Die Teufelsmauer
Den Teufel verdroß das Stift Hohenfurt sehr; wenn die frommen Glocken läuteten, taten ihm die Hörner am Schädel weh. Die Mönche wollte er ersäufen wie die Ratzen. Zur Nacht sollten darum seine Gesellen in der Schlucht oberhalb des Klosters mit einer Mauer die Wulda schwellen. Sie warfen mächtige Felsbrocken übereinander, weit von den Gipfeln des Böhmerwaldes brachten sie die Steine daher. Der höllische Meister lümmelte auf einer Kanzel und hetzte sein Volk an und schleuderte zeitweise selber einen riesigen Felsen in den Fluß. Gegen die Frühe krähte irgendwo ein Hahn. Der Teufel lachte: "Schwarzer Hahn, da liegt mir nix dran!" Nach einer Weile meldete sich ein zweiter Hahn. Auch der irrte den Teufel nicht. "Roter Hahn, toter Hahn!" sagte er und trieb seine Scharwerker an. Schier wäre ihm sein Anschlag gelungen.
Da krähte es gegen das Morgenrot zum dritten Mal. Jetzt knirschte
der Böse: "Weißer Hahn, ich muß davon!" und
er brauste mit seinen Helfershelfern über die Wälder fort. Tags
darauf kam ein hohes Wasser daher, das zerriß die Mauer. Heute noch
sperrt das wilde Blockwerk den Fluß, und auf der Teufelskanzel ist
der Fuß des Satans allweil noch eingedrückt.
Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)