Der goldhaarige Gärtnersbursche.
Wo war's, wo war's nicht, es war einmal ein armer Mann, und der hatte
ein Dutzend Kinder. - Von diesem armen Mann konnte man fürwahr sagen:
er hatte nur das liebe Leben, auf der Brust sein Brot, auf dem Rücken
sein Haus. Sein ältestes Söhnchen war schon dreizehn Jahre alt;
der musste also schon flügge werden. So verdingte er ihn als Pferdeknecht
bei einem Mann, der so ehrenwert und gutmütig war, dass selbst seine
Neider nur Gutes von ihm sagen konnten.
Da der Knabe sich gut führte, so nannten sie ihn "mein lieber,
kleiner Knecht"; aber er verdiente es auch, denn er sorgte für
das ihm anvertraute Vieh so gut, als ob es sein eigen Hab und Gut gewesen
wäre. Wenn er vom Feld, wenn er aus dem Wald nach Hause kam, rührte
er für sich nicht einen Bissen an, nicht soviel, wie das Schwarze
unter meinem Nagel, bis er nicht die Pferde ausgespannt, angebunden und
gefüttert und getränkt hatte; aber er brach auch noch den Bissen
im Munde entzwei und gab seinem Pferde die Hälfte.
Der Ruf von unserm Hans 1) verbreitete sich nun, was für ein tüchtiger,
rechtschaffener Mensch er sei, so dass, wenig gesagt, zehn Herren sich
gefunden hätten, die ihn jeden Augenblick angenommen hätten;
doch er ging zu keinem (aber sein Herr hätte ihn auch nicht fortgegeben,
auch nicht für ein blindes Pferd). Er ging aber darum zu keinem von
ihnen, weil in Hansens Dorf ein Teufelsmüller wohnte, in dessen Mühle
jede Nacht, die der liebe Gott werden liess, die Hexen kamen, um Unkraut,
Wachtelweizen und Wicke zu mahlen, und das mischten sie unter das Mehl
der armen Leute; darum haben die so schwarzes Brot. Aber das wusste keine
Menschenseele, nicht einmal der Pfarrer wusste das, obgleich der doch
ein schriftkundiger, kluger Mann war. Also ich sage, dieser Teufelsmüller
zauberte und behexte unsern Hans, so dass, als das neue Jahr herankam,
"unser kleiner Knecht" sich bei ihm als Pferdeknecht verdingte.
"Nun, mein lieber Sohn," sagte der Teufelsmüller, "im
Stall sind zwei Pferde; nur auf die richte deine Sorge, bürste sie,
striegle sie; an nichts anderes denke!"
Drei Wochen waren sie hübsch ruhig beisammen gewesen; aber als die
vierte angebrochen war und der Müller zur Kirche gehen wollte, trat
er in den Stall und sprach zu unserm Hans:
"Hör, mein lieber Knecht!"
"Was befiehlst du, mein lieber Herr?"
"Nichts anderes als dies: dort auf dem Boden sind hundert Kübel
Hafer; wenn du, während ich in der Kirche bin, damit die beiden senkrückigen
Pferde nicht so mästest, dass ihnen das Wasser auf dem Rücken
steht, so geht's dir schlecht!"
Nebenbei sei gesagt, dass des Müllers eines Pferd, der Schimmel,
ein Tatosch war; aber davon wusste Hans nichts.
Als der Müller zur Kirche gegangen war, legte sich unser Hans auf
den Schimmel und schluchzte so bitterlich, dass sogar der Mörtel
von der Wand plumpste. Das Tatoschpferd hatte Mitleid mit dem Ärmsten
und fragte ihn: "Was weinst, was schluchzst du so bitterlich, mein
lieber Herr?"
"Wie sollte ich nicht weinen, wie sollte ich nicht schluchzen, mein
liebes Pferd; hat doch mein Herr befohlen, dass ich euch, während
er in der Kirche ist, so mästen soll, dass euch das Wasser auf dem
Rücken stehe!"
"Wenn nur das dein Kummer ist," tröstete ihn das Tatoschpferd,
"so soll deine kleinste Sorge grösser sein als die! Mach dich
geschwind an die Arbeit und bringe uns soviel Hafer, wie der Trog nur
fasst! Wenn dich dann dein Herr fragt, ob du die Pferde gemästet
hast, so sei dies dein Wort und deine Rede: was ich thun konnte, habe
ich gethan, und ich habe nicht geruht, bis ich den Trog bis zum Rande
gefüllt hatte; aber ich kann nicht wissen, ob Euer Hafer die Eigenschaft
besitzt, dass er das Pferd auf der Stelle mästet."
So geschah's auch. - Hans schleppte den Pferdetrog voll mit dem guten
Hafer, von dem das Pferd so guter Laune wurde wie der Mensch von gutem
Wein, und dann kümmerte er sich nicht weiter darum.
Nun kam der Müller heim aus der Kirche. Sein erstes war, dass er
schnurstracks in den Stall stürzte, wo auch sein erstes Wort war:
"Komm her, Hans! hast du gethan, was ich dir befohlen habe? Sind
die Pferde fett geworden?"
"Was ich thun konnte," antwortete Hans, "habe ich gethan;
ich habe nicht geruht, bis ich den Trog bis zum Rande gefüllt hatte;
aber ich kann nicht wissen, ob Euer Hafer die Eigenschaft besitzt, dass
er das Pferd auf der Stelle mästet."
Der Müller sah sofort, mit wem er es zu thun hatte; ein Wort ist
nicht viel, aber nicht einmal soviel sprach er, und auch das sagte er
leise, sondern er ging geradewegs in die Mühle.
Nun kam auch der zweite Sonntag heran. Der Teufelsmüller rüstete
sich wieder für die Kirche; aber ehe er fortging trat er zu Hans
in den Stall und sprach zu ihm:
"Höre, mein lieber Knecht!"
"Was befiehlst du, mein lieber Herr?"
"Nichts anderes als dies: siehst du, dort auf dem Hof ist ein grosser
Misthaufen von hundert Fuhren. Wenn du damit die beiden senkrückigen
Pferde nicht so mästest, dass ihnen das Wasser auf dem Rücken
steht, so wäre es dir besser, du wärst nicht geboren; dann erwarte
mich nicht zu Hause; denn es wird dir schlecht gehen!"
Damit ging der Müller in die Kirche; Hans aber legte sich wieder
auf den Rücken des Schimmels und weinte so bitterlich, dass sogar
der Mörtel von der Wand plumpste.
"Was weinst, was schluchzst du, mein lieber Herr", fragte das
Tatoschpferd.
"Wie sollte ich nicht weinen, wie sollte ich nicht schluchzen, wenn
doch dieser Hund von einem Herrn mir dies befohlen hat: Während er
in der Kirche ist, soll ich euch mit den hundert Fuhren Mist, die auf
dem Hofe sind, so mästen, dass euch das Wasser auf dem Rücken
steht, sonst wäre es mir besser, ich wäre nicht geboren; dann
soll ich ihn nicht zu Hause erwarten, denn mir wird's schlecht gehen!"
