Der Tiroler Landreim, Teil 3


Von Georg Rösch von Geroldshausen, 1558

Der Tiroler Landreim, Teil 1
Der Tiroler Landreim, Teil 2

Der Tiroler Landreim, Teil 3
Der Tiroler Landreim, Teil 4

Danach werden über zwerchs
gelegt die Prügel des ganzen Werks.
Mit Grassach und Taxen durchzogen,
auf Schuhes Dicke zusammen gebogen.
Danach wird um den Haufen geführt

505

eine Wand, die das Grassach nicht berührt.
Dazwischen wird Lösch eingeschlagen,
dass sich das Feuer mag wohl betragen.
Wo dem Köhler Lösch nicht kann werden,
so nimmt er dafür halt gute Erden.

510

Wenn er dann den Kohlhaufen sieht
zu aller Notdurft zugericht,
dann macht er oben in der Mitten
ein Loch, hübsch zugeschnitten.
Mit Holzspänen füllt er dieses dann an

515

und lässt dann da das Feuer angahn.
Wenn die Späne sind in lichter Glut,
dann vermacht er alles wieder gut.
Und wo er Feuer braucht dennoch,
da sticht er mit einem Holz ein Loch.

520

Das Feuer tut sich drauf hinziehen,
tut vor dem Rückwind immer fliehen.
Das tut der Köhler, lässt nichts offen,
auf gute Kohl' war sonst nicht zu hoffen.
Lässt alles drei Tage brinnen,

525

fängt darauf an, gebrannte Kohl' zu gewinnen.
Den Haufen er darauf zerstört,
löscht die Kohle ab, wie es sich gehört.
Gewinnt so ein Fuder, oder mehr.
Lässt noch glühende Kohl' einen Klafter.

530

Vermacht das wieder mit Lösch eilends;
hernach er wieder das Feuer wendt,
ganz nach Gefallen hin und her,
bis keine Kohl zu brennen mehr.
Aber die stehenden Haufen fürwahr

535

haben eine ganz andere Art gar:
In der Mitte einen stehenden Baum,
um den man setzt das Holz geraum, —
hochauf, oder so weit man eben will.
In der Mitten hat das Feuer sein Spiel.

540

Daselbst ist es bald ausgebrinnen
und macht ein großes Loch innen.
Das füllt man mit Holz wieder ein.
Wenn es schlecht ist, ist nicht gut dabei sein.
Des Holzes Länge zum stehenden Haufen

545

soll sich auf fünf Schuh belaufen.
Liegende Haufen legt man an
von neun Schuh, so tut das Feuer schön gähn.
Die liegenden können Wind vertragen,
was man von stehenden nicht kann sagen.

550

Drum sieht der Köhler fleißig zur Sache,
ist Tag und Nachts stets auf der Wache.
Sind fromme Leute. Das Sprichwort sagt:
Des Köhlers Glaube den Teufel verjagt. —
Und so also die Holzkohl ist gebrennt,

555

so führt man sie zu dem Schmelzwerk behend.
Da wird oft verbraucht in einem Jahr
über zwölftausend Fuder ohngefahr.
Wieviele Wälder müssen zu Grunde gehen,
soll anders das Bergwerk bestehen.

560

Gewaltige Schmelzhütten sind erbaut,
die lassen sich dermaßen anschauen
als wäre jede ein Dorf gar groß,
zur Not alles Schmelzwesens bloß.
Darin viele Öfen zum Schmelzen stehn,

565

dadurch die Arbeiten gehn.
Schmelz-, Rost- und Saigeröfen, Treibherd,
die Arbeit sich gar oft verkehrt.
Die Arbeiter sind wohl losiert:
Einer, der allen Zeug probiert;

570

der andere hält ordentlich acht,
dass die Schichten werden recht vollbracht.
Der dritte sieht auf das Fürmaß.
Das Schmelzen geht ohne Unterlass
durch viele Öfen und Hände hin und wieder.

575

Da schüttet man auf, treibt es in die Nieder.
Erstlich wird geschmelzt der reine Stein
von dem Erz doch nicht gar allein.
Achtzehn Stär Erz werden vorgemessen,
drei Bahren Bleischlacken, und nicht vergessen,

580

eine Bahre Schiefer, das macht eine Schicht.
Darnach werden fleißig zugericht
reiche und arme Bleischichten und gesaigert.
Da wird Hartwerk, Krätze, Glatt und Härt,
Kienstöck, Kobold und der Stein verbleit,

585

welches im Abtreiben viel Silbers geit.
Die Hartwerk-Röst ist auch nicht klein,
gibt das Kupfer oder den Pürstein.
Das Schwarzkupfer die Röst tut machen,
in Gruben wird es gar bereit' zu allen Sachen.

