DER WILDE JÄGER ERLEGT DREI FRAUEN

Vor vielen Jahren hütete ein Kuhhirt aus dem Dorfe Damen, im Kreise Belgard, des Nachts seine Rinder. Da kamen drei Frauen querfeldein gelaufen und baten inständig, ihnen Unterkunft zu geben. Der Knecht glaubte, die Weiber seien auf bösen Wegen gewesen und hätten irgendwo gestohlen; deshalb versagte er ihnen unter allen Umständen seinen Beistand. Darauf liefen sie weiter.

Es dauerte gar nicht lange, so kam ein Reiter, gefolgt von schwarzen Hunden, daher gesprengt und fragte, ob er nicht drei Frauen gesehen habe. Weil er in dem Reiter denjenigen vermutete, welcher von den Weibern geschädigt wäre, gab der Hirt über alles genaue Auskunft und wies auch die Richtung an, in der die Flüchtlinge geflohen waren. Sofort verfolgte der fremde Mann diese Spur und war bald den Blicken des Kuhhirten entschwunden.

Nach Verlauf einiger Stunden kehrte er jedoch wieder zurück, ihm weit voraus liefen seine Hunde und sprangen freudig wedelnd und bellend an dem Knechte empor. Da bemerkte dieser zu seinem Schrecken, daß den Tieren das Feuer bei jedem Laute aus dem Halse fuhr und daß sie, wenn sie auch den Hirtenhund wie einen ihresgleichen mit der Schnauze beschnupperten, dennoch nicht gewöhnliche Hunde sein konnten.

Noch mehr aber entsetzte er sich, als der Reiter jetzt vor ihm anhielt und er die drei Frauen, an den Haaren zusammengekoppelt, tot über der Mähne des Pferdes hängen sah.

Der Reitersmann schien seine Furcht nicht zu bemerken, sondern bedankte sich freundlich für den guten Bescheid und forderte ihn auf, sich seinen Lohn dafür zu holen. Derselbe läge zwischen den Vorderfüßen seines Rosses. Der Knecht konnte sich aber in seiner Furcht nicht dazu entschließen, an das Pferd heranzutreten, so sehr auch der fremde Herr ihn dazu ermunterte. Als alles Zureden nichts half, sprach der Reiter, welches der wilde Jäger oder, wie man ihn auch sonst wohl nennt, der Duewel oder Alf war, im nochmals seinen herzlichen Dank aus, rief seine Hunde heran und ritt mit derselben Schnelligkeit, in der er gekommen, wieder davon.


Ebendaher.

Quelle: Volkssagen aus Pommern und Rügen, Ulrich Jahn, Berlin 1889, Nr. 36