkrallt
und blutig vor dem Pflug.
Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)