Die Rabenmühle
Bei Strobnitz in den Wäldern ging ein Mühlrad, dort hieß
es die Rabenmühle, weil der Müller wie ein Rabe stahl. Sein
Weib war eine gelernte Hexe, die beizte den Bauern die Läuse an und
verhexte ihnen, wenn sie nicht in der Rabenmühle mahlen ließen,
das Vieh, daß es Bluttaler molk. Wer an der Mühle vorüber
mußte, schlug ein Kreuz. Der Müller schrieb sich Rüben,
und seine drei Töchter waren noch schlechter als die Eltern. Einmal
wollten sie nach dem Federnschleißen einen Tanz halten. Wie aber
die Burschen ausblieben, verschwuren sich die drei: "Und tanzen müssen
wir heut, und sollt es mit dem Teufel sein!" Da kamen fremde Spielleute
daher mit Geigen und Klarinetten und fremde Männer, die trugen schwere
Goldketten und Ringe und mußten was recht Vornehmes sein. Sie tanzten
mit den Müllerstöchtern erst fein langsam, hernach aber allweil
wilder und wilder, daß die Füße nimmer den Boden berührten,
die Klarinetten klagten immer schriller, die Geigen winselten immer entsetzlicher,
und den Tänzern wuchsen krumme Hörner aus der Stirn und Roßhufe
und Geißfüße aus den Schuhen, und auf einmal wirbelten
sie mit den Dirnen durch die Lüfte davon, und die Rabenmühle
loderte aus und versank.
Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)