Die wilde Jagd
In einem dicken Wald zwischen Seewiesen und Kochet hauste ein altes wunderliches
Weib ganz einschichtig und niemand war bei ihr als ein kleiner Hund, und
der war ihr recht lieb und vertraut. Einmal brauste in der Rauhnacht vor
Dreikönig die wilde Jagd über den Wald, und da gaffte und galmte
und juchzte es, als ob die Hölle ledig wäre, und der Hund in
der Stube witterte die Geister und fing an zu zittern und zu winseln und
drückte sich zaghaft an den Kittel des Weibes. Da mußte sie
über das furchtsame Wesen lachen und es fiel ihr ein Unsinn ein,
sie schob das Spinnrad weg, tat die Tür auf und rief: "Husch
auch du dazu, mein Pintscherl!" Jetzt heulte der Hund verzweifelt
auf und sprang in die Finsternis hinein und verscholl in dem Getöse.
In der Frühe lockte das Weib ihr Hündlein mit den liebsten Namen,
aber es kam nimmer. Seine Haut lag blutig und zerfetzt auf dem Dach.
Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)