Huisile betrügt den Teufel

Einmal hat Huisile den Teufel vor eine schwere Probe gestellt, wobei er wie bei einer Wette einen hohen Einsatz gegeben hatte, wahrscheinlich sein Leben. Huisile nahm ein volles Star Mogenkörnlein (Mohn) und säte die Körnlein auf eine wildzerrissene Steinreiße (Kar), worauf er dem Teufel die Aufgabe stellte, jedes einzelne Körnlein wieder aufzusuchen und zurückzubringen. Der Teufel lachte und war mit dieser seltsamen Wette einverstanden. Huisile aber sagte: "Wenn nur ein Körnlein fehlt, dann hab ich gewonnen und du verloren!"

Siegessicher suchte der Tuifl mit allen Helfershelfern Körnlein um Körnlein aus der wildzerissenen Steinreiße, und es gelang ihm wirklich, das Star langsam bis zum Rande wieder aufzufüllen: "Nun, Huisile, geht's dir schlecht", lachte der Schwarze Schutzengel grimmig vor sich her. In einem Wirbelwind brachte er den armen Huisile zur Stelle und zeigte auf das aufgehäufte Star mit den tausenden und tausenden Mohnkörnlein:

"Ha - ich hab gewonnen", triumphierte er. Huisile aber war nicht verlegen, sondern hatte klugerweise vorgebaut. Langsam fragte er den Tuifl:

"Hast du sie auch alle, die Mogenkörnlein?"

Nun mußte der Schwarze Schutzengel eingestehen, daß noch drei Körnlein fehlten:

"Drei Körnlein fehlen... aber ich weiß, wo sie sein!"

Und dennoch konnte er die drei fehlenden Körnlein nicht finden: Huisile hatte die Körnlein hinter einen Fingernagel gestellt und den Finger heimlich in ein Weichbrunntrügl gehalten, so daß der Teufel machtlos war. Huisile hatte die Wette gewonnen. Wie mag der Tuifl mit Schwefelgestank und Donnergekrach wieder in die Hölle hinuntergeritten sein - Huisile aber lachte! 7)

7) Dasselbe Motiv in anderem Zusammenhang erwähnt Zingerle, Seite 340, jedoch ohne Ortsangabe, nur der Eisack wird erwähnt. Bei der Sage von Zingerle werden die Mohnkörner auf der Stube ausgelegt, Huisile aber war noch schlauer und hat die kleinen Mohnkörner auf eine "wilde Steinreiße" in den Bergen ausgeschüttet! Es handelt sich hier wohl um ein uraltes Teufelsmotiv! Bekannt ist auch die Sage über den Teufelspalast der Fugger.

Quelle: Pfeifer Huisile, Der Tiroler Faust, Hermann Holzmann, Innsbruck 1954, S. 87.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Bettina Stelzhammer, Februar 2005.