Josef Graf Mohr
von Rudolf Granichstaedten-Czerva
Wie demokratisch das Volksheer Andreas Hofers organisiert war, beweist der Umstand, dass neben dem Bürger und Bauer auch sehr viele Mitglieder des hohen und niederen Tiroler Adels, teils als Anführer, teils als einfache Schützen, in den Reihen der freiwilligen Schützen im Dienste der bedrohten Heimat dienten und kämpften. Ein tüchtiger Kämpfer aus dem alten Tiroler Adel war Graf Mohr; er wurde von Hofer gewöhnlich in Ordres der „Mohr-Graf" genannt.
Josef (Alois Anton) Reichsgraf von Mohr, Herr auf Tarantsberg (Dornsberg in Plaus bei Meran), Lichtenegg (bei Mals), Greiffen (bei Obermais) und Untermontani (bei Latsch) war am 12. März 1778 in Latsch als Sohn des Gerichts-Inhabers von Ober- und Unter-Montani Karl Grafen Mohr (1738 — 1809) und der Maria Josefa, geb. Gräfin Arz-Vasegg (gest. 1825) geboren. Er diente vor dem Aufstand 1809 im k. k. Jägerregiment „FMLt. Chasteler" Nr. 64; in der Berg-Isel-Schlacht am 25. Mai 1809 kommandierte er die Vinschgauer, dann kämpfte er in der Scharnitz und bei Gasteig. Am 2. Juni war er Anführer der Bauern in der Scharnitz und bei Leutasch und hätte damals die feindliche Infanterie leicht gefangen nehmen können, wenn er — der Hitzkopf — nicht zu früh die Doppelhacken losgefeuert hätte, was die heranrückenden Feinde zu schleunigster Flucht veranlasste.
Am 7. August stellte sich Mohr unter Speckbachers, also unter eines Bauern Kommando und erhielt an seinem Standort Telfes (bei Sterzing) von Hofer den Befehl, den Feind abzulenken und sich möglichst zu halten („An den Titlgraf v. Mohr, comendant Telfes vel ibi ubi, 9. August 1809"). In der dritten Berg-Isel-Schlacht kommandierte Mohr in der linken Zentrums-Kolonne als Bataillonskommandant die Vinschgauer mit vier Kompagnien von Latsch (905 Mann). Er legte sich mit Pater Haspinger in einen in Eile angebrachten Wegverhau und auf ein gegebenes Zeichen stürzten sie sich auf den nahenden Feind. Unter äußerster Anstrengung brachten sie den wütend anstürmenden Feind zum Stehen. Am 29. August zog Mohr, der am 21. August von Hofer zum Kommandanten des Vinschgaues ernannt worden war, nach Südtirol, um dort zehn bis zwölf Kompagnien aus Passeirern, Algundern, Schönaern und Maisern zusammenzustellen.
Nach der siegreichen Berg-Isel-Schlacht wollten die siegestrunkenen Bauern die ärarische Kasse des Gerichtshauses in Innsbruck plündern, doch Mohr rettete durch sein unerschrockenes Dazwischentreten das kostbare Gut.
Graf Mohr