Der Teichherr
Wo heute Kuschwarda liegt, war zu Urwaldszeiten der Ort Bärenloch. Dort war ein langer fester Damm gebaut, der hielt die schädlichen Wetterwasser an, daß sie das Land nicht verwüsteten. Über den Damm war ein Teichherr gesetzt, der hauste droben auf dem Turm Kunzwart. Der Teichherr aber hielt es mit den argen Rittern der Burgen Gans und Tusset und raubte die Säumer aus, die den Goldenen Steig zogen, und versteckte den Raub in den Klüften und Klunsen des Steinberges und kümmerte sich keinen Pfifferling um Damm und Teich. Aber einmal löste sich ein schweres Wetter, und weil der Teichherr die kleinen Wasserwehren und Weiher im Gebirg nicht rechtzeitig genug sperren ließ, so schwoll der Teich an und der Damm zerriß. Da wurde das ganze Böhmerland furchtbar überschwemmt bis Prag hinab, Leute und Vieh ertranken. Den Flecken Bärenloch nahm das Wasser mit und die Kirche versank. Die Bärenlocher retteten sich auf den Steinberg. Da ritt der Teichherr mit seinen Spießgesellen daher und sperrte die armen Leute in ein großes hölzernes Haus und zündete es an. Sie mußten alle verbrennen, die von seiner Schuld wußten. Er selber ließ seinem Roß die Eisen verkehrt aufnageln, daß ihn keine Spur verrate, und floh. Aber sie faßten ihn doch, und in Prag schlugen sie ihm den Schädel ab.
Wenn ein Unglück über Kuschwarda kommen soll, hört man tief in der Erde drin die versunkene Kirche läuten.
Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)