590

Im Schmelzen sind der Unterschiede viel;
die Schmelzer halten ihr' Sach in Still'.
Die Zusätze werden ungleich zugericht,
im Fürmaß viele Änderung geschieht.
Den Schmelzer man billig loben kann,

595

der sich auf das Feuer tut wohlverstahn
und gut Unterschied in Erzen hat;
so geht alles Schmelzen von statt.
Da ist viel gutes, rußiges Gesind,
nach den Schichten und Bad trinkt es gar geschwind.

600

Aus Rattenberger Marmorstein,
zu allen Werken hübsch und rein,
das große Schmelzwerk ist wohl erbauen,
des Landesfürsten, das magst du schauen.
Und auf Kufstein ein festes Haus.

605

Im Kitzbühler feisten Winkel überaus,
allda ist ein Bergwerk, gewaltig groß,
gefunden in einem tiefen Moos.
Man muss gar tief darnach sinken,
dennoch tut es nicht ertrinken.

610

Die Richtschächte sind tief und gefahrlich,
an dreihundert Klafter tief wahrlich,
welche Teufe noch nicht tut klecken.
Daneben hat es lange Strecken,
der gewaltigen Klüfte, dem Erzgang nach;

615

die sind aufgefahren, zweifach.
Da gibt es der Knappen gar viel,
keiner der schlechteste sein will.
Die Stürzer und Wassergeber,
die Nachläufer und Anschläger,

620

die dürfen nicht lang umgaffen,
möchten sonst bald viel Nachteil schaffen.
Die Mannsfahrtleut sind müd und verdrossen.
Im Schram und in den Zechen reißt man gut Possen,
doch so lässt man nichts untergahn,

625

an der Arbeit hält man stark an.
Dieses Gesinde wagt Leib und Leben,
tut um eine Gefahr gar nichts geben.
Ihm schmeckt auch der Saft von Weinreben.
Käse vom Jochberg und von Sterzing,

630

Avisio und Stubaier gut klingen,
und derselben edle Erbsen,
Boden-, Virgen- und Valser-Kas,
Pfitscher, Pitztaler, — die sind raß —
und viele andere, die ihnen sind gemäß!

635

Auf dem Imster Markt gibts junges Vieh nach der Wahl,
auf dem Mieminger Berg gibts Holzkäufe ohne Zahl
und die feisten Murmeltiere im Ötztal,
— viel Flachs wächst daselbst zumal, —
Setzküchlein backt man überall.

640

Das Gericht Ehrnberg hat Federwildpret feist,
allda wird viel dem Almrausch nachgereist.
Die Tannheimer Holz und Kohle vertreiben.
Kriegsleute muss man auch lassen bleiben.
Von zwei Glashütten will ich Euch erzählen,

645

wie sie zu Trient und Hall sind zu sehen.
Mühlbacher Pfirsich, Klausner Brot,
Lienzer Birn', groß Kirschen, weiß und rot,
Brixener Äpfel, roter Sommerwein,
Buchensteiner Milch mögen wohl gut sein!

650

In der Stadt Bozen sind die Keller tief,
sind groß Markt' und Gewerb, dazu kurze Schuldbrief.
Auf Adels Hofrecht wird da gehalten
nach Adels Brauch, von Jungen und Alten.
Die Hauptstadt Meran bleibe bewahrt,

655

samt ihrer lustigen Landesart,
viele Adelswohnungen, und die nicht schlecht,
und, andrer Instanz, das gemeine Hofrecht.
Lana an der Etsch hat viel Preis
in fünf Stücken, das merk mit Fleiß:

660

an Heu, Wein, Treid, Fisch, Krebsen ist es reich
an der Etsch ist nicht bald zu finden seinsgleich.
Übertroffen wirds in keinem leicht,
in einem es die höchste Spitz erreicht:
wiewohl es an der Etsch hat viele Kesten,

665

sind die von Lana die allerbesten.
Bei Meran, auf dem Steinadler Kirchtag
nach Essen und Trinken ist viel Frag.
Auch jeder da Handel treiben mag
um Wein, Treid, Schmalz, Käs' und Vieh.

670

Nachfrag nach anderer Notdurft hebt sich.
Nur der Regen ist öfter hinderlich.
Bleibt es schön zum Kirchtag auf dem Gai,
ist an der Marr gut leben dabei.
Geht er vorüber ohn' Lärm und Klagen,

675

so kann man wohl von Wunder sagen.
Ultener Butter, diegenes Futter,
des Korns ist der Vintschgau eine Mutter;
hat auch große Spargeln zu früher Zeit.
Das Inntal köstliche Neunaugen geit.