"Wenn nur das dein Kummer ist," sagte das Tatoschpferd, "so
soll deine kleinste Sorge grösser sein als die! Aber geh gleich in
des Teufelsmüllers Kammer! Schau, hier ist das dreiblättrige
Kleeblatt und der kleine Finger eines ungeborenen Kindes; vor diesen springt
der Eisenriegel ohne Schlüssel auf, und die Thür öffnet
sich von selbst. Geh hinein! du findest dort drei Bütten mit Geld.
- In der einen ist gemünztes Gold, in der zweiten gemünztes
Silber und in der dritten Kupfergeld. Nimm, von welcher es dir gefällt,
so viel, wie du nur schleppen kannst, und dann trage es heim zu deinen
bettelarmen 2) Eltern. Aber nur einmal kehre um, denn ein zweitesmal würde
es zu spät werden. Von deinem Vater, deiner Mutter, deinen lieben
Geschwistern jedoch nimm Abschied; denn ob du sie jemals, ob niemals wiedersiehst,
wer weiss es?! Und wer weiss, wo das Ende unserer Reise sein wird, ob
irgendwo, ob nirgendwo?! Wenn du das vollbracht hast, komm hierher zurück,
geh in den Stall, thu den Pferdestriegel, eine Bürste und einen Wischer
in den Futterranzen, binde es zusammen, und dann wirst du mich schon auf
dem Hof finden, gesattelt und gezäumt."
Hans vollführte alles, wie es sein Pferd befohlen hatte. - Nachdem
er das dreiblättrige Kleeblatt und des ungeborenen Kindes kleinen
Finger mit sich genommen, schritt er geradewegs auf die Kammer zu. An
der grossen, eisernen Kammerthür waren drei ungefüge Eisenriegel,
und alle drei sprangen wie auf Befehl von selbst vor ihm auf; von selbst
öffnete sich die grosse, eiserne Thür. Hans trat hinein. Hier
fand er drei Bütten mit Geld, wie sein gutes Pferd es gesagt hatte;
in der einen war gemünztes Gold, in der zweiten gemünztes Silber
und in der dritten Kupfergeld. Unser Hans nahm aus allen dreien so viel,
wie er nur fortschleppen konnte; aber er war doch so vernünftig,
dass er am meisten von dem gemünzten Gold in seine Tasche lud. Die
drei Geldbütten bewachte ein verdammter, grosser, schwarzer Kettenhund.
Der fletschte nur so seine Zähne und biss sie zusammen; doch aus
Hans wurde noch kein Hundefrass. Aber hätte er nur den kleinen Finger
des ungeborenen Kindes nicht bei sich gehabt, so weiss ich, hätte
er nimmermehr von Gottes Brot gegessen! ...
Als er seine Tasche aus den drei Bütten gefüllt hatte, ging
er so wieder zurück, wie er gekommen war. Hinter ihm schloss sich
die Eisenthür von selbst; der schwarze Kettenhund aber heulte in
einem fort, wie die Hunde zu heulen pflegen, wenn sie jemandes Tod wittern.
Als Hans das viele Geld nach Hause gebracht hatte, nahm er unter bitterm
Schluchzen Abschied von seinem Vater, seiner Mutter und seinen lieben
Geschwistern. Als er auch das vollbracht, eilte er schleunigst zurück
in den Stall, that den Pferdestriegel, die Bürste und das Handtuch
in den Futterranzen und knotete es zusammen.
Als er damit auch fertig war, da erwartete ihn schon der Schimmel auf
dem Hof; aber kein senkrückiger Schimmel war's mehr, sondern das
Glühasche fressende, goldmähnige Tatoschpferd. Ganz aufgezäumt
war es auch: ein goldener Zaum in seinem Maule, ein Sammetsattel auf ihm,
auf dem Sammetsattel eine Seidendecke, auf dem blauen Grund der Seidendecke
ein goldener Stern, der goldene Stern mit Diamanten verziert, so dass
der arme Hans es kaum wiedererkannte und kaum aufzusitzen wagte. Aber
sein Pferd redete ihn an, und dann erst schwang er sich auf seinen Rücken.
Sie wanderten und wanderten dann auf der luftigen Strasse wie der schnellste
Wirbelwind; plötzlich begann Hansens rechte Wange zu brennen.
Sie brannte, sie brannte; plötzlich konnte er es nicht mehr aushalten
ohne ein Wort:
"Donnerwetter, mein liebes Pferd, wie brennt mir die rechte Wange!"
"Schau nur hinterwärts! Wen siehst du hinter dir herkommen?"
"Mit uns ist's aus! Der Teufelsmüller setzt uns nach; gleich
holt er uns ein!"
"Ei, warum nicht gar! Nimm nur die Pferdebürste aus dem Ranzen
und wirf sie weg!"
Wirft Hans die Pferdebürste weg; aus der wird auf der Stelle, im
Augenblick ein so dichter Wald, wie die Pferdebürste dicht gewesen
war.
Wirklich setzte ihnen der Teufelsmüller nach in hundemässiger
Eile. - Ach, ein schlauer Ungar war dieser Müller! Sie hatten ihm
gewiss, als er klein war, mit Teufelsschmer, mit Schlangenleber den Hintern
eingeschmiert. Denn kaum war er aus der Kirche nach Hause gekommen, rannte
er gleich in den Stall. Da war kein Schimmel, kein vom Wind gezeugtes,
mit Drachenmilch gesäugtes, Glühasche fressendes Tatoschpferd!
... er lief in die Kammer, da fehlte viel Geld! der schwarze Kettenhund
heulte und winselte auch jetzt nur so. Gleich wusste der Müller,
was die Glocke, geschlagen, steckte das Beil in den Ranzen und ihm nach,
dem Pferdeknecht nach! Aber die waren jetzt schon weit über Hecken
und Gräben.
Er rannte und rannte, schon hat er sie fast erreicht - er war ein Hexenmeister,
viel stand in seiner Macht - wenn Hans nicht die Bürste weggeworfen
hätte.
Aber was sollte er jetzt thun? Wie sollte er den dichten, wilden Wald
durchqueren? Er fasste sich ein Herz, und was that er? Plötzlich
zog er das Beil vor und hieb sich einen Weg; aber als er sich durchgeschlagen
hatte, da war Hans schon wieder weit über Hecken und Gräben.
Wieder begann Hansens linke Wange zu brennen. Sie brannte, sie brannte;
plötzlich konnte er es nicht mehr aushalten ohne ein Wort:
"Mein liebes Pferd, wie brennt mir die linke Wange!"
"Blicke nur hinterwärts, wen siehst du hinter dir herkommen?"
"Mit uns ist's aus; der Teufelsmüller ist uns auf den Fersen!"
"Ei, warum nicht gar! Wirf nur den Pferdewischer hin!"
Warf Hans den Pferdewischer hin, aus dem wurde ein Meer, so gross wie
die Welt.
Aber obzwar der Müller Müller war, so war er doch auch mit dem
Teufel im Bunde, viel stand in seiner Macht! Er fasste sich ein Herz,
und was hat er gethan? Er sprang in das Meer, und bald war er drüben
auf dem Trockenen.
Nun begann zum drittenmal Hansens Gesicht zu brennen, aber diesmal sein
ganzes Antlitz.
Es brannte, es brannte; plötzlich konnte er es nicht mehr aushalten
ohne ein Wort, drum fing er an:
"Mein liebes Pferd, ach, wie brennt mir das ganze Gesicht!"
