Vergacht.
Beim Brunnenwirt, Carl Jordan

Der Brunnenwirth [Brunnenwirt], a recht a rüstiger und a vermögelner Mensch, ist in der Hirschnwirths-Stubm in Klausn drausn gsessn, und hôt grôd frei der Kellerin zua gschaug, will sie gfuarla in und außi grennt ist, für an niadn Gôst a freuindls Wort kôbt hôt und sich dabei ober nichts hôt unkenn'n lôssn, a fruatla Kellerin epper a amôl miad wur, oder a amôl nieder huckn möcht; ô baleib nit. Teixl, hôt sie do der Brunnenwirth denkt, dös war iatz a Weibezle für di, gspôckt und sauber. Nit a sou a lôtschete, gschamige Pfött, de 's Maul nit anbringt, wenn sie a Mônnetz unredt. Ja, ja, sie hôbm gônz recht, meine Gäst, wenn miar oft bananônder huckn, das ledige Wirthschôftn hoaßt nix und ist nix. Inser oaner kônn nit Tôg und Nôcht ummer sein, a niads Hafeleluck auhöbm und in an niadn Kôstn inni schaugn, ob de saggere Weiberleut wieder a môl huamlich an Kaffee kocht hôbm und mein Prezidebroat darzua fressn. Wenn i ober a sôtte Wirthin hat, wia de Kellerin dô, sou gfuarig und fruatla, zelm, Saggera Dio nou a môl inni, wur ihnen des hoamliche Kaffeegedudel schun austriebm werdn. Und wia der Brunnenwirth so denkt und simaliart, kimbt die Kellerin zen ihm zuar, räumt s' Eßzuig ô, er hôt grôd gnôchblt kôbt, und wünschtn recht maniarle "woul ôgspeist zu hôbm". Der Brunnenwirth dônkt, ruckt af der Bônk a fezzele af der Seit und fôngt mit der Kellerin in rarigstn Huangart un.

Teixl! dô hôt er gspônnt, wia de si überôll auskennt. Er hôt gmögt unhöbm von wôs er gwöllt hôt. Kuchl, Keller, harbes Tuach und Hianer, sell ist sie nia verzôgt gwesn und wia er hôt von Viech gredt, zelm hôt sie 's ihm kloanweis bschriebm, wia a guate Milchkua gstellt sein muaß. Dabei hôt sie in Brunnenwirth a so trautle und fruindla ungschangt, daß 'n bôld a fezzele zu wôrm gwôrdn war untern linggn Leiblfuater. Die Überzeigung ist ôlleweil fester in ihm gwôrdn, daß dös Weibezle taugele war für ihn, und 's Oschied nemmen hôt a woltes länger gedauert, ôls sunst, wenn er af an Viechmôrkt af an Ort ingekeart ist, und hôt si zun Huamgean grichtet.

Aufn Huamweg ist er sunst ôlm in Boazn ban Tschagualer zuagekeart. Heunt ober ist er nit ingekeart. Gônz still ist er aufn Stellwôgn aukuckt, hôt si in an Egg inni gloant und gethun als wia wenn er schlafet. Gschlôfn ôber hôt er nit. Ihm ist ôlleweil de Kellerin von Klausn vor die Augn gstôndn und wia er amôl wirklich a fezzele eingeduselt ist, hôtn trambt, sie sei seine Wirthin und dô hots 'n gfreut, wia sie umergôrbatet hôt und Kuchl und Keller und ôlls so sauber und reinli ausgschaugt in gônzn Haus. Völli tamisch ist er in Marun außerkraxelt. In sein Lagunder Wirthshaus draußn hôt'n ôlls nimmer getaugt. Na sou a lediger Wirth hot schuu a Kreuz, hôt er oft augseufzt. Des oanschichtige Hausn hoaßt hôlt amôl nix. Bôl ist'n die Kellerin zu statle gwesn, bôl die Bsecherin mit'n Viech zu 'unfteißig, kurz: hintn und firschi ists nit recht gwesn.

In Petri Stualfeier-Ôbet sein ban Brunnenwirth, wia ôlle Jôhr, die Unroaner von Hôôrwôôl, von der Grötscher, Lagunder und Moaser Gmuan und a eppes Stadtlinger zomkemmen und hôbm ausgredt und grolltet, wôs a niader zu zôhln hôt, wegnen Ausraumen und die Fürbautn in Winter bei die Tschal, weil de saggere Studentler ôlm Eis aukearn. Und wia sie im nettigsten Dischgur gwesn sein, schreit der Jôggele Wirth af oanmôll: "Teixl nou amôl inni, ist des Happene letz gekocht! Brunnenwirth schaug diar um a Wirthin, sunst vertreibst dir nou ôlle Gäst." Und wia der Brunnenwirth dô lei sou hinter die Oarn gekralt hot, sein de Mander olle über ihm gwesn und hôbm gsôgt, der Jôggele hei recht, des hôaß nicht, des oanschichti Hausn, er kenns leicht thian und hôlt sou weiter. In Wirth ist ba den Gratsch gschwing wieder die gfuarla Klausner Kellerin vor die Augn gstôndn und wia oaner von de Mander gor ungfôngn hôt zan föpplen und gmuant hot, der Brunnenwirth hôb koan Schneid, dô ist er augsprungn, hôt mit der Faust afn Tisch inni gschlôgn, daß die Krüag hoach aukupft sein. Iatz hearts au mit den Gschnôtter, sog i enk, höt er gschriern, heunt über viar Wochen hôn i Hoachzet und a Wirthin soll dô sein, ban Brunnenwirth, will kuane zu findn ist, von Laturns bis Burgstôll. Und inglôdn seids ôlle mitanônder, Mander. Af der Hoachzet soll mearer Schmôlz augian, as wôs ôlle Bäurinnen in gônzn Etschthôl in heilig Obed zan Pfonnzeltn bôchn brauchn. Jesses hôbm dô de Mander gloust und hôbms völli nit glabm gwöllt. Nôcher ôber sein sie zômgsessn, as wia wenn sie a Pech afn Hintern hattn, lustig und vergnüagt bis in ôller Herrgotts Früa. Zmôgets hôt der Brunnenwirth 's Lôchen völli nit derhebt, wia er de Mader außiglôssn hôt und hôt sie umergloatet und grissn, as wia wenn a Erdbebm war. Gônz tiafsinnig ist er drau in seiner Kommer audn gstiegn und hôt sie zan Tisch zuadn gsetzt und hôt nôchgedenkt, wia des Gred heunt so kemmen ist.


Dabei ist 'n sein Muater selig, ingfôlln, wôs dôs für a tüchtigs Weib gwesn ist in der Wirthschôft; wia zelm ôlls viel besser gongen ist; ôlls so sauber und ordeli. Wia a Bild ists 'n vor die Augn gstôndn und er hôt krôd gmuant, er hearet sie rödn, wia sie amôl zu ihm gsôgt hôt: "Hansl, hot sie gsôgt, a bravs Weib ist a Segn in an Haus, a fauls a Schrepfer, a nichtsnutzigs a Fluach." Joa Munter selig! hôt er ausgruaft, ös hôbs recht, in mein Haus soll a Segn einer kemmen und dös ist, wia ös ba Lebzeitn oft gnua gsogt hobt, a bravs Weib. Gschwing entschlossn hôt er drau a Feder in an Tingngschirr intunkt und mit fester Hônd ungfôngn schreibm:


"Liaber Hirschnwirth in Klausn!

"I, der Hans Bamer, Brunnenwirth in Lagund [Algund], bin af'n Froggesmarktl in Klausn, wia schun mein Vôter und mein Nôna ôlm thun hôbm, ban enk ingekeart, weil i woaß, daß man zelm guat aukebt ist. Enkere Kellerin hôt miar zelm sou in die Augn gstochn, daß i fest entschlossn bin, wenns a ordentlis, christlis Madl ist und mi môg, sie zu mein Weib zu nehmen. I überlôß die gônze Ungelegenheit enkerer Insicht. Ös wißts vieleicht besser as i, ob 's Madl für mi taugt oder nitta. Wôs i hôn und wia i mi stea, wißts a, und sou pfüat enk Gott, grüaßts miar enker jungs Weib, de ös miar a nou nit zoagt höbt und schickt's miar bôld a Antwort.

Hans Bamer
Brunnenwirth in Lagund."

Es sein kam ôcht Tôg vergôngn, hôt die Gritschn-Bäckndiarn in Brunnenwirth an Briaf brôcht, der sou koaßn hôt:


"Liaber Brunnenwirth!

Mit Freudn nimm i die Feder und thua enk berichtn, daß mi und mei Weibele enker Briaf recht gfreut hôt. Ös hob 's koan schlechtn Gedônkn kobt, mit meiner Kellerin. S'ist a truis, bravs, a christlis Madl und werd ebensou a Weib wearn. Sie ist von guate Baurschleit die Tochter und kennt enk schun von Marun aus. Sie ist zelm in Kafe Paris Kellerin gwesn. Sie willigt in den Untrôg gearn in und erwôrtet enk bei miar in Klausn. Kembs bôld und seid gegrüaßt von enkern truien Fruind

Jörg Leachner,
Hirschwirth in Klausn."


Der Brunnenwirth woaß nix gschleunigers zu thian, as in der Stôdt inni zu lafn und ban Kafe Paris zuazukearn. Mei, ba der Ôrbat hätts 'n dou nimmer glitn. Ban Paris ist nebm der Thür krôd die Wirthin kuckt und hôt gstrickt. Er setzt si zuadn, schôfft a Schalele an Weißn und sôgt: "Wirthin, i hat mit enk a Wörtl zu ro'dn, hôbs derweil?" "Jô freili Brunnenwirth", sôgt die Wirthin, "für enk hôn i olm Zeit, o mei, warum denn nit Zeit hôbm." 'S ist schun a recht a zuathatige Frau, die Pariser Wirthin, drum fôßt der Lagunder a Herz und derzölt ihr sei gônze Heiratsgschicht. Und wia er ferti ist, frôgt er die Wirthin, wôs sie von den Madl, seiner zuakünftign Braut epper moant. Joa dô hots die Wirthin völli nimmer derschnauft, vor lauter Loub. "A sötta Weib kriags nimmer mear, de nembs, de kennt si aus" und holt a sou.

Der Brunnenwirth hôt si vor Freud schiar nimmer zu helfn gewißt, hôt in Huat augsetzt und ist ba der Thür außi, daß die Pariser Wirthin krôd die Händ zôm-gschlôgn hôt vor lauter Verwunderung. Na, hôt si zan Jousele, der krôd nebm ihmena kuckt ist, gsôgt, der scheints, hots weiter nit gneatig.

Der Brunnenwirth ist ober derweil derhoam von oan Fruind zen ôndern grennt und nôr zen Pfôrrer andn und hôt ôlle afn ôndern Tôg zen an Hôndschlôg inglôdn, freili una Braut, ober desto ärger werdn sie nôr schaugn, mit wôs für an gspôcktn und saubern Weibez er in Hoachzettôg kemmen werd. Und richti. Am ôndern Tôg sein sie nôr wôl ôlle kemnien, de Mander, und hôbm si gfreut, wia der Brunnenwirth augwirt hôt. Dreimôl Bratl ist gwesn, zwoamôl Schweines und oanmôl Schöpses. Nôcher ist erst nou zen weißn Steckeler Zuggerzuig und sötte geala Brüa kemmen. Ôlle sein lustig und guat auglegt gwesn und hôbm in Wirth grataliart. Der Vergnüagteste wôr ober der Brunnenwirth selber. Der hôt grôd an niadn die Hônd gedruckt und hôt vor lauter Gaudi gôr nicht essen kennt, obwoul 's 'n sunst ban Schwemmen koaner nôchderthun hôt in der gônzn Gögad.—

Zwoa Tôg drau huckt der Brunnenwirth wieder in Klausn ban Hirschn im nôglnuidn Feirtiggwônd. Der Hirschwirth hôt oan übers ôndere môl sei Kellerin nit gnuag derlôbm kennt und hôt gmuant, glücklicher kannts gôr nit kemmen. Der Brunnenwirth hôt ober lei mit an hôlbm Oar glost und ban an niadn Rasperle hôt er gmuant, es geat die Thür au und seine Braut kimbt einer.

Kuss, Carl Jordan


Und richti, krôd wia der Hirschnwirth in schianstn Diskur ist, kimbt a Weibez einer; der Brunnenwirth schiaßt von Stual au und wia er sein Kellerin erkennt, rennt er af ihr zua, fôllt ihr um an Hôls und bußlt sie ô, daß es krôd lei sou gschmôzt hot. 'S Weibez ôber hot si toul gwöhrt und der Hirschnwirth ist a Weilele dôgsessn, wia wenn an 's Schlagl gstroaft hätt. Nôr ober ist er augsprungn, gônz glüanig vor Zoarn, hôtn Brunnenwirth ban der Juppm zrugg grissn und hot gschriern: "Bist denn verruckt, Lümml von Gottes Gnôdn, do heart sie iatz döchter ôlls au, wôs host denn du mein Weib ôzubußlen,dös ist miar schun decht über'n Gspaß, verstôndn. In Brunnenwirth ist 's gônze Bluat zan Herz gschossn. Jesses, Maria und Josef, hot er augschriern, mein Braut, enker Weib, mi trifft der Schlôg.

Drauf ist er zômgsunkn af an Stual, gônz erbärmli und 's Wôsser ist'n gschwing in die Augn kemmen. In der Stubm ists drau sou still gwesn, daß man hött keart a Nôdl afn Boudn scheipm. Die Wirthin ist die Erste gwesn, de wieder za Wort kemmen ist. De hot den Brunnenwirth a sou net zuazurödn gwißt, daß 'n völli a fezzele besser uman Môgn gwôrdn ist.

De gônze Verwechslung ist ober a schun vertuiflt zuagôngn. Zelm, wia der Brunnenwirth afn Môrkt in Klausn gwesn ist, hôt die Wirthin, de erst vor zwoa Wochn zuadn keiretet kôbt hôt, selber bediant, weil der Kellerin soufl letz gwesn ist und sou ists kemmen, daß der ôrme Tuifl augsessn ist mit seiner Brautwerbung. Sunst hatt er si nou sou ziemli treastet, wenn er lei nit derhoam schun an Hôndschlôg kôbt hätt. "NuA! de Schônd," hôt er gmuant, "kônn i nit derleidn." Die Hirschnwirthin hôt dô wieder in gscheidigstn Gedônkn kôbt. Brunneniwirth, hôt sie gmoant, wißts wôs, miar sôgn kuan Mensch von der gônzn Gschicht a Wörtl. Am ôllerwianigstn ober inserer Kellerin, enkerer Braut. Des ôrme brave Madl that si soufl ôharmen.
Segs Brunnenwirth, sie hôt a sou a unbändige Freud kôbt, über enkern Untrôg. Schaugs enk des Madl amôl un und i wett, sie gfôllt enk. Daß sie brav ist und verdiant enker Weib zu werdn, brauch i enk nit weiter fürzurödn, denn wenn dös nit der Fôll war, that enk i, die Hirschnwirthin, den Rôth a nit gebm. Dô ist in Brunnenwirth die Pariser-Kaffeesiaderin von Marun ingfôlln, wia de a de Kellerin sou derlôbt hôt und dô hôt er si denkt: "Frisch gwôgt ist hôlb gwungen." —

Ban Brunnenwirth in Lagund, wenn man sou schaugt, ists iatz sou sauber und nett, daß es a gônze Freud ist unzuschaugn, und die Wirthin ist a Muster für olle Weiber in der gônzn Gegend, still, fleißi und treu. Der Brunnenwirth ôber, sôgt an niadn, dears hearn will: "'S ist kuan zwoate Wirthin von Laturns bis Burgstôll, wia i oane hôn".

De Gschicht hôt si wôhrhôfti zuatrôgn in der Gögad von Marun, wenn a nit grôd in Lagund. Wems drum wundert, der soll lei a fezzele umerfrôgn, er kimbt schun drau.

Quelle: Der Burggräfler, Bilder aus dem Volksleben, Karl Wolf, Innsbruck 1890, S. 93ff
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Leni Wallner, Februar 2006.
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