Teufel gegen Teufel

In einer Einöde bei Unterreichenstein lebte eine Wittib mit ihrer Tochter, und die zwei waren so tief im Elend, daß sie oft keinen Bissen Brot zu essen hatten. Einmal holten sie Holz aus dem Wald, und wie die Alte einen Strunk auseinander hackte, fiel ein Beutel heraus, und der strotzte von silbernem Geld. Ganz glückselig gingen die zwei heim, die bittere Not war aus. Als ihr Nachbar, ein neidiger Müller, das hörte, wollte er die Weiber um das Geld betrügen. Er hatte gerade eine schwarze Kuh schlagen müssen, und in die Kuhhaut wollte er sich wickeln und also den Teufel spielen und die Nachbarinnen schrecken, daß sie ihm den Beutel herausgäben. Wie aber die Wittib und ihre Tochter schliefen, kam ein fremder schwarzer Reiter daher, und er sprang vom Roß, schlich sich in die Stube und hockte sich drin zum Fenster und lauerte. Um Mitternacht kam der Müller, die Kuhhaut samt den Hörnern überm Kopf, und röhrte zum Fenster hinein: "Werft mir gleich das Geld heraus!" Da fragte der Fremde drin: "Wer bist du?" Der Müller schrie: "Ich bin der Teufel!" Da brüllte der Schwarze: "Und ich bin es auch!" Er sprang heraus und riß den Müller in Fetzen.

Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)