Das Dorf am Doblergraben

Einst stand beim heutigen Leonhardspfunzen ein römisches Dorf. Es wurde von einem römischen Feldherren regiert, der über alle Äcker und Wiesen verfügte und die Bauern ausbeutete. Sie mußten so viel Steuern zahlen, daß sie kaum mehr etwas zum Leben hatten. Als sie es nicht mehr aushaken konnten, beschlossen sie, dem Feldherrn eine Falle zu stellen. Ein Bauer ging zu ihm und sagte: "Unter den Äckern tief in der Erde liegen Schätze von Gold und Silber vergraben. Wenn man sie ausgräbt, hätte das ganze Dorf ausgesorgt."

Kaum hatte das der geldgierige Feldherr gehört, gab er auch schon den Befehl zu graben. Nach einigen Monaten war unter dem Dorf ein einziges Labyrinth entstanden. Jetzt stieg der Feldherr selbst hinunter, um sich von den Schätzen in der Tiefe zu überzeugen. Da stürzten plötzlich schwere Erdmassen auf ihn und begruben den Tyrannen unter sich. Der Doblergraben zeugt heute noch von den Gräbern der Schatzsucher.

Quelle: Einmayr Max, Inntaler Sagen, Sagen und Geschichten aus dem Inntal zwischen Kaisergebirge und Wasserburg, Oberaudorf 1988, S. 173