DIE SCHWURWIESE
Bei Mariazell ist eine dürre, unfruchtbare Wiese, die sogenannte Schwurwiese.
Einst hatten sich auf dieser Wiese drei Brüder zusammenbestellt und hatten dort einen feierlichen Schwur abgelegt. Seitdem sie diesen gebrochen, kam über diese Wiese der Fluch. In der Neujahrsnacht will man auch zwischen zwölf und ein Uhr an der Stelle, wo die drei Brüder einst gestanden waren, weinende Laute gehört haben, und solange diese dauern, neigen sich die Gräser zueinander, als ob sie etwas sagen möchten.
Andere nennen sie die Verdammte Wiese und sagen, nach dem Tod des Eigentümers haben sich die beiden Söhne um jene Wiese gestritten und sie haben einander verflucht. Von dieser Zeit an soll die Wiese nicht mehr getragen haben.
Bei anderen heißt die Wiese bei Mitterbach die Verwunschene Wiese. Man erzählt:
Drei Brüder hatten diese Wiese von ihrem Vater geerbt und stritten sich darum. Einer von ihnen stieß einen heftigen Fluch aus, wurde aber sogleich in einen Stein verwandelt und die anderen zwei Brüder versanken in die Erde. Zum Andenken wurde bei diesem Stein ein Kreuz gesetzt. Seit der Zeit wuchs kein Gras mehr auf dieser Wiese. Die Bewohner führten zwei Fuß hoch Erde darauf, um sie wieder fruchtbar zu machen, jedoch vergebens.
(Mündlich)
Quelle: Theodor Vernaleken, Alpensagen - Volksüberlieferungen aus der Schweiz, aus Vorarlberg, Kärnten, Steiermark, Salzburg, Ober- und Niederösterreich, Wien 1858