"Blick nur hinterwärts! Wen siehst du hinter dir herkommen?"
"Mit uns ist's aus; der Teufelsmüller ist uns auf den Fersen!"
"Ei, warum nicht gar! Wirf nur den Pferdestriegel hin!"
Hans warf den Pferdestriegel hin, aus dem wurde ein eiserner Wald, so
dicht, wie der Pferdestriegel dicht gewesen war.
Der Teufelsmüller langte beim Eisenwald an, hieb das Beil hinein,
dass er sich gleich einen Weg bahne; aber jetzt plötzlich liess ihn
sein gutes Beil in Stich, denn es brach entzwei. Was sollte er jetzt thun?
Was sollte er anfangen? Durch konnte er nicht, zurück wollte er nicht;
denn er wusste, dass zu Hause schon die Teufel auf ihn lauerten und Rechenschaft
forderten über das verlorene Geld! Er fasste sich ein Herz, und was
that er? Er erhenkte sich an einem Baum des Eisenwaldes. Der Eisenbaum
aber begann mit ihm fortzurennen, als wäre er aus einer Flinte geschossen
worden, und stand nicht still bis zum Höllenthor.
So war Hans von dem Teufelsmüller erlöst, und nun konnten sie
schön gemächlich ihre Reise fortsetzen.
Sie wanderten und wanderten durch siebenmal sieben Königreiche, auch
noch über das Operenzmeer, auch noch über die Glasberge; einstmals
kamen sie zu dem Goldgitter eines herrlichen, schönen Gartens. Dies
war aber der Garten der Morgenröte, der Wohnsitz der Gerechten, der
Lustort der Feen-Prinzen und - Prinzessinnen.
Beim Goldgehege des Gartens der Morgenröte blieb das Tatoschpferd
stehen und sprach zu seinem Herrn:
"Höre, mein lieber Herr!"
"Was gebeutst du, mein liebes Pferd?"
"Nichts anderes als dies: geh hinein in diesen herrlichen, prächtigen
Garten! Du findest dort allerlei merkwürdige Dinge, die ein sterbliches
Auge noch nicht erblickt hat. Inmitten des Gartens ist ein Apfelbaum,
der hat demantene Blüten, silberne Blätter, goldene Äpfel.
Brich von diesem Apfelbaum drei schöne Goldäpfel; aber rühre
nichts anderes an! Aus der Wurzel des Apfelbaums sprudelt der siebenfarbige
Sonnenquell. Schöpfe mit deiner Mütze aus diesem Quell und trinke
davon! Wenn du das vollbracht hast, so bade in dem siebenfarbigen Sonnenquell
und trockene dich mit dem Goldhandtuch. Wenn das geschehen ist, kehre
zurück, wie du gekommen bist."
Da ging Haus in den Garten der Morgenröte. Was er hier alles sah,
das kann die Menschensprache gar nicht ausdrücken! Wohin er nur ging,
überall wanden sich mit Goldkies bestreute, gebahnte Pfade. Auf dem
gebahnten Weg liefen Feenprinzen und Feenprinzessinnen umher. Den Feen
vertrieben schönsingende, silberweisse Vöglein die Zeit, die
so zahm waren, dass etwa drei sich auch auf unseren Hans niederliessen
und ihm dort die allerschönsten Lieder ins Ohr sangen, dass ihm das
Herz vor Freude zitterte und fast davon geflogen wäre, fast wären
ihm Flügel gewachsen. Die schönsingenden, silberweissen Vöglein
hüpften umher auf Edelsteinbirn- und Goldäpfelbäumen. Unter
diesen breitete sich die Seidenwiese aus. Auf der Seidenwiese war ein
Blütenmeer, auf dem Blütenmeer summende, brummende Bienchen
mit Goldflügeln. Die goldgeflügelten Bienchen sammelten auf
Rosentellerchen den Blütenhonig, den Edelhonig, mit dem sie dann
ungebeten die Lippen der Gerechten versüssten; aber damit auch ihr
Durst gestillt werde, waren schönsingende, silbergeflügelte
Falter angestellt, die in winzigen, goldenen Bütten den Himmelstrank
herbeitrugen, den sie von Blütenstengeln gelesen hatten.
Auf die Lippen unseres Hans liess sich auch ungebeten ein goldgeflügeltes
Bienchen nieder, das mit Blütenhonig, mit Edelhonig seinen Mund versüsste
und gleich, im Augenblick war sein Hunger gestillt, wie wenn er entzweigeschnitten
wäre. Dann liess sich ein Silberfalter auf ihn nieder, der ihn in
schöntönenden Silberklängen einlud, aus dem Maiglöckchenkelch
zu trinken, in dem von Blütenstengeln gelesener Himmelstrank war.
Hans, durstig wie er war, trank aus dem Maiglöckchenkelch, und gleich,
im Augenblick war sein Durst gelöscht, wie wenn er entzweigeschnitten
wäre, und er wurde so guter Laune, wie wenn er den besten Wein der
Welt getrunken hätte, so dass er fast gesungen hätte, wenn er
sich nicht vor den vielen Feenfräulein geschämt hätte,
die auf der Seidenwiese das köstliche Spinnwebleinen bleichten, desgleichen
kein Auge gesehen, keine Sprache schildern kann. Bis das Spinnwebleinen
getrocknet war und sie es aufs Neue in den klaren Quell tauchen konnten,
so lange tollten die Feenfräulein umher, tanzten und spielten Ball
mit den goldenen Äpfeln.
Sie spielten und spielten. Aber ein Feenfräulein verlor ihren goldenen
Apfel; als sie ihn ihrer Gespielin zuwerfen wollte, rollte er weit, weit
fort; gerade bei Hansens Fuss hielt er an, und der hob ihn auf. Weinend
suchte das schöne Feenfräulein den Goldapfel, suchte ihn im
Seidengras, aber fand ihn nicht, suchte ihn auf dem gebahnten Pfad, aber
fand ihn nicht.
Gar lange, gar lange suchte sie, bis sie einmal dann nach geraumer Zeit
die Augen aufschlug, und da sah sie, dass ein schöner, fremder Jüngling
aus der anderen Welt ihr zuwinkte, und bei dem war der Goldapfel. Als
ob sie Flügel hätte, so flog das Feenfräulein zu unserem
Hans, und unter grossen Danksagungen nahm sie ihm den Goldapfel ab, nachdem
sie sich vorher schön bedankt hatte.
"Nun, schöner Jüngling," sagte das Feenfräulein,
"für deine gute That erwarte Gutes, für deine Gefälligkeit
eine Gefälligkeit! Was wünschst du dir von mir, der Königin
der Feenfräulein?"
"Ich wünsche nichts anderes," erwiderte unser Hans; "nur
dies: leite mich zu jenem Apfelbaum, der demantene Blüten, silberne
Blätter, goldene Äpfel hat."
Da winkte das Feenfräulein nur einmal, und da erschien gleich der
Windeswagen. Sie setzten sich beide hinein. Der Windeswagen trug sie mit
sanftem Wiegen, in schnellem Galopp, wie wenn Tatoschpferde vorgespannt
wären, davon, und schnell langten sie in der Mitte des Gartens an,
wo das Kleinod im Garten der Morgenröte prangte, der demantblütige,
silberblättrige, goldene Äpfel tragende Apfelbaum. Aus dessen
Wurzel entsprang der siebenfarbige Sonnenquell.
