Als Hirte im Sarntal

Ein Bauer in Pens im Sarntal stellte Pfeifer Hiesele - wie er dort genannt wird - als Hirte ein. Getreulich hütete Hiesele das Vieh auf dem Eder Wiesl. An einem frohen Kirchtag aber wurde es ihm zu langweilig. Kurzerhand steckte er seinen Hirtenstock in den Boden und setzte seinen Hut darauf. Dann sagte er zu Hut und Stock: "Tuet's guet aufpassen aufs Viech!" Er wollte auch etwas haben vom frohen Kirchtag, ja er hatte sich vorgenommen, noch bis zur Nacht neun Kirchtagsfeiern zu besuchen. Das machte ihm wenig Schwierigkeiten:

Zuerst hüpfte er in einem Sprung zum Durnholzer Joch, dann zum Latzfonser Kreuz überm Eisacktal. "Dös sein lei kloane Hupferler gewe'n!" Aber wie er "ummen g'sprungen isch bis zum Rosengarten und zum Schlern, da ist es schon ein ordentlicher Hupf gewe'n, den er kaum d'ermacht hat!" Es ist nicht bekannt, auf welchem Berg er damals gelandet ist. Zum neunten Kirchtag mußte er hinunter bis nach Venedig, wohin er's mit einem kühnen Sprung "d'erhupft" ist. In der unglaublichen Zeit eines Nachmittags besuchte Huisile also neun Kirchtage und ließ es sich wohlsein. Mittlerweile bewachten der Hut und der Stock das Vieh. Huisile hatte es wirklich bequem!

Quelle: Pfeifer Huisile, Der Tiroler Faust, Hermann Holzmann, Innsbruck 1954, S. 49 - 50.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Bettina Stelzhammer, Februar 2005.