24.
Dezember

Adam, Eva, Adela, Christoph

Wie's Adam und Eva spend't,
bleibt das Wetter bis zum End.

Ist die Christnacht hell und klar,
folgt ein höchst gesegnet Jahr.

Wenn Christkindlein Regen weint,
vier Wochen keine Sonne scheint.


Adam und Eva © Berit Mrugalska
Adam und Eva unter dem Baum der Versuchung
Südwand von St. Magdalena im Gschnitz, Anfang 13. Jh.

© Berit Mrugalska, 16. Juli 2005

Brauchtum am heiligen Abend:

Von der Christschau und Knecht Ruprecht:

Im Erzgebirge (Eisenberg) erscheinen am Weihnachtsabend der h. Petrus und Ruprecht. Letzterer tritt, nachdem er von Petrus gerufen ist, in schwarzer Verkleidung, mit Ruthe und Sack herein und spricht:

Ich komme geschritten.
Hätt' ich ein Pferdlein,
so käm' ich geritten;
Ich hab' wohl eins im Stalle stehn,
aber es kann nicht über die Schwelle gehen.

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Oesterreich, Theodor Vernaleken, Wien 1859, Nr. 7, S. 286.

*

In Mank (Nieder-Österreich) besteht die Sitte, dass am heiligen Abend nach dem Ave-läuten und nach den üblichen Gebeten die ganze Bauernfamilie, welche den Tag über gefastet hat, sich zu Tische setzt. Alles bleibt still und ruhig, bis der Hausvater abermals das Tischgebet gesprochen und dem Gesinde das Zeichen zu spielen gegeben hat. Kaum hat man einige Stunden gespielt, so wird heftig an der Hausglocke gezogen. Wer ist's? - Und bald die Antwort "die Christschau". Es treten zwei Kirchenbuben mit rothen, langen Kleidern herein; ihnen folgt ein mächtiger Kasten, von einem alten Kirchendiener getragen. Schnell ist einkleines Gerüst aufgerichtet, der Kasten daraufgestellt und alle Vorbereitungen werden getroffen, "den Christ" zu zeigen. Unterdessen haben sich alle Hausbewohner um den Kasten versammelt und betrachten ihm mit neugierigen Blicken. Endlich wird das Brett weggeschoben und es zeigt sich eine liebliche Gegend mit Hirten, Jägern, den drei Königen, und im Hintergrund der Stall.

Die Zwei Bauernbuben, welche mit Lichtern vor dem Kasten stehen, fangen nun mit heller Stimme zu singen an:

"Da Christ da is kuma,
hot Sinden uns g'numa,
hot von Daif'l befraid,
dö Kinda und Lait!"

Hat der alte Kirchendiner alles, was da Bild zeigt, erklärt, so beginnen die Kirchenbuben abermals, wie folgt:

"Dö Hird'n af'n Fäld,
dö hona bloßd in d'Wäld
unsarn Christ.
Dö drai Kini hon brocht
Golg, Mirra und Wairauch in Brocht
unsarn Christ.
Get's bringt's erm a wås
a Gäld oda so wås
Unsarn Christ."

Darauf legt jedes anwesende [sic] ein Geldstück in eine Büchse.


Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Oesterreich, Theodor Vernaleken, Wien 1859, Nr. 9, S. 289f.

Geburt Christi © Berit Mrugalska
Geburt Christi, gotische Schnitzgruppe, Magdalenenkapelle, Hall in Tirol
Predella vom Flügelaltar aus St. Magdalena im Halltal, um 1490
VGL. DEHIO-Tirol, 1980, S. 309
Zwei Engel halten das Spruchband: gloria in excelsis deo (Ehre sei Gott in der Höhe)
© Berit Mrugalska, 26. Jänner 2004


Vom Bäumeschatzen:

Im nördlichen Theile von Nieder-Österreich ist das Bäumeschatzen im Gebrauch. Wenn nämlich das Festmahl am heiligen Abend zu Ende ist, so wird das Tischtuch nicht abgetragen, und es bleiben die Nuß- und Äpfelschalen auf dem Tische liegen, bis man um Mitternacht zur Christmette geht. Dann werden die Überbleibsel genommen und im Garten an die Stämme der Obstbäume geschüttet. Man "schatzt" dadurch die Bäume und sie tragen dafür im nächsten Jahr desto reichere Frucht.