Nun, hier stiegen sie aus dem Windeswagen, und jetzt dankte Hans dem Feenfräulein
für ihre Güte, oder vielmehr er wollte ihr danken, aber wie
ein Traumgesicht, wie Dunst war sie verschwunden, sprechend: "Nebel
vor mir, Nebel hinter mir, dass niemand mich erblicke!"
Dann nahm unser Hans die Mütze vom Kopf, klopfte den Staub ab, und
nachdem er sie in dem siebenfarbigen Sonnenquell vollgeschöpft, trank
er daraus. Als er so seinen Durst gelöscht hatte, wusch er sich in
dem Sonnenquell, trocknete sich mit dem Goldhandtuch, und siehe! sein
Antlitz wurde strahlend schön, sein Haar zu Goldhaar, und sein Leib
wurde so kräftig, dass er es ganz allein mit drei Männern hätte
aufnehmen können. Er erkannte sich kaum, als er sich in der Demantrinde
des Goldapfelbaums erblickte, und fragte sich: "Bin ich's, oder bin
ich's nicht?" Als er damit fertig war, brach er drei schöne,
goldene Äpfel vom Apfelbaum, die steckte er in sein Kleid, und dann
schritt er aus dem Garten der Morgenröte, so wie er hineingekommen
war.
"Nun, mein lieber Herr," sagte das Tatoschpferd zu ihm, "jetzt
passen wir zu einander, du zu mir, ich zu dir! Aber nun setze dich auf
meinen Rücken und lass uns dahin gehen, wohin wir schon längst
wollten."
Da setzte sich Hans auf des Tatoschpferdes Rücken, und sie wanderten,
wanderten durch siebenmal sieben Königreiche. Einstmals hielten sie
wieder an unter einem grossen, breitästigen Lindenbaum.
"Hör, mein lieber Herr!" begann das Tatoschpferd.
"Was gebeutst du, mein liebes Pferd?"
"Nichts anderes als dies: schau, dort ist die Residenz des spanischen
Königs; hier sieht man schon ihr Kupferdach. Geh in die königliche
Residenz und verdinge dich dort als irgend etwas und wenn es gleich auch
als Kaminheizer wäre! Der König hat drei Töchter, eine
immer schöner als die andere, aber die schönste ist die jüngste.
- Es nutzt nichts, nicht einmal unsere Finger sind gleich! - Die drei
Goldäpfel verkaufe der jüngsten Prinzessin, jeden für drei
Küsse; denn wer Küsse säet, der erntet Liebe. Aber, dass
man dich an deinem schönen Goldhaar, an deinem strahlenden Antlitz
nicht erkenne, binde eine Socke um deinen Kopf; dein Antlitz jedoch beschmiere,
dass es schmutzig werde wie dessen, der drei Tage Trauben gelesen hat.
Aber wenn die Morgenröte am Himmel aufsteigt, dann sei schon bereit,
löse dein schönes Goldhaar und kämme es im Sonnenschein
mit diesem Muschelkamm. Doch gieb Acht, dass keine lebende Seele dich
erblickt, damit du nicht verraten werdest. Ich aber werde unterdessen
hier in diesem Lindenschloss bleiben; drum, wenn du irgend ein Begehr
hast, komm nur hierher, schlage dreimal mit dem Halfter an den Lindenbaum,
so bin ich gleich zu deiner Hilfe da."
Da schied der mit der Sockenmütze unter bitteren Thränengüssen
von seinem lieben Pferde und ging in die königliche Residenz. Er
grüsste den König mit diesen Worten:
"Gott zum Gruss, Majestät!"
"Schönen Dank, Bursche, und was führt dich her?" fragte
ihn der König.
"Ich suche einen Dienst."
"Da kommst du gerade zur rechten Zeit; mein Gärtner braucht
einen Burschen. Wenn es dir recht ist, nehme ich dich an."
So geschah's auch. - Der mit der Sockenmütze verdingte sich heim
spanischen König als Gärtnersbursche. Als er seine Arbeit beendet
hatte, am Sonntag Nachmittag, vertrieb er sich die Zeit damit, dass er
mit einem Goldapfel spielte; er trudelte ihn auf dem Hügel, der mitten
im Garten war; er warf ihn hinauf auf die Spitze, und wenn er heruntergerollt
war, schleuderte er ihn wieder hinauf.
Da, Gott weiss, wie das kam, sehen die drei Fräulein den strahlenden
Glanz des Goldapfels vom Fenster der Residenz, sie steigen Arm in Arm
hinab in den Garten, als ob sie bloss so von ungefähr hätten
spazieren gehen wollen.
"Wie bist du zu diesem Goldapfel gekommen?" fragte ihn die älteste
Prinzessin.
"Im Garten der Morgenröte pflückte ich ihn von jenem Apfelbaum,
der demantene Blüten, silberne Blätter und goldene Äpfel
hat."
"Gieb ihn mir," sagte die älteste Prinzessin, "ich
gebe dir dafür einen Ranzen voll Geld."
"Was sollte ich mit dem Geld anfangen? Ich hätte nur Mühe
damit!" antwortete der mit der Sockenmütze.
"Gieb ihn mir," bat die mittelste, "ich gebe dir dafür
vierundzwanzig der auserlesensten Kleider."
"Zu was hätte ich das schöne Kleid? Das schickte sich nicht
für einen sockenmützigen Gärtnersburschen!"
"Gieb ihn mir," bat die jüngste, "was du wünschst,
das gebe ich dir."
"Wenn ich der erlauchten Prinzessin damit nicht zu nahe träte,
für drei Küsse gebe ich ihn hin."
Die jüngste Prinzessin neigte sich ohne ein Wort zum Gärtnersburschen,
dass sie ihn dreimal küsse; aber weil sein Gesicht so schmutzig war
wie dessen, der drei Wochen Trauben gelesen hat, so schob sie erst die
Socke zurück, und da erblickte sie seine sonnenklare Stirn; die küsste
sie dann auch dreimal.
Die jüngste Prinzessin bekam den Goldapfel; für drei Küsse,
für drei Pfänder der Liebe hatte sie ihn eingetauscht; aber
die älteste Prinzessin lockte ihn ihr ab mit schönen Worten,
mit Bitten und mit Drohungen.
Nun kam auch der zweite Sonntag heran; wieder spielte der mit der Sockenmütze
mit dem zweiten Goldapfel und trudelte ihn auf dem Hügel, der mitten
im Garten stand.
Trudelte ihn und trudelte ihn, spielte so lange damit, bis die drei Prinzessinnen
wieder im Garten erschienen, wie wenn sie bloss so von ungefähr hätten
spazieren gehen wollen.
"Wo hast du den Goldapfel gekauft?" fragte ihn die älteste.
"Wo ich ihn gekauft habe? Im Garten der Morgenröte pflückte
ich ihn von jenem Apfelbaum, der demantene Blüten, silberne Blätter
und goldene Äpfel hat."
"Gieb ihn mir," bat die älteste Prinzessin, "ich gebe
dir dafür ein goldmähniges Pferd."
"Was sollte mir das goldmähnige Pferd, da ich weder einen Stall
noch königlichen Hafer habe?"
