191. Die neun Berge bei Rambin.
Etwa eine Viertelmeile von dem Dorfe Rambin auf Rügen, an der Feldscheide
der Dörfer Rodenkirchen und Götemitz, sieht man auf flachem
Felde neun kleine Hügel, wie Hühnengräber, die von den
Leuten die neun Berge, oder auch die neun Berge bei Rambin genannt werden.
Ueber ihre Entstehung erzählt man sich Folgendes: Es lebte vor langer
Zeit auf Rügen ein großer Riese, der oft auf dem festen Lande
Pommern etwas zu thun hatte. Den verdroß es sehr, daß Rügen
eine Insel war, und daß er immer durch das Meer waten mußte.
Er beschloß daher zuletzt, dem abzuhelfen, und er ließ sich
eine ungeheure Schürze machen, die band er um seine Hüften und
füllte sie mit Erde, um diese in den Gellen zu werfen, und so einen
Erddamm von der Insel bis nach Pommern hin aufzuführen. Wie er nun
aber mit seiner Tracht bis über Rodenkirchen gekommen war, da riß
plötzlich ein Loch in die Schürze und es fielen neun Haufen
Erde heraus; das sind die neun Berge bei Rambin.
Auf gleiche Weise sind auch die dreizehn kleineren Berge entstanden, die
man bei Gustow findet; denn als der Riese das erste Loch wieder zugestopft
hatte, und nun bis Gustow gekommen war, riß ein neues Loch hinein,
und es fielen nun die dreizehn kleinen Berge heraus. Der Riese bekam übrigens
seinen Damm nicht fertig; denn er hatte zu wenig Erde übrig behalten,
so daß zwar der Prosnitzer Haken und die Halbinsel Drigge entstanden,
aber doch noch immer ein Zwischenraum von Wasser blieb, den er nicht ausfüllen
konnte. Darüber ärgerte er sich so, daß er plötzlich
vom Schlage gerührt wurde und starb.
E.M. Arndt, Märchen und Jugenderinnerungen, I. S. 155. 156.
Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte.
Die Volkssagen von Pommern und Rügen, J. D. H. Temme, Berlin 1840, Nr. 191