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Oesterreich, Theodor Vernaleken, Wien 1859, Nr. 10, S. 290


Vom Mettenheu:


Bevor der Bauer zur Christmette geht, macht er ein Bündel heu ("Mettenheu") zurecht und legt es auf den Mist, wo es bleibt, bis er von der Kirchenfeier heimgekommen ist. Dann nimmt er das Heu und gibt es dem Vieh im Stalle zu fressen, damit es vor Hechserei [sic] und Seuche bewart bleibe.

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Oesterreich, Theodor Vernaleken, Wien 1859, Nr. 11, S. 290

Sagen vom heiligen Abend:

Wasser wandelt sich in Wein:

In Nieder-Österrecih (z. B. Amstetten u. a. D.) herrscht der Glaube, dass alle Brunnen in der heiligen Nacht um die zwölfte Stunde anstatt Wasser den besten Wein enthalten. Ein Knecht, der davon gehört hatte, wollte sich einen guten Tag machen und gieng daher um die zwölfte Stunde zum Brunnen und fing an zu schöpfen. Da erhielt er von unsichtbarere Hand eine so derbe Maulschelle, daß ihm hören und sehen vergieng.

Auch in Deutschböhmen glaubt man, dass ich in der Christnacht Wasser in Wein verwandle. Die haben's erfahren, welche absichtslos dazu gekommen sind. Ein Mädchen aber, welches in dieser Absicht um 12 Uhr an das Wasser gieng, und nachdem sie gekostet, ausrief: "Jetzt ist das Wasser Wein," vernahm eine Stimme aus dem Wasser: "und dein Kopf ist mein." Nie hat man das Mädchen wieder gesehen.

Auf ähnliche Weise sind auch in Nieder-Österreich manche für ihren Frevel gestraft.

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Oesterreich, Theodor Vernaleken, Wien 1859, Nr. 12, S. 290f


Tiere reden:

In Ober- und Niederösterreich und dem angrenzenden Ungarn glaubt man, dass um 12 Uhr in der Christnacht alle Thiere reden können. Die Thiere stecken die Köpfe zusammen, und theilen einander mit, was sie während des ganzen Jahres erduldet haben und was sie im künftigen Jahre erwarten. Viele Bauern wagen es nicht, in dieser Nacht die Thiere zu benützen; das reden, meinen sie, sei die einzige Freude, die ihnen Gott gewährt habe; das reden müsse sie entschädigen für die Last des ganzen Jahres. Oft horcht man an der verschlossenen Stallthür, ob man nicht etwas von dem Thiergespräche erlauschen könne. Allgemein erzählt man, dass Pferde ihrem Horchenden Herrn seinen baldigen Tod vorhergesagt haben.

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Oesterreich, Theodor Vernaleken, Wien 1859, Nr. 13, S. 291

Siehe auch Venedigermandl macht Räuber g'froren

Siehe auch Die in der Christnacht umgehen

Siehe auch Von der verwunschenen Alm

Siehe auch Die Rauhnächt


Siehe auch ALANT (Inula helenium)

Volksglauben am heiligen Abend:

Um den künftigen Ehepartner und den Hochzeitstag zu erkennen:

Die jungen Mädchen gehen in der Christnacht zum Schweinstall und pochen. Regt sich nichts, so ist's ein Zeichen, daß sie im folgenden Jahr noch keinen Mann bekommen; grunzt das alte Schwein, so bedeutet dieß, dass ein älterer Mann das Mädchen heiratet; rührt sich aber ein junges Schwein, so wird ein junger Mann um die Pocherin werben.

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Oesterreich, Theodor Vernaleken, Wien 1859, Nr. 1, S. 329

*

Das Mädchen begiebt sich in der heil. Nacht in den Hausgarten und macht den Zaun entlang drei Schritte; beim dritten fasst es den nächsten Zaunstecken und bindet ihm ein Band um. Am Morgen wird gesehen, wie der Pfahl aussieht. Ist er verkrüppelt, so wird das Mädchen eine bucklichen zum Mann bekommen; ist aber der Zaunstecken schön gerade, so wird auch der Zukünftige ein hübscher Bursche sein.

