Das Salzmandl

Früher brachten die Samer das Salz von Reichenhall auf der Salzstraße nach Rosenheim, wo es dann auf die Innschiffe verladen wurde. Die Fuhrleute blieben über Nacht da und zogen erst am anderen Tag wieder weiter.

In Rosenheim wohnte ein armer Mann mit seiner Familie. Er nutzte es aus, wenn sich die Fuhrleute zum Schlafen legten. Er kam fast jede Nacht, um sich einen Sack voll Salz zu holen. Am Tag verkaufte er es. Das brachte viel Geld ein, denn das Salz war früher sehr wertvoll. So trieb er es ein paar Monate lang.

Eines Nachts, als er gerade müde heimkam, hörte er eine Stimme, die sprach: "Wenn du noch ein Körnchen Salz stiehlst, wirst du zu Stein erstarren!" Zuerst erschrak der Mann, aber am anderen Tag schon nahm er es nicht mehr ernst. Er hielt alles für einen bösen Traum. Darum ging er in der nächsten Nacht abermals zum Stehlen.

Als er aber den ersten Sack vom Fuhrwerk hob, wurde die Warnung wahr, und der Dieb mit seinem Sack erstarrte zu Stein. So steht er heute noch an der Innbrücke.

Quelle: Einmayr Max, Inntaler Sagen, Sagen und Geschichten aus dem Inntal zwischen Kaisergebirge und Wasserburg, Oberaudorf 1988, S. 172