Wilde Wallfahrt
Ein Mönch aus dem Kloster inKrummau wallfahrtete vortags zur Muttergottes
nach Gojau, und weil er etwas auf dem Gewissen hatte, wollte er dort beichten.
Die Nacht war noch nicht verwichen, und wie der Klosterbruder durch einen
anrüchigen Wald ging, sprangen Räuber aus einer Staude heraus
und fielen über ihn her, und einer schlug so fest mit dem Schwert
nach ihm, daß ihm der Kopf vom Hals sprang. Der Mönch war hin,
aber der blutige Kopf lebte weiter und rollte den Weg fort und kugelte
bergab, bergauf und schwamm durch den Bach und stöhnte allweil wieder
das eine Wort: "Beichten! Beichten!" Wie er in die Gnadenkirche
zu Gojau kam, nahm ihm der Pfarrer die Beichte ab und sprach ihn los,
und jetzt erst starb der Kopf.
Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)