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Oesterreich, Theodor Vernaleken, Wien 1859, Nr. 2, S. 329

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Die Mädchen, welche ihren künftigen Bräutigam sehen wollen, nehmen in der Christnacht ein neues Thongeschirr, füllen es halb mit Linsen, halb mit Wasser. Dann wird ein Deckel darauf gelegt, und dieser mit Lehm verklebt. Noch vor Mitternacht wird das Gericht gekocht, das Esszeug verkehrt auf den Tisch gelegt, ein Stuhl mit den Füßen nach aufwärts wird an den Tisch gelehnt. Die Linsen werden angerichtet, und das betreffende Mädchen geht nun aus dem Zimmer, und schaut von außen durch ein Fenster hinein. Wird sie das künftige Jahr heiraten, so erscheint alsbald der Bräutigam. Er setzt sich and en Tisch, verzehrt die linsen, und entfernt sich wieder. Im Fall die lauschende Person nichts sieht, wird sich auch kein Freier finden. Um eine glückliche Ehe zu haben, muß sie alle Geräte vernichten, welche ihr bei der Bräutigamsschau gedient haben, und darf höchstens Tisch und Stuhl davon gehalten. (Ungarn, Vesprimer Comitat.)

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Oesterreich, Theodor Vernaleken, Wien 1859, Nr. 4, S. 330

*

Am Vorabende des heil. Christtages schreiben heiratslustige Mädchen die Namen der ihnen geneigten Burschen auf Zettel, fügen einige unbeschriebene hinzu und legen sie dann unter ihre Kopfküssen [sic]. Wenn sie in der Nacht das erste Mal erwachen, ziehen sie einen Zettel hervor; ist er mit keinem Namen beschrieben, so werden sie sich in diesem Jahre nicht verheiraten, steht aber ein Name darauf, so werden sie denjenigen Burschen heiraten, der den auf dem Zettel geschriebenen Namen trägt.

Andere kehren den Staub in der Stube zusammen und tragen diesen in den Hof hinaus, setzen sich darauf und von welcher Seite her zuerst ein Hahn kräht, von daher werden sie einen Mann bekommen.

In andern Ortschaften stellen sich die Dirnen im Hofe oder Garten in einem Kreis, verbinden sich die Augen, drehen sich mehreremal herum, nehmen einen Schuh in den Mund, werfen ihn drehend in die Höhe und zu welcher Dirne er innerhalb des Kreises fällt, die wird nie heiraten. Dieses werfen wird von jeder wiederholt.

Noch eine andere Art ist folgende:

So viele Dirnen sind, so viele Säckchen werden gemacht; in manche Säckchen kommt Asche, in die andern kommt Mehl, und nun zieht jede Dirne ein Säckchen, erwischt sie ein Säckchen mit Mehl, so wird sie überaus glücklich sein, erhält sie aber ein mit Asche gefülltes, so wird sie ihr Leben lang unglücklich und bald sterben. (Jetzelsdorf in Nied. Österr.)

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Oesterreich, Theodor Vernaleken, Wien 1859, Nr. 5, S. 330

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Zu Weihnachten werfen junge Mädchen Strowichse, Schuhe u. dgl. Auf blätterlose, klein Bäume; bleiben sie gleich das erste Mal auf dem Baume hängen, so heiraten die Mädchen künftiges Jahr; müssen sie es aber mehreremale thun, so bleiben sie noch eben so viele Jahre unverheiratet. (Warnsdorf Böhmen.)

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Oesterreich, Theodor Vernaleken, Wien 1859, Nr. 22, S. 338

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Tischtuch vor dem Haus auszubeuteln. Geht ein Mann, während sie das Tuch schütteln, vorüber, so wird sie entweder diesen selbst, oder einen seines Standes heiraten. (Dalleschitz.)

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Oesterreich, Theodor Vernaleken, Wien 1859, Nr. 33, S. 340

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Wenn am Weihnachtsabende (in Schlesien) jeder seinen Mohnstritzel erhalten hat, so bricht das Mädchen, welches erfahren will woher ihr Bräutigam kommt, ein Stück davon ab, gibt es dem Hunde, und jagt ihn vor das Hausthor. Das Mädchen glaubt nun, der Bräutigam komme von der Seite, wo der Hund hinspringt [sic].