680

Wachstum von Korn und Gras zwiefach
gibt der Kortscher-, Schnalser-, Silzer Bach.
Desgleichen Obermaiser Wal
führt Wasser krumm über Berg und Tal,
gibt Früchte, Wein und Korn ohne Zahl,

685

— doch müssen sie zuvor geraten all!
Kurtatsch und Etsch von mehrern Enden
tun in das römische Reich senden
Rauschholz, für gelbe Farbe benutzt nicht allgemein.
Danach die Nachfrag ist nicht klein.

690

Edle Zirbelnüsse geben
die hohen Berge, wenig die Eben.
Um den Patscherkofel, um Silz und andernorts
ist dieser Früchte ein wahrer Hort.
Unter Tarasp und am Laudeck fließen

695

edle Sauerbrünn', dem Menschen ersprießlich,
machen zum Essen angenehme Lust,
geben guten Atem, erleichtern die Brust.
Viel Wildbäder gibts, von edler Art,
die Gesundheit geben, so man ihrer gut wart'.

700

Steger Markt, Brunecker Kern gut,
Pustertal feiste Nudeln machen tut,
Welsberger Sensen, Toblacher Ruben,
Kupfererz hat Taufers und Vitriol-Gruben.
Glurns gibt schweren Salzes Kauf,

705

die Malser Heide feiste Felchen vollauf.
Die gibt auch der Heiterwanger See
und noch mehr edler Fische, das versteh.
Trienter Marmor und alter Wein,
— der Handel mit Salz und Seide ist klein —

710

seien gerühmt, wie das gastliche Schloß zu Pisein.
Passeier Tal gibt gute Nuss,
die Etsch Feigen und Mandeln im Überfluss;
Edelmelonen und Pfirsich dazu,
Kirschen, Marillen im Maien fruh.

715

Bestaunt sind Layener Weizen und Rittner Kornkäuf,
wie Maiser Zwiebeln und Grödner Loden steif;
auch Sarntaler Schwein, Traminer Wein,
Eppaner, und guter Lagrein.
Leitacher, Kalterer, Girlaner,

720

Missianer und Montanier,
Planitziger, Riederer und Grieser-Wein,
Akpfeifferer- und Sankt Gotthards-Wasser.
Schreckbühler und Rotten Yserer
sind an der Etsch weitaus die besten,

725

vorzusetzen Inländern und Gästen.
Neben diesen muss man fein
loben viel edle Kräuterwein
von Rosmarin und Hirschzungen
Krannebittbeeren, Schlehn, Tamarisken,

730

von Alant, Salbei, Nagerin und Zitwer
und des Wermuts lieblichen Bitter;
auch andre gute Kräuterweine mehr,
die belustigen den Menschen sehr.
Süß gesottene Weine zum Kochen,

735

Salzen und Senfen über die Wochen.
Die Etsch-Früchte, gar wohlgeschmach,
geben denen Italiens wenig nach.
Sälmling, Renken und Rutten vom Achensee,
Schabser resche Hasen, — im Land ist viel Schnee

740

zum Heuziehen und Schlittenfahren,
um das Vieh zu ernähren im Winter am Barren.
Reife Pomeranzen, Lemoni,
der Gardasee gibt gut Fisch und Zitroni,
die edlen Karplein, um ziemlich viel Geld,

745

die man sonst nicht findt in der Welt.
Rovereter künstliches Werk
von Samt und Seiden — das merk!
Dazu das feste Schloss auf dem Berg.
Korduanisch-Leder, krachend,

750


Erklärungen berg- und hüttenmännischer sowie allgemeiner Ausdrücke:

Vers

502 über zwerchs: quer

504 Grassach: Graß, Reisig
Taxen: Nadelbaumäste; Taxergrassach = Nadelholzspreu

508 Lösch: Asche

530 Fuder: 1 Fuder (Hohlmaß) = 1,81 ms; 1 Fuder Holzkohle = 720 kg

531 Klafter: 1,90 m hoch, breit und lang

547 5 Schuh = 1,5 m

549 9 Schuh = 2,70 m

559 12000 Fuder Holzkohle: 8640 t (etwa 9000 t)

