Schloß Bayreck

Dort, wo der Osser seine Wurzeln hat, liegt mitten im Bergwald die zerbrochene Burg Bayreck. Die Schweden sollen sie ausgebrannt haben; der Preuß hätte es getan, meinen andere.

Vor urdenklicher Zeit wohnten droben Riesen. Der Bayrecker Riese schleuderte oft sein Tabaksglas hinüber zum Riesenberg bei Kauth, der Vetter drüben sollte auch schnupfen. Er und der Riese, der auf der Burg am Gewinzi saß, wünschten sich tagtäglich einen guten Morgen und gaben sich über Berg und Tal die Hand. Den Neuerner Bürgern warf der Bayrecker Hämmer in die Stadt hinunter, sooft sie solche brauchten.

Die Riesentochter stieg einmal ins Land hinab, dort klaubte sie einen Bauern samt Pflug und Ochsen ins Fürtuch und brachte sie heim ins Schloß. Ihr Vater aber greinte: "Gib den Kleinen wieder hin, wo du ihn hergenommen hast! Diese Leute bringen uns noch von der Welt."

Weite Gänge laufen vom Bayreck aus unter die Erde hin. Einmal jagte man eine Gans in einen solchen Gang; sie kam im Schloßbrunn zu Klenau wieder heraus. Ein anderesmal zündete einer im selben Keller von Bayreck ein Feuer an, der Rauch stieg meilenweit davon im Schwarzen Turm in Klattau auf. Die Gänge sind heutzutage verschüttet.

Unter der Burg liegt ein verwunschener Schatz. Jeden Palmsonntag, wenn in Neuern drunten das Hochamt gelesen wird, tut sich eine Kluft zu dem Schatz auf, und da krochen einmal ein Pfarrer, ein Mesner und ein armer Hirt hinein, die drei wollten schnell reich werden. Aber drin saß der Teufel auf der eisernen Truhe und hielt den Schlüssel dazu zwischen den Zähnen. Der Mesner sprengte ihn gleich kräftig mit Weihwasser ein und die zwei anderen wollten ihn von der Truhe wegreißen. Sie zogen ihn langmächtig hin und her, konnten ihn aber nicht bewältigen. Da redeten sie ihm gar gütig zu und fragten, was er für den Schatz verlange. Der Teufel hustete Feuer und schrie fürchterlich . "Eine Seele!" Gleich wollten da der Pfarrer und der Mesner ihm die Seele des armen Hirten ausliefern, die konnte der Teufel aber nicht brauchen, weil der Hirt ein redlicher Mann war. Die drei ließen sich aber nicht abweisen, sie fragten allweil wieder, was er für den Schatz begehre. Da sie ihn nicht in Frieden ließen, sagte der Teufel: "Die Truhe gehört euch, wenn ihr mich in einem neunzipfligen Sack nach Klenau tragt." Einen neunzipfligen Sack konnten sie nicht auftreiben, und so ist der Bayrecker Schatz heut noch zu haben, wenn er derweil nicht längst verrostet ist.

Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)