"Gieb ihn mir," bat die mittelste, "ich gebe dir einen
Sammetsattel mit einem Goldzaum."
"Was sollte mir der Sammetsattel und der Goldzaum ohne Pferd?"
antwortete der mit der Sockenmütze.
"Gieb ihn mir," bat die jüngste, die schönste Prinzessin,
"was du wünschst, das gebe ich dir."
"Wenn ich der erlauchten Prinzessin nicht zu nahe träte, für
drei Küsse gebe ich ihn hin."
Ein Wort ist nicht viel, aber auch das sprach die jüngste Prinzessin
nicht, und auch das sagte sie noch dazu leise, sondern sie neigte sich
und wollte den mit der Sockenmütze küssen. Aber weil sein Gesicht
so schmutzig war wie dessen, der drei Wochen Trauben gelesen hat, so schob
sie erst mit ihrer weissen Hand die Socke zurück, und da erblickte
sie das Ende eines goldenen Haares. Doch davon sagte sie nichts, sondern
küsste dreimal die sonnenklare Stirn des mit der Sockenmütze.
Die jüngste Prinzessin bekam den Goldapfel; für drei Küsse,
für drei Saatkörner der Liebe hatte sie ihn eingetauscht; aber
mit schönen Worten, mit Bitten und mit Drohungen lockte ihn ihr die
mittelste Prinzessin ab.
Nun kam auch der dritte Sonntag heran; wieder spielte der mit der Sockenmütze
mit dem Goldapfel und trudelte ihn auf dem Hügelabhang inmitten des
Gartens.
Er spielte und spielte; plötzlich erschienen wieder die drei schmucken
Blütenzweige, die drei Prinzessinnen im Garten, thaten, als ob sie
nur so von ungefähr spazieren gehen wollten. Vor dem mit der Sockenmütze
blieben sie stehen, und die älteste Prinzessin fragte ihn:
"Wo hast du diesen Goldapfel gekauft?"
"Wo ich ihn gekauft habe? Im Garten der Morgenröte pflückte
ich ihn von jenem Apfelbaum, der demantene Blüten, silberne Blätter
und goldene Äpfel hat."
"Gieb ihn mir," bat die älteste, "ich gebe dir dafür
ein goldenes Schwert, dessen Klinge aus Silber, dessen Heft aus Gold ist."
"Was sollte mir das goldene Schwert? Das ziemt einem Helden!"
"Gieb ihn mir," bat die mittelste, "ich gebe dir dafür
einen mit echten Perlen gestickten Beutel."
"Was nützt der Beutel, wenn er leer ist?"
"Gieb ihn mir," bat die jüngste, die schönste, "was
du wünschst, das gebe ich dir."
"Wenn ich der erlauchten Prinzessin damit nicht zu nahe träte,
für drei Küsse gebe ich ihn hin."
Die jüngste Prinzessin sprach nichts, sondern neigte sich zum Gärtnersburschen,
dass sie ihn gleich küsse; aber weil sein Gesicht so schmutzig war
wie dessen, der drei Wochen Trauben gelesen, so schob sie erst die Socke
zurück, und siehe! ein ganzes Goldhaar erblickte sie! Weiter brauchte
sie nichts, sondern küsste dreimal die sonnenklare Stirn des mit
der Sockenmütze.
Die jüngste Prinzessin bekam den Goldapfel; für drei Küsse
hatte sie ihn eingetauscht. Diesen Goldapfel behielt sie, obgleich auch
ihn ihre beiden Schwestern mit schönen Worten, mit Bitten und Drohungen
begehrten; aber sie gab ihn nicht hin.
Der Tatosch hatte wahr gesprochen: "Wer Küsse säet, erntet
Liebe;" denn seit jener Zeit, wo die jüngste Prinzessin die
drei Goldäpfel gegen dreimal drei Küsse eingetauscht hatte,
fand sie Tag und Nacht keine Ruhe. Die ganze, lange Nacht hindurch träumte
sie immer von dem Gärtnersburschen, von seinem schönen Goldhaar
und von seiner leuchtenden Stirn; den ganzen, langen Tag dachte sie immer
unablässig an ihn. Sie wurde ganz und gar der Liebe Sklavin, wie
wenn sie bezaubert, verhext, mit den Augen gebannt worden wäre. Jenes
Goldhaar hatte sie bezaubert; das fesselte sie ganz an den Gärtnersburschen,
als wäre es eine starke Kette. Aber dem mit der Sockenmütze
ging's auch nicht besser; auch ihn quälte die Liebe, und er machte
im Garten alles verkehrt; er liess alles drüber und drunter gehen.
Er wurde drum auch gescholten wie ein nasser Hund; aber alles das steckte
er um der schönen Prinzessin willen ruhig ein.
Einstmals, im Morgengrauen, als die Liebe der Prinzessin keine Ruhe liess,
was that sie da wohl? Sie kleidete sich an und ging hinunter in den Garten,
zu lustwandeln. Sie wandelte kreuz und quer, plötzlich gelangte sie
an den Fuss des Hügels mitten im Garten, und da sah sie, dass auf
seiner Spitze der mit der Sockenmütze sich kämmte.
Was sollte sie nun machen?
Sollte sie umkehren oder nicht, sollte sie davoneilen oder nicht, sollte
sie hingehen oder nicht? Aber etwas zog sie wieder zu diesem Ort, wie
der Magnet das Eisen. Schliesslich war das Ende vom Lied, dass sie hinging
zu dem Gärtnersburschen mit der Sockenmütze, sich neben ihn
setzte, ihm den Muschelkamm aus der Hand nahm und sein unsagbar schönes
Goldhaar damit zu kämmen begann.
Der mit der Sockenmütze aber legte sein Haupt der Prinzessin auf
den Schoss, und die kämmte es dann so mit dem Muschelkamm.
Als die Prinzessin mit dem Kämmen fertig war, sprachen sie zu einander:
"Ich bin dein, du bist mein; auch das Grabscheit wird uns nicht scheiden."
Damit umarmten und küssten sie sich, und so schieden sie von einander.
Von dem Tag an, sobald der Morgen zu dämmern, zu grauen begann, erhob
sich die Prinzessin alsobald von ihrem Seidenbett, kleidete sich hurtig
an, schlich heimlich in den Garten, eilte auf den Hügel inmitten
des Gartens, und dort kämmte sie das Goldhaar des mit der Sockenmütze
im Sonnenschein.
Nun kam es einstmals dem alten König in den Sinn, dass es gut wäre,
seine Töchter zu vermählen, denn es war an der Zeit. Die drei
schönen Blüten, die drei schmucken Königstöchter hatten
sich schon entfaltet; es war nur niemand, der sie bräche. Ei, warum
nicht gar niemand! Die älteste Prinzessin wollte ein Herzog pflücken;
die mittelste hätte ein Graf sich zur Lebensgefährtin gewählt;
nur für die jüngste hatte sich kein ebenbürtiger Genosse
gefunden, und doch wurde sie am allermeisten geliebt, und doch war sie
die allerschönste, die allerliebste. Ich sage, es war dem alten König
in den Sinn gekommen, dass es gut wäre, seine Töchter zu vermählen.
