Verschaffte Geister
Bei den drei steinernen Sesseln ist ein öder unheimlicher See. In dem abgelegenen Wasser hausen viele verschaffte Geister, die in wilde Tiere verwunschen sind.
Ein Jäger verirrte sich im Mondschein und war auf einmal am See. Da legte er die Angel aus und fing bald eine Ferche, die hatte feurige Schuppen, und die Ferche warf er in einen Kessel und wollte sie sieden. Wie aber das Wasser unruhig wurde und rauchte, da wurde der Fisch immer lustiger und kecker, und er schnellte sich in die Höhe und schnalzte. Und überall sauste und rauschte es nun in den Lüften, und rührte sich doch kein Laub am Wald und regte sich keine Welle. Und es murrte aus dem Grund des Sees: "Es sind nit alle zu Hause! Der Einauger, der ist gefangen!" Da erschrak der Jäger und leerte den Kessel samt dem tollen Fisch in den See. Und gleich war die Nacht wieder todstill.
Ein Holzhacker ging einmal ganz allein durch den Dreisesselwald, und die Sonne war gerad verschienen. Da schrie eine rauhe Stimme vom See her:
"Alle sind schon do,
alle sind schon do,
nur der stutzet Stier geht o!"
Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)