Der Wunderbach
Beim Maushäusel fällt ein flinker Bach in die Ohe. Hoch droben
im Gebirg liegt ein Steg über dem Bach, und einmal ging eine Bäurin
mit einem Korb Eier über den Steg, die wollte sie am Markt feilbieten.
Da rutschte sie aus, und die schönen weißen Eier kugelten ins
Wasser und schwammen in dem abschüssigen Bach davon. Schnurstracks
lief das Weib ins Tal hinunter. Drunten wartete sie eine Weile, da trug
der Bach ein blitzblankes Ei vom Berg herab, und hernach schwamm ein zweites
daher und ein drittes und wieder eins, und so fing die Bäurin nach
und nach alle Eier wieder glücklich ein, und keines war zerbrochen.
Seither heißt der gute Bach der Wunderbach.
Quelle: Hans Watzlik, Böhmerwald-Sagen, Budweis 1921 (Böhmerwalder Dorfbücher, 5. Heft)