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Oesterreich, Theodor Vernaleken, Wien 1859, Nr. 9, S. 331

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Am Christabend bekommt jeder 3 Äpfel und Nüsse. Ein Apfel wird zum Apfelschneiden verwendet. Die Magd begibt sich mit einem Apfel, den sie aber noch nicht mit der bloßen Hand berührt hatte, in die Küche oder in eine finstere Kammer und schneidet denselben, nachdem sie ein Vaterunser vor- und rückwärts gebetet, mit dem Rücken eines Messers entzwei. Dabei spricht sie:

In zwoa Dail schnaid i dih,
Zaig ma's Lieb I bid schen dih.

Die linke Hälfte des Apfels wird hinter die Thüre gelegt, die rechte aber wird im Mieder verborgen. Sieht man nun um 12 Uhr Nachts hinter die Thür, so kann man sein Lieb sehen. (Mank in Nied. Österr.)

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Oesterreich, Theodor Vernaleken, Wien 1859, Nr. 10, S. 331f

Um Gewissheit über die Zukunft zu bekommen (losen gehen):

Im südlichen Böhmen (Prachatitz legen die Mädchen am heil. Abend das Tischtuch zusammen, begeben sich in's freie [sic] und legen sich mit dem Kopfe auf das Tuch. Hören sie läuten, so stirbt bald eine von ihnen; diejenige welche musizieren hört, wird bald heiraten u. s. w. Das nennen sie lusen [sic] gehen.

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Oesterreich, Theodor Vernaleken, Wien 1859, Nr. 6, S. 331

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In der Christnacht wird auf einem Kreuzweg ein Kreis aus geweihter Kreide oder aus geweihten Steinen gemacht. In die Mitte dieses Kreuzes setzt sich der losende [sic] auf ein Gebetbuch mit gekreuzten Füßen und eingezogenen Daumen. Schlag zwölf Uhr betritt er den Kreis, geht dreimal im Kreise herum, einmal rechts, dann links und zuletzt noch dreimal. Keine Gewalt darf ihn aus diesem Kreise bringen, denn verlässt er denselben vor ein Uhr, so ist es um sein Leben geschehn.

Sehr groß aber sind die Anfechtungen, um ihn aus dem Kreise zu vertreiben: man gewart Hunde mit glühendrothen Augen, welche gegen den kreis laufen, feurige Wagen, welche sehr nahe vorüberfahren, ein grässliches ohrenzerreißendes Geschrei. Der Zwecke des loßens ist, einen Blick in die Zukunft zu thun. Wie ein Nebelbild sieht der Loßer die Zukunft vor sich stehen, er kann jedoch die einzelnen Personen sehr leicht erkennen. Anders ist das loßen an Bächen:

Um zwölf Uhr stellt man sich mit dem Rücken dgegen den Bach, eine geweihte Kerze vor sich haltend, und wartet auf das, was da kommen soll.

Dieses gibt dem loßenden nur über seine eigenen Person Aufschlüsse, während das erstere ihm die Zukunft von allen bekannten Leuten vor Augen stellt. (Mank in Nied. Österr.)

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Oesterreich, Theodor Vernaleken, Wien 1859, Nr. 12, S. 333

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In der Christnacht geht man schweigend und ohne sich umzusehen auf einen Kreuzweg, macht mir geweihter Kreide einen Kreis und verweilt darin von 12-1 Uhr. Vermag jemand die Drohungen der bösen Geister unbeacht4ete zu lassen, so kann er in die Zukunft sehen, z. B. aus der gestalt der Wolken schließt er auf sein künftiges Schicksal; wird jemand bald sterben, s o sieht er Feuer auf seine Hause.