560 — 561 sehr wahrer Spruch

565 zur Not: zum Bedarf

568 Saigerofen: Ofen zum Ausscheiden des Kupfers
Treibherd: Schmelzofen zum Trennen des Silbers vom Blei

570 Arbeiter: Hüttenarbeiter
losiert: geübt, bewandert

571 Zeug: Schmelzgut (der Zeug!)

574 Fürmaß: Aufgabegut, vorgemessene Erze, Holzkohlen und Zuschläge; auch Schmelzrezept (Möller- oder Chargenrezept)

575 kontinuierliches Schmelzen

578 reiner Stein: Reicher Stein = Rohlech; Kupferstein mit Kupfer- und Silbergehalt

580 18 Stär = 900 — 1260 kg; 1 Star (Hohlmaß = 50 — 70 kg Erz oder Haufwerk, je nach Feuchtigkeit und spez. Gewicht (Einzahl Star,  Mehrzahl Stär)

581 3 Bahren Bleischlacken: 570 kg; 1 Bahre  =  rd. 190 kg (180—200 kg) (Hohlmaß); Bahre = Traggewicht für Ofenbegichtung

582 1 Bahre Schiefer: quarzhaltiger Schiefer als Flußmittel, rd. 180 kg Schicht: Beschickung, welche im Ofen aufgegeben wird während einer Schicht (8 Stunden)

584 saigern: Kupfer ausschmelzen auf dem Saigerherd

585 Hartwerk: metallurgisches Zwischenprodukt bei der Kupferschmelzarbeit, das noch aus einer Zusammensetzung mehrerer Metalle oder Metallverbindungen besteht, woraus das Kupfer erst nach wiederholtem Schmelzen mit geeigneten Zuschlägen rein dargestellt werden kann; auch Schwarzkupfer mit 16 bis 18% Bleigehalt
Krätze: Gekrätze; Schmelzabfälle (Metalle und Metalloxyde), vermengt mit Kohlenasche
Glätte (Hart und Glatt): Bleiglätte; Bleioxyd als Zuschlag zum Verbleien beim Silbertreiben; das vom Treibherd kommende Blei in oxydiertem Zustand

586 Kienstöcke: schwer schmelzbare Schmelzreste, Legierung von Kupfer, Blei und Silber, die nach dem Saigern auf dem Saigerherd zurückbleiben
Kobold: bei der Roharbeit im Schmelzofen anfallendes Zwischenprodukt, diente als Zusatz beim Reichverbleien und Treiben, war silber- und kupferhältig
Stein-Verbleien: Schmelzen der kupfer- und silberhaltigen Erze mit Blei als Lösungsmittel

587 Abtreiben: Trennen des Silbers vom Blei auf dem Treibherd

588 Hartwerk-Röst: Röstofen oder Röststadel für Hartwerk

589 Pürstein: Kupferstein; metallurgisches Produkt, das beim dritten Abdarren anfällt, nur geringfügig silberhaltig ist, dann unter Zuschlag von Rohschlacken  zu Rohkupfer verschmolzen wird

590 Schwarzkupfer: Kupfer mit 91 — 95% Cu-Gehalt

591 bereitet: fertig gemacht

593 sehr bedeutungsvoll: die Schmelzkunst war damals eine Geheimkunst

605 Gemeint ist die Hütte Brixlegg, welche zu Jahresende 1963 ihren 500jährigen Bestand feiern konnte; Brixlegg gehörte damals zu Rattenberg

606 festes Haus: Festung

607 feist: erträglich, ergiebig, Ausbeute gebend; feister Winkel = reiche Stelle, reiche Gegend

608 Bergwerk: Bergbau Röhrerbühel bei Kitzbühel: war im 16. Jahrhundert ein berühmter Kupfer-Silbererzbergbau. Seine Haupt-Ausbeute fällt in die Zeit 1540 bis 1632. In den ersten 25 Jahren seines Bestehens, bis 1565, die als die besten anzusprechen sind, wurden jährlich rd. 2000 kg Silber und 420 t Kupfer gewonnen. 1744 wurde der Bergbau stillgelegt. Versuche zur Wiedergewältigung nach dem Zweiten Weltkrieg scheiterten an zu geringer Teufe des Untersuchungsschachtes. Die Gesamterzeugung am Röhrerbühel lässt sich auf etwa 20 000 t Kupfer und über 100 t Silber schätzen. Die tiefsten Schächte waren der Danielschacht (855 m) und der Geistschacht (886 m). Dies sind Rekordleistungen für das Schachtabteufen mit Schlägel- und Eisen-Arbeit (siehe 613)

612 Richtschacht: steiler, tonnlägiger Schacht, in der Lagerstätte aufgefahren (also nicht senkrecht oder saiger)

613 300 Klafter: rd. 600 m; in Wirklichkeit war der Geistschacht 886 m tief; es ist dies die größte Teufe eines von Hand aus mit Schlägel- und Eisen-Arbeit niedergebrachten Schachtes, bis zum Jahr 1872 war er überdies der tiefste Schacht der Welt — eine überragende technische Leistung!

