Schnelle Knechte
Hinter Langendorf liegt eine alte Mühle, und der Müller drin
hatte ein Buch, damit konnte er die Hölle zwingen. Einmal an einem
heiligen Tag waren seine Kinder allein daheim, und wie sie so in altem
Geraffel kramten, fanden sie ein graues Buch und blätterten und buchstabierten
drin. Auf der Stelle war die ganze Mühle voller Teufel, und sie tobten
und fuhren mit glosenden Augen und lechzenden Zungen herum und wollten
die Kinder erwürgen. Der Müller saß gerade in der Kirche,
und es ließ ihn auf einmal keine Ruhe, drum stand er mitten im Hochamt
auf und rannte heim. Die Teufel keuchten ihm schon entgegen: "Sag
schnell, was begehrst du?" Da riß er sich den Pelz vom Leib
und warf ihn hin. "Zählt mir die Haare im Pelz!" Die Teufel
fielen darüber her und zählten. Derweil lief der Müller
in die Mahlstube und schüttete einen Sack Korn in den Bach. Es war
höchste Zeit. Schon standen die Teufel vor ihm: "Sieben Trillionen
und sieben Haare hat dein Pelz. Sag schnell, was du noch begehrst?"
"Bringt mir die Körner aus dem Bach zurück!" Im Hui
hatten die bösen Geister die Körner aufgefischt, und schon wieder
brausten sie den Müller an: "Sag schnell, was du noch begehrst!
Sonst zerreißen wir dich." Jetzt schaffte er an: "Hackt
alles Eis vom Weiher weg und tragt es auf den Hefenstein, dort droben
zündet es an und bringt mir die Asche davon!" Da heulten die
Teufel vor Wut über den Spott auf und fuhren in die Hölle und
nahmen als Rache das Mühlrad mit.
Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)