Aus seinem ganzen Reich versammelte er die heiratslustigen Grafen, Herzöge,
Barone, berühmte Helden, Herren, Herrensöhne, auserlesene Zigeunerburschen
und langmützige Slowaken mit Hirtenstäben, dass derjenige der
Ehegemahl der Prinzessinnen werde, dem sie den Goldapfel zuwürfen.
Als alle beisammen waren, da warf die älteste Prinzessin den Goldapfel
ihrem Herzerwählten, dem Herzoge, zu, der ihn auch glücklich
auffing, und sein wurde der köstliche Blütenzweig. Die mittelste
Prinzessin warf gleichfalls den Goldapfel ihrem Herzerwählten, dem
Grafen, zu. Der fing ihn auch glücklich auf, und sein wurde der köstliche
Blütenzweig. Nun kam die jüngste, die schönste an die Reihe.
Wem wird sie ihn wohl zuwerfen? Sie schaute umher; ach, da war nirgends
ihr Herzerwählter, nirgends der goldlockige Gärtnersbursche
mit der sonnenklaren Stirn! Dreimal schon hatte sie den Goldapfel geschüttelt,
dreimal ihn hin und her geschwenkt, dass sie ihn fortschleudere; aber
sie konnte sich nicht entschliessen.
"Was bedeutet das?" fragte sich der König, "vielleicht
fehlt jemand?" - Er schaute sich um; aber er hätte niemanden
nennen können, der gefehlt hätte; denn alle waren dort.
Der Obergärtner erriet des alten Königs Gedanken; darum sprach
er:
"Mein erlauchter Herr, wir sind alle hier; es fehlt kein einziger
von uns, nur der nichtsnutzige Gärtnersbursche mit der Sockenmütze;
aber der zählt doch nicht mit?!"
"Man soll ihn geschwind heraufrufen!" befahl der alte König.
Sie riefen den Gärtnersburschen herauf, und siehe! kaum hatte er
den Fuss auf die Schwelle gesetzt, so flog schon der Goldapfel auf ihn
zu, so dass ihm kaum soviel Zeit blieb, den Goldapfel aufzufangen und
auch die Thür zuzumachen, aber er fing ihn glücklich auf. Sein
wurde die jüngste, die schönste Prinzessin, er pflückte
die schönste Blüte.
Die versammelten, vornehmen Leute schauten sich an; sie wussten nicht,
sollten sie lachen? sie wussten nicht, sollten sie sich ärgern? Der
alte König aber ergrimmte in solcher Wut, dass er sein eigenes Haar
und seinen Bart zerraufte und so zupfte wie Hanf oder gar noch mehr. Er
blickte nicht rechts, nicht links, sondern sprang von seinem goldenen
Thron und jagte mit dem Königsstab in seiner Hand seine liebste,
seine schönste Tochter aus dem Zimmer. Aber er jagte sie nicht nur
hinaus, sondern zerrte und zog sie durch zwölf Zimmer an ihrem bis
zur Ferse wallenden Goldhaar, das er um seine Hand gewickelt hatte; von
der Treppe des dreizehnten Zimmers aber stiess er sie hinunter wie einen
Hund. Dann sagte er sich los von ihr, dass sie nicht sein Kind sei, dass
er sie nicht gezeugt habe, sondern sie sei eine Hundekreatur, dass er
mit ihr keinen Bissen Brot essen, nicht unter einem Dache mehr wohnen
würde!
Das arme junge Paar lief weinend und schluchzend in den Garten, und dort
schlüpften sie in einen Busch, wie Gottes verlassener, nestloser
Vogel. Sie liessen sie auch nicht zur Trauung ein; aber nicht nur zur
Trauung, sondern auch zur Hochzeit durften sie nicht, und doch spielte
der Zigeuner, erklang die Musik dem Glücklichen und dem Glücklosen,
und sogar der Waisenknabe hatte ein so grosses Stück Kuchen in der
Hand, dass er fast unter der Last zusammenbrach. - Das junge Paar begann
Mut zu fassen; was war da zu machen? Hans sammelte eine Mütze voll
reifer Früchte, schwarzes Brot hatten sie auch; so setzten sie sich
nebeneinander auf den Hügel, auf dem die schöne Prinzessin früher
in der Morgendämmerung das Goldbaar des mit der Sockenmütze
gekämmt hatte, und dort hielten sie zu zweien die Hochzeit. Jeden
Bissen versüssten sie mit dem Honig der Liebe, mit Küssen. Nach
jedem Bissen, den einer dem anderen in den Mund schob, küssten sie
sich und sagten: "Nun, dies hier ist die Hühnersuppe mit feinen
Nudeln, nun dies die schwarze Suppe, dies Pastete mit Pflaumenmus, nun,
das Milchrahmkraut mit Klössen und hier der Truthahnbraten und dies
hier schliesslich der Brautkuchen."
Dann flochten sie eine schlechte Hütte aus grünen Zweigen, streuten
frisches Gras hinein und bedeckten es mit einem groben Bauernmantel; ihre
beiden Arme waren das Kissen, ihr langes, goldenes Haar die Decke, und
sie froren nicht. Das war ihre königliche Residenz, das war das aufgerichtete
Brautbett.
Auf dem Hühnerboden war eine weggeworfene, rostige Flinte, nur Staub,
nur Schmutz war an ihr, so dass es schade war, sie überhaupt anzusehen.
Diese rostige Flinte reinigte der mit der Sockenmütze, wusch sie
im Bach, putzte sie mit Eisenspänen und ging mit ihr auf die Jagd.
Diese rostige Flinte hatte die Eigenschaft worauf man sie auch richtete,
ob man gut zielte, ob nicht, das war gleich ein Sohn des Todes.
Wie des Königs beide liebe Schwiegersöhne, der Herzog und der
Graf, hörten, dass der mit der Sockenmütze auf die Jagd gegangen
war, wollten sie nicht hinter ihm zurückstehen, gingen sie auch auf
die Jagd, mit grosser Ausrüstung und grosser Pracht, mit geputzten,
glänzenden Flinten und Jagdtaschen. Ein Stück Wild ist nicht
viel, aber selbst das schossen sie nicht, obgleich sie einen lieben, langen
Tag umherstreiften. Der mit der Sockenmütze hingegen brach fast zusammen
unter dem vielen Wild; so viel hatte er geschossen, dass seine Nase fast
die Erde pflügte wie ein Pflugmesser.
Auf einer Lichtung trafen sich die drei Eidame, der Herzog, der Graf und
der mit der Sockenmütze.
"Donnerwetter, Kamerad, du hast aber viel geschossen," sagte
der Herzog, "wo brachtest du so viel zusammen?"
"Im Wald," antwortete der mit der Sockenmütze.
"Nun, auch wir schweiften dort umher; aber nicht so viel wie ein
Stück Wild, das ist doch nicht viel, haben wir geschossen."
"Das ist's eben! Ihr schweiftet umher wie ein drehkrankes Schaf,
aber ihr habt nicht gejagt!" antwortete der mit der Sockenmütze.
"Ich will dir was sagen," sprach der Graf, "du hast viel
Wild, wir haben viel Geld; du brauchst das Geld, wir das Wild; drum überlasse
es uns für gutes Geld! Es soll dein Schade nicht sein; wir machen
dich zu einem Herrn."