614 klecken: wie 395

615 Strecke: bergmännische Auffahrung; Streichstrecke: in der Richtung des Erzganges

620 Stürzer: Erzausschütter
Wassergeber: Wasserheber, auch Arbeiter beim Wasserrad, der das Aufschlagwasser beim Rad zugibt oder regelt

621 Nachläufer: Förderer
Anschlager: stürzen das Erz beim Schacht in die Fördertonne und geben Zeichen (Signal) zum Hochziehen

625 Schram: schmaler ausgehauener Erzgang (oder im Tauben gehauen), hier soviel wie Abbau
Zeche: Abbau

631 Käse (Originaltext Zygr)

632 Avisio (Eweis) im Fleimstal

634 Boden im Lechtal

635 raß = scharf

641 Setzküchlein: kleine Krapfen

644 Kohle: Holzkohle

662 Treid: Getreide, Korn

666 Kesten: Kastanien

674 Gai: freies Feld

681 Neunaugen: Fischgattung

683 Bachnamen; Schnalsertal im Vintschgau

690 Rauschholz : zum Gelbfärben verwendet; wahrscheinlich das Strauchholz der Rauschbeeren, auch Sumpfheidelbeeren oder Trunkelbeeren; diese sind die Früchte von Vaccinium uliginosum; die Früchte gelten immer wieder als giftig; eine Umfrage bei der Bevölkerung in Kärnten und Salzburg hat jedoch ergeben, dass die Früchte dort überall gegessen werden. Möglicherweise ist unter Rauschholz vielleicht auch das Rauschbeerkraut, Folia Myrtilli, vielleicht auch Rauschhanf, Herba Cannabis indicae, ein Suchtgift, zu verstehen; das Rauschkraut ist Folia Uvae ursi. — Möglicherweise wurde unter „Rauschholz" auch Kreuzdorn (Rhannus catharica) oder Ginster (Genista tinctoria) verstanden

696 Tarasp im Engadin (heute Schweiz), gehörte damals zu Tirol
Laudeck: Sauerbrunn von Ladis, bei Landeck

704 Welsberg im Pustertal

705 Vitriol: kupfersalzhaltiges Grubenwasser

707 Felchen: Fischart

711 Seide: Seidenraupenzucht in Rovereto

720 — 725 verschiedene Weinsorten

732 Alant: Radix Enulae; verschiedene Arten: Deutscher Alant, Echter, Sperriger, Wiesenalant; Kraut, Beeren, Blumen, Blüten, Rinde sind Gift, die Wurzeln sind ölhaltend (Radix Enulae). Das Wurzelöl wird medizinisch als auswurfförderndes und harntreibendes Mittel verwendet; frühere Bezeichnung: Inula helenium

Zitwer: Drogenpflanze, Curcuma Zedoarla; es gibt verschiedene Arten: Deutscher Zitwer, Falscher, Langer, Runder; im Jahr 1836 (Arzneimittellehre von Carl Damian Schroff) lautete die Bezeichnung: Acorus ealamus; aromatisch riechender, dicker, verzweigter Wurzelstock, der schwertförmige, über 1 m lange Blätter trägt, mit dem Aaronstab nahverwandte Pflanze; kommt aus Ostasien, Indien und Atlantische Küsten. Der habsburgische Leibarzt Matthiolus hat diese Wurzel im Jahr 1557 in Prag in die Medizin eingeführt, soll die ersten Exemplare vom kaiserlichen Gesandten aus Konstantinopel erhalten haben. Verwendung: Deutscher Zitwer: als Tee, angeblich krampfstillend und appetitanregend, ätherisches Öl, aus dem Wurzelstock destilliert, als magenstärkendes Mittel, weiters in der Gegenwart für Calmus-Likör, auch im Roßbacher-Magenbitter enthalten

736 — 737 Noch heute sind zum Einmachen von Gurken Salz, Senf und süßer Wein z. B. nötig

741 Schabs bei Brixen

743 am Barren: im Stall

746 Karplein: Fischart (möglicherweise Karpfen)

748 Rovereto (Rovreit, Rovereit)

751 Korduanleder: pflanzlich gegerbtes Saffianleder (sumachgares Ziegenleder), meist schwarz gefärbt und genarbt, als feines Taschnerleder begehrt

weiter zu Teil 4

Quelle: Franz Kirnbauer, Der Tiroler Landreim (1558), Wien 1964.
© digitale Version: www.SAGEN.at