Huisile und die Schmalznudeln

Von Tuins verzog Huisile nach Mauls, wo er nochmals bei einem Bauern sein Glück versuchte. Aber an diesem Hof kochte die Bäuerin die Schmalznudeln viel zu wenig fett, und Huisile war wieder nicht zufrieden. Einmal nahm er daher eine dicke Schmalznudel in die Hand und klemmte sie in die Türspalte, während er feierlich sprach:

"Itz Schmalznudel, schwör! Itz schwör, ob du auch nur einen Tropfen Schmalz g'söchn hast!"

Das war der letzte Dienstplatz, wo er sich noch mit schwerer Bauernarbeit versuchte. Aus diesen frühesten Erzählungen zeichnet sich das Bild eines schlauen und witzigen Knechtls ab, das gerne gut gegessen und wenig gearbeitet hätte! Das Knechtl war auch ein richtiger Schalk, der es verstand, in lustiger, aber sehr bissiger Form die Wahrheit zu sagen. Ohne Zweifel ist ihm die Arbeit nicht gut bekommen, und er hat sich nach einem anderen Beruf gesehnt, der mit einem leichteren Leben verbunden war. So sagte er der schweren Bauernarbeit für immer Lebewohl und wandte sich an den berühmtesten Hexenmeister der damaligen Zeit, den Lauterfresser von Brixen um Rat und Hilfe. Er mag damals etwa 20 Jahre alt gewesen sein; denn Huisile ist im Jahre 1680 im Alter von 60 Jahren gestorben. Er muß daher um 1620 geboren sein. Na der Brixner Hexenmeister Lauterfresser - so genannt weil er am liebsten "lauter" gegessen hatte, vielleicht also magenkrank war - da also der Lauterfresser am 18. Oktober 1645 vor dem Gericht stand und hernach hingerichtet worden ist, muß Huisile noch bei seinen Lebzeiten Unterricht beim Lauterfresser genommen haben. Vermutlich stand er also damals anfangs der Zwanziger. Er war gerade im besten Alter, wo man leicht auffaßt und lernt.

Im Gegensatz oder in Ergänzung zu dieser Volkstradition des Eisacktales berichtet der Tiroler Sagenforscher J A. Hehl, daß Pfeifer Huisile seine "Ausbildung" in der berühmten "Schwarzschule" von Lana erfahren hat.

Quelle: Pfeifer Huisile, Der Tiroler Faust, Hermann Holzmann, Innsbruck 1954, S. 16 - 17.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Bettina Stelzhammer, Februar 2005.