"Was du wünschst, das geben wir dir," ergänzte der
Herzog des Grafen Rede.
"Das ist eine weise Rede," erwiderte der mit der Sockenmütze.
"Also ihr gebt mir, was ich wünsche. Geld brauche ich nicht,
denn ich entbehre es nicht; aber ich gebe euch Wild, und zwar gebe ich
alles hin, wenn ihr euch jeder auf euern Rücken einen Galgenstempel
brennen lasst."
Was blieb den beiden Eidamen, dem Herzog und dem Grafen, übrig? Ohne
Wild hätten sie sich geschämt, heimzukehren; was würden
sie zu Hause sagen, dass sie nicht ein Stück Wild geschossen hatten,
dieser Landstreicher hingegen so viel geschossen hatte, dass er fast darunter
zusammenbrach? Für Geld giebt er es nicht, mit Gewalt aber konnten
sie es ihm nicht nehmen. So liessen sie sich den Galgenstempel auf ihren
Rücken brennen. Als das geschehen war, übergab ihnen der mit
der Sockenmütze das unzählig viele Wild; er dagegen schoss irgendwo
einen umherschweifenden Sperling, band ihn mit Zwirn an seine Flinte,
schob die Mütze aufs Ohr, und pfeifend und singend schlenderte er
heimwärts.
Als der mit der Sockenmütze vor der Residenz ankam, da hatten die
beiden lieben Eidame schon das viele Wild nach Hause geschafft. Der König
war schier aus dem Häuschen, so freute er sich über das viele
Wild; aber nicht nur über das viele Wild, auch über seine beiden
Eidame, was das für wackere Männer seien, dass er seine zwei
schönen Töchter so gut verheiratet habe. Ich sage, wie er so
mitten im besten Freuen war, dass man mit ihm einen Vogel hätte fangen
können, da erblickte er gerade jenen unglücklichen Gärtnersburschen
mit der Sockenmütze, der just eben vor dem Fenster der Residenz vorüberging,
auf dem Rücken die rostige Flinte, an der, mit Bindfaden angebunden,
der Sperling vom Winde hin und her geschwenkt wurde. Da ergrimmte der
alte König; er geriet in Wut und lief nach seiner Flinte, dass er
ihn auf der Stelle niederschiesse wie einen tollen Hund. Er hätte
ihn auch niedergeschossen, wenn seine Gemahlin, die so gut war wie ein
Bissen Brot, ihn nicht händeringend, weinend und schluchzend gebeten,
wenn sie seine Hand, nicht ergriffen und die Flinte bei Seite geschoben
hätte, als er abfeuerte.
Nun, dabei blieb's.
Einstmals nun erklärte der Preussenkönig dem spanischen König
den Krieg. Er solle sich ihm stellen, Sapperlot! wenn er ein ehrlicher
Mann sei! Denn sonst bliebe kein Stein auf dem andern und ohne Gnade und
Barmherzigkeit liesse er Jung und Alt aufspiessen, und nicht einmal des
unschuldigen Säuglings würde er schonen, der solle auch am Felsen
zerschmettert werden; ihr Blut trinke die Erde, ihr Fleisch fressen die
Hunde! Das war kein Spass für den spanischen König. Er liess
seine ganze Heeresmacht zusammentrommeln und rückte mit seinen beiden
Eidamen zur Schlacht aus. Doch wenn sie auch so viel waren, wenn sie auch
noch sechsmal so viel gewesen wären, das wäre für den Preussenkönig
selbst für ein Frühstück zu wenig gewesen; mit so grosser
Macht war er gekommen, so zahllos viele Mannschaft hatte er. Nun wehe
über dich, spanischer König, wehe deinem grauen Haupt, deinen
drei schönen Töchtern, deinem ganzen Volk, deiner Nation! Denn
wenn du auch tausend Seelen hättest, der Preussenkönig würde
jeder einzelnen ihr Lebenslicht auslöschen.
Der mit der Sockenmütze aber blieb auch nicht bei seiner Frau im
Unterrockregiment, sondern frühe stand er auf, kleidete sich an,
nahm den Halfter über die Schulter und machte sich auf, sein gutes
Tatoschpferd aufzusuchen, dass er seinem Schwiegervater in der grossen
Gefahr beistehe.
Wie er zum Lindenbaum kam, schlug er dreimal mit dem Halfter an den Baum.
Bei jedem Schlag ertönte ein Wiehern aus dem Lindenschloss, dass
fast die Welt davon erdröhnte; schliesslich sprang das goldmähnige,
Glühasche fressende Tatoschpferd heraus und fragte:
"Was befiehlst du, mein lieber Herr?"
"Nichts anderes, mein liebes Pferd, als das: auf der Stelle, gleich
im Augenblick schaffe mir ein Regiment Husaren, an denen selbst das Kupfer
aus geschlagenem Golde sei und deren Pferde so strahlendes Fell haben,
dass der Husar sie statt eines Spiegels gebrauchen kann."
Kaum hatte der mit der Sockenmütze seinen Wunsch ausgesprochen, siehe!
da stand vor ihm das herrliche, prächtige Regiment im Goldharnisch
mit Goldhelmen, nur des Befehls gewärtig. Der mit der Sockenmütze
aber wusch sich in Thauwasser, löste sein Goldhaar und schwang sich
auf des Tatoschpferdes Rücken, und nun war er so schön wie der
Abendstern oder vielleicht noch schöner als der. Darauf sprengte
er fort zur Schlacht, das Regiment Soldaten aber überall ihm auf
den Fersen.
Wie der goldene Ritter zur Schlacht kam, ritt ihm der spanische König
mit seinen beiden Eidamen entgegen; auf der einen Seite war der Herzog,
auf der anderen Seite der Graf.
"Wenn ich dem erlauchten Königssohn nicht zu nahe träte,"
begann der spanische König seine Rede, denn aus seinem schmucken
Aussehen, aus seinem stattlichen Wuchs schloss er, dass es kein anderer
als ein Königssohn sein könne, "sagt an, kommt Ihr uns
zum Heil oder zum Unheil?"
"Ich komme weder dir zum Heil, noch dir zum Unheil; ich kämpfe
nur für die Wahrheit," entgegnete der goldene Ritter.
Jetzt stiessen die beiden Heere zusammen, massen ihre Kräfte, und
gar bald war's fast aus mit dem Volke des spanischen Königs. Aber
gerade jetzt liess der goldene Ritter die Goldtrompete blasen, und los
auf das Volk des Preussenkönigs! Wie Rüben so zerschnitzelte
er den Feind. Den alten König selbst hieb er inmitten des Feindes
heraus, erlöste ihn vom sicheren Tode, dann los auf den Preussenkönig,
forderte ihn auf, die Klingen zu messen. Alle liessen vom Kampf ab, alle
schauten nur auf den goldenen Ritter und den Preussenkönig. Sie gerieten
aneinander, sie stiessen zusammen; aber der Preussenkönig zog doch
den kürzeren; denn der goldene Ritter spaltete ihm das Haupt. Wie
der Preussenkönig fiel, wurde sein Volk zum Hasen und begann zu laufen;
die goldenen Husaren ihnen nach, und sie zerstückelten alle, nur
einer blieb übrig als Bote.
