Schwarz und Grün

Wie noch der Teufel auf Gottes Erdboden umging, übernachtete einmal ein Jäger tief in den Rachelwäldern in einer verlassenen Holzhackerhütte. Mitten in der Nacht fuhr der Jäger aus dem Schlaf, der Teufel saß neben ihm und sagte: "He, Grünstrumpf, steh, auf, du mußt mit mir Wettlaufen!" Der Grüne war es zufrieden und setzte seine Seligkeit zum Pfand, der Schwarze herentgegen versprach eine Bärenhaut voller Geld, wenn der andere geschwinder sei als er. Sie wollten um die Hütte herumlaufen, und der Schwarze zählte: "Eins, zwei, drei, hui!" und sauste davon. Der Grüne aber blieb ruhig bei der Tür stehen, und als der Schwarze ums Haus herum daherschnaufte, lachte er ihm entgegen: "Du fauler Kerl, ich bin schon längst da!" Da verzweifelte der Schwarze an seiner Schnelligkeit, und er forderte jetzt den Grünen zum Raufen auf, wer stärker wäre. Der Grüne aber hob seine Büchse und schoß den Schwarzen nieder. Seither hatte der Jäger den sicheren Schuß: wie schnell auch der Hirsch sprang, wie hoch auch der Geier im Himmel hing, seiner Kugel entging nichts mehr.

Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)