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Oesterreich, Theodor Vernaleken, Wien 1859, Nr. 36, S. 340f

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Derjenige, von dem man am heiligen Abend beim Lichtmachen keinen Schatten sieht, stirbt im künftigen Jahre. (Komotau in Böhmen)

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Oesterreich, Theodor Vernaleken, Wien 1859, Nr. 39, S. 341

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Bei dem s.g. "Lichtelschwimmen" befestigen mehrere Personen kleine Wachskerzen in Nussschalen, die auf Wasser gelegt werden. Der jenige, dessen Licht zu erst erlischt, stirbt vor den übrigen. (Daselbst)

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Oesterreich, Theodor Vernaleken, Wien 1859, Nr. 23, S. 338

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Wenn am heiligen Abend in Dallewschitz in Mähren gefastet wird, so bringt die Hausfrau verschieden Fastenspeisen herein, und nachdem man sich satt gegessen, erhält eine jede Person einen Apfel, den schneidet sie in der Mitte entzwei; geschieht dieses ohne ein Körnlein zu verletzten, so wird diese Person das nächste Jahr gesund bleiben, im entgegengesetzten Falle aber entweder krank werden oder gar sterben.

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Oesterreich, Theodor Vernaleken, Wien 1859, Nr. 27, S. 338

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In der Christnacht begibt man sich auf einen Kreuzweg während der Mette, welche um 12 Uhr Nachts abgehalten wird. Im Mittelpunkt der sich kreuzenden Wege spricht man ein kurzes Gebet und wählt sich einen Weg. Während des gehens [sic] lauscht man aufmerksam, hält das Ohr öfters zur Erde, und achtet auf alle Gegenstände umher. So sieht und hört man verschiedenes, welches sich im nächsten Jahre zutragen wird. Hört man z. B. in der Erde trommeln, so bedeutet dieses Krieg; sieht man auf iregend einem Hause einen rothen Hahn, so zeigt dieser Feuer an; hört man in einem Hause ein Brett Fallen, so bedeutet dieses, dass im nächsten Jahre in demselben Hause jemand sterben werde; jauchzen und jubeln deuten sie auf eine gute ‚Ernte im nächsten Jahre u.s.w. Spricht aber jemand irgend ein Wort, so erhält er von unsichtbarer Hand eine derbe Ohrfeige und das geheimnisvolle sehen und hören ist vorbei. Dieses dauert aber nur so lange als der Priester das Evangelium liest.

Das nennen die Leute "losen gehen." (Mank in Nieder-Österreich.)

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Oesterreich, Theodor Vernaleken, Wien 1859, Nr. 15, S. 334f

Vom Zauber in der Christnacht:

Ein anderer abergläubischer Gebrauch, der aber jetzt nicht mehr üblich ist, wohl aber noch lebhaft in dem Gedächtnis der Landleute lebt, ist die Entzauberung jener Tannenbäume, deren Nadeln in der Christnacht gekreuzt sind. Die Insassin eines solchen Tannenbaumes ist immer eine sehr junge Dirne, welche auf ihre Schönheit zu stolz war und durch eine Hechse [sic] verzaubert wurde.

Jene Burschen, die eine von den Dirnen in der Gegend nicht als Braut heimführen wollen, suchen in der Christnacht solche Tannenbäume, und schlagen den Wipfel des Baumes ab. Dieser Wipfel muß während der drei Messen des nächsten Tages unter dem Altar verborgen werden, damit er entzaubert werde. An der Stelle des Tannenbäumchens findet man dann die entzauberte Dirne.

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Oesterreich, Theodor Vernaleken, Wien 1859, Nr. 13, S. 333f

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In der Christnacht ist an demselben Orte auch das Goldapfeln im Gebrauch. Es wird nämlich ein Apfel in Gottesnamen zur Erde geworfen und nach abbeten eines Vaterunsers mit dem linken Fuße rückwärts in den nächsten Bach geschleudert. Um 12 Uhr begibt man sich an jene Stelle, und sucht betend den Apfel. Ist man aber um ein Uhr noch nicht wieder unter den Dachtraufen seines Hauses, so kann man nie wieder trinkbares Wasser aus dem Bache schöpfen. Hat man den Apfel aber glücklich gefunden, so wird er mit Salz und Brot an einen verborgenen Ort gelegt, wo er dann am andern Morgen als ein goldener gefunden wird. Nach einigen Angaben verkleinert sich der Apfel und wird wie Nadelkopf. Trägt ein Mädchen diesen goldenen Apfel im Haar, so werden ihm alle Burschen geneigt. (Mank in Nieder-Österreich).

Quelle: Mythen und Bräuche des Volkes in Oesterreich, Theodor Vernaleken, Wien 1859, Nr. 14, S. 334



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