Als die Schlacht zu Ende war, bedankte sich der alte König mit vielen
Komplimenten und Beteuerungen bei dem goldenen Ritter für die ihm
erwiesene Güte. Doch der goldene Ritter kam zu Schaden; denn wie
das so kam, als er sein Schwert in die Scheide stecken wollte, stach er
sich in seinen Schenkel, und gleich sprudelte sein schönes, rotes
Blut hervor. Der alte König eilte zu ihm, nahm sein eigenes, goldbefranztes
Halstuch ab und verband damit die Wunde. Dann schieden sie unter grossen
Danksagungen und Komplimenten. Der eine ging rechts, der andere links,
und alle langten glücklich zu Hause an, der spanische König
in seiner Residenz, der goldene Ritter aber, nämlich unserer mit
der Sockenmütze, ging erst zum Lindenschloss; dort liess er sein
gutes Tatoschpferd mit den goldenen Rittern, und erst dann schlenderte
er heimwärts. Er war dann wieder unser Gärtnersbursche mit der
Sockenmütze, mit so schmutzigen Wangen wie der, der drei Wochen Trauben
gelesen hat, nur mit dem kleinen Unterschied, dass er auf dem rechten
Fuss hinkte; die Wunde durch den Schwertstich schmerzte ihn. Und zwar
schmerzte sie, nicht nur so so, sondern so tüchtig, dass sie den
grossen, starken Helden umwarf. Seine Frau erschrak, was ihm sei, was
ihm fehle, und fragte ihn:
"Was fehlt dir, mein schönes Herzlieb?"
"Ach, frag nicht, meine Frau, meine Maiblume; ich bin im Wald gewesen,
bin gestolpert und habe den Fuss an einem Stamm gestossen."
"Zeige ihn her, meines Herzens Goldblume!"
"Ich zeige ihn nicht, mein sanftes Veilchen, meine liebe Frau. Wozu
sollst du's anschauen? Es wird schon heilen."
Aber die junge Frau gab sich nicht zufrieden und quälte so lange
ihren Mann, redete ihm so lange zu, dass sie ihn dazu zwang. Da sah sie,
dass ein Schwertstich an seinem Schenkel war, der mit ihres Herrn Vaters
goldbefranztem, schwarzem Seidenhalstuch verbunden war; zur grösseren
Beglaubigung war noch des Königs Name und Wappen mit Gold darauf
gestickt. Sie sagte garnichts zu ihrem Gemahl, sondern nahm des Königs
Halstuch von dem Schwertstich ab und verband die Wunde ihres Gemahls mit
Tausendgüldenkraut, das sie am Bache gepflückt hatte. Des Königs
Halstuch nahm sie mit sich und ging geradewegs vor ihres Vaters Angesicht.
Sie lief zur ersten Thür, pochte an und ward nicht eingelassen; denn
dort stand ein Soldat mit einem Bajonett, dem war unbarmherzig anbefohlen,
dass wenn so und so eine Person (seine Tochter nannte er sie auch nicht
mehr) sich des Königs Antlitz nähern wolle, so solle er sie
nicht einlassen bei Verlust seines Kopfes. Sie lief zur zweiten Thür;
auch dort wurde sie nicht eingelassen. Sie lief zur dritten; auch dort
wurde sie nicht eingelassen, obgleich sie den hartherzigen Soldaten so
bat, dass sie ihr Herz fast auf den Handteller legte.
Da hörte ihre liebe Mutter, dass vor der Thür ihre liebste,
schönste Tochter weinte und wimmerte; das drückte ihr das Herz
ab, sie ging hinaus zu ihr und fragte sie, was sie wünsche. Sie wagte
nicht, sie hineinzuführen, denn sie fürchtete sich vor ihrem
Mann, dem alten König; aber es war doch ihre Tochter, ihre süsse
Tochter, Blut von ihrem Blut, Fleisch von ihrem Fleisch, Bein von ihrem
Bein, ihre leibliche, süsse Tochter.
Die jüngste Königstochter erzählte ihrer Mutter, warum
sie gekommen, dass auf ihres Mannes Schenkel eine Wunde sei, die aber
sei mit ihres leiblichen Vaters goldbefranztem, schwarzem Seidentuch verbunden.
"Wenn meine liebe Mutter es nicht glaubt: seht, hier ist es in meinem
Busen!" - damit zog sie das goldbefranzte Halstuch aus dem Busen.
Auf das laute Weinen und Wimmern hin war auch der alte König herausgekommen,
und da sah er sein eigenes, goldbefranztes, schwarzes, seidenes Tuch,
das er dem goldenen Ritter gegeben, in der Hand seiner Tochter.
Er fragte sie, woher sie es genommen habe?
"Wo ich es hernahm? Mein erlauchter, königlicher Vater, was
hülfe das Leugnen! Mein Mann fing heute Morgen zu jammern an; ich
fragte ihn, was ihm fehle, aber er wollte nicht mit der Sprache heraus,
bis ich mit Gewalt nachschaute, und da, mein Gott, was sehe ich da! Auf
seinem Schenkel ist ein Schwertstich, der ist mit meines erlauchten Herrn
Vaters eigenem Halstuch verbunden."
Der alte König wartete gar nicht das Ende von seiner Tochter Erzählung
ab; er liess sie dort stehen, wie St. Paul die Wallachen und stürzte
Hals über Kopf in den Garten, geradewegs auf die Hütte zu. Er
stiess die Thür ein, und wen sah er da verwundet liegen? Niemand
anderes als den Befreier seines Reiches, den Erretter seines Lebens, den
Gemahl seiner eigenen, liebsten, schönsten Tochter, seinen viellieben
Eidam. Der alte König erkannte in ihm gleich den goldenen Ritter,
den Führer des Goldregiments. Er neigte sich zu ihm nieder, hob ihn
auf, nahm ihn in seine Arme, trug ihn in sein schönstes Zimmer und
pflegte sein Tag und Nacht, bis er ganz gesund war. Dann wurde der mit
der Sockenmütze sein liebster Eidam, seines Reiches Erbe, nach seinem
Tode aber König. Seine beiden anderen Eidame hingegen verstiess er,
jagte er von dannen und verbannte sie aus seinem Reiche, weil sie sich
einen Galgenstempel hatten auf den Rücken brennen lassen.
Als es dem mit der Sockenmütze wieder ganz gut ging und ihm nichts
mehr fehlte, wurde Priester, Henker und Eisenhut gerufen; der Priester
gab sie zusammen, der Henker stäupte sie, der Donner schlug neben
ihnen ein, aber er traf sie nicht. Sie machten einen Hochzeitsschmaus,
schlachteten eine Kuh, bohrten ein Fass an, holten Talg, läuteten
mit einer Holzglocke, bimmelten mit einem Kürbis.
Nach des alten Königs Tode aber wurde Hans König. Da er ein
gerechter Mann war, freute er sich nicht am Gute anderer; seine beiden
Schwäger nahm er daher in Gnaden auf; er gab ihnen jedem ein Slovakenherzogtum.
Zu Ende war's; ein Märchen war's; vielleicht war's auch nicht wahr.
1) Jancsi
2) im Ungarischen "deine vom Ast gefallenen Eltern."
Quelle: Elisabet Sklarek, Ungarische Volksmärchen, Leipzig 1901, Nr. 14