Der Schatz, in Gargazon

Einst ging ein in Ruhestand gesetzter Gemeindediener zu Vöran, des Namens Mathias Zöggeler, in eigenen Geschäften und um zwei verlaufene Widder zu suchen, zwischen dem Gargazonbach und dem Vöraner Steig hin; da gesellte sich noch ein Mann zu ihm, half ihm suchen, und glücklich fanden sie die Widder an einer höchst gefährlichen Stelle. Da gewahrten sie hart am Wege eine Steinplatte, auf der ein Fuchs ausgehauen war, verwunderten sich darüber und betrachteten das Kunstwerk recht genau, bevor sie weitergingen. Als sie sich nun deshalb befragten, erfuhren sie, daß dort ein großer Schatz, ein ganzes Star gemünztes Gold, und zwar just unter jener Platte mit dem Fuchs vergraben liege. In aller Stille machten sich nun beide Männer auf, dem Schatze nachzugraben, allein gänzlich vergebens suchten sie den Fuchs auf seiner Steinplatte, er schien lebendig geworden zu sein, denn rechts und links streiften Füchse an den Felswänden hin, recht wie ihnen zum Hohn. Die Umwohner wissen übrigens viel von diesem Schatze zu erzählen. Einmal soll der Schatz im alten Kröllturme verborgen und dann an jenen Ort versetzt worden sein, andere wollen wissen, es seien einmal Bußprediger im Lande herumgereist, die haben für "Achtzehner" (Silberstücke von 18 Kronen) eine große Vorliebe gehabt und deren so viele gesammelt, daß sie die Last nicht mehr fortbringen konnten, und sie daher vergraben, und hätten auf dem Stein ein Symbol zum Merkmal des Wiederfindens hinterlassen. Manche aber verjüngen die Sage immer mehr und machen aus dem Schatz gar eine französische Kriegskassa, die dem Kampf des tapferen Andreas Hofer gegen die Franzosen von versprengten Truppen, die am Sinacher Berg vor den Schützen geflohen und zurückgewichen seien, den Weg verfehlt, in ein Moos geraten und, da sie die Kriegskassa nicht weiterzubringen vermochten, selbige hier vergraben hätten.

Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 293.