In einer Stube vierfaches Wetter

Im Valsertal hielt sich Pfeifer Huisile nicht selten auf. Er war lustig und guter Dinge, er liebte das Kartenspiel und das Kegelspielen. Nächtelang saß er in der Wirtsstube und ließ es sich wohl sein…

Einmal saß er lustig beim "Siederwirt" (heute Gasthof "Lamm"), wo er die Leute unterhielt und seine Künste zum besten gab. Eine Wette soll den Anlaß gebildet haben. Die Fuhrleute reizten ihn: "Huisile - das kannst du aber nit...!"

Huisile aber hat gezeigt daß er es kann. Bald schon spielte sich ein unheimliches Schauspiel ab in der Mitte die Zuschauer. Huisile wandelte rund um die Stube und hatte bald in jeder Ecke der mächtigen Bauernstube ein anderes Wetter hergezaubert: In einem Winkel schien die Sonne und es war warm; im zweiten Winkel regnete es; im dritten Winkel aber entlud sich unter Blitz und Donner ein schweres Wetter und der "Schauer" klatschte nieder; im vierten Winkel aber schneite es wie mitten im Winter.

Staunend beobachteten die übermütigen Zuschauer dies Schauspiel. Dann packte sie auf einmal das Grausen. Einer nach dem andern lief voll Angst aus der Stube, und sie ließen den Hexenmeister mit seiner Kunst allein.

Nach anderer Darstellung geschah es beim Kartenspielen, daß die heißblütigen Spieler wild durcheinandergekommen sind. Ein furchtbares Geraufe lag in der Luft, Huisile aber war ein guter Geselle, der die Leute abbringen wollte. Daher zeigte er ihnen die Kunst des vierfachen Wetters. Und wieder bekamen die Leute das "Grausen" und liefen entsetzt aus der Stube. Den Streit hatten sie vergessen. 5)

5) Vgl. Hehl, Seite 177 (wie Anmerkung 2); dgl. I. V. Zingerle. Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol, Jg. 1859, Seite 326, wo vom Lauterfresser ein ähnliches Motiv kurz erwähnt wird.

Quelle: Pfeifer Huisile, Der Tiroler Faust, Hermann Holzmann, Innsbruck 1954, S. 58 - 59.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Bettina Stelzhammer, Februar 2005.