4.10 Almtanz mit dem Teufel in der Salza-Alm

Eine der Almen im Öderntal heißt Salza-Alm. Dort stand vor Zeiten eine Hütte, in der es meistens an Sonntagen recht flott zuging. Eines Sommerabends waren dort wieder einmal mehrere Burschen und Dirndln beisammen, und sie tanzten und sangen, dass es eine helle Freude war. Lustig ging es dort zu und wohl auch ein wenig leichtsinnig. Besonders eine Brenntlerin forderte die Burschen immer wieder zum Tanzen auf und als keiner mehr tanzen wollte, rief sie: „Und tanzen muss ich und sollt ich mit dem Teufel selber tanzen!“ Kaum hatte das leichtsinnige Mädchen das gesagt, da juchitzt vor der Hütte einer so schauerlich, dass den Burschen der eiskalte Schrecken durch die Glieder fuhr. Ein wildfremder Jäger kam zur Tür herein, grüßte nicht, nahm seinen Hut nicht ab, sondern ging schnurstracks auf die Brenntlerin zu, die so gesprochen hatte, nahm sie an der Hand, und wirbelte in wildem Tanz mit ihr durch die Hütte, dass es nur so gepfiffen hat. Einer der Burschen spielte mit einer Mundharmonika zum Tanz auf. Als ihm der Atem ausging, legte er die Mundharmonika beiseite. Der Jäger aber tanzte weiter, nahm die Mundharmonika und spielte selber weiter. Immer schneller fuhr er herum mit der Brenntlerin, immer lustiger wurde er, die Brenntlerin aber konnte bald fast keinen Schritt mehr machen vor Müdigkeit. Sie wollte sich niedersetzen, aber der Jäger ließ sie nicht aus. Sie fing an zu betteln, er aber lachte nur dazu. Als der fremde Jäger gar nicht mehr aufhörte zum Tanzen, wurde den anderen Leuten, die in der Hütte waren, angst und bang. Sie sahen, dass die leichtsinnige Brenntlerin ihr Leben lassen müsste, wenn die Sache nicht bald aufhören würde. Die Brenntlerin konnte tatsächlich auch keinen Schritt mehr machen und ihr Tänzer schleppte sie nur noch wie leblos herum. Als er wieder einmal recht hoch aufsprang, verschob sich der Strumpf an seinem Fuß etwas und da merkten die Leute mit Schrecken, dass unter dem Strumpf ein Geißfuß steckte. Jetzt wussten sie, wer der flotte Tänzer war. Alle flohen in wilder Panik aus der Hütte und nur ein mutiger Bursch sprang hin zum Weihbrunnkrügel, das neben der Tür aufgehängt war, und wollte den Teufel mit Weihwasser vertreiben. Aber im Krügel war kein Weihwasser, und so tanzte der Teufel lustig weiter.

In der Nähe gab es damals einen frommen geistlichen Einsiedler, der liebend gern im Wald und in den Bergen herumstieg. Der kam just in dem Moment in der Salza-Alm vorbei, als die Leute aus der Hütte geflohen sind. Sie erzählten ihm schnell, was vorgefallen war, und er lief sofort in die Hütte und vertrieb den Teufel. Der Teufel war aber jetzt kein flotter Jäger mehr. Schuhe und Strümpfe hatte er sich bereits herabgetanzt, unter der Hose schaute ein langer Schwanz heraus und den Hut hatte er verloren, dafür aber waren ihm auf dem Kopf Hörner gewachsen. Als er die Brenntlerin aus den Händen ließ, atmete er voll Zorn einen höllischen Gestank aus und stampfte mit seinem Fuß so stark auf den Boden, dass der Fußabdruck im Brett zurückblieb. Die Brenntlerin konnte gerade noch beichten, empfing die letzte Ölung und starb. Den Gestank konnte man noch viele Wochen danach in der Hütte riechen und den Fußtritt, den der Teufel hinterlassen hatte, den konnte man nicht mehr entfernen. Man legte einen neuen Boden anstatt des alten, aber auch in diesem erschien wieder der Fußtritt. Keine Sennerin wollte mehr in dieser Hütte bleiben, und die Burschen gingen ohnehin nicht mehr hin. Sie hatten genug vom Tanz. – Heute steht die Hütte nicht mehr. Ein Blitz hat eingeschlagen und sie ist abgebrannt.

Quelle: Sagenhaftes Hinterbergertal, Sagen und Legenden aus Bad Mitterndorf, Pichl-Kainisch und Tauplitz vom Ende der Eiszeit bis zum Eisenbahnbau, Matthias Neitsch. Erarbeitet im Rahmen des Leader+ Projektes „KultiNat“ 2005 – 2007.
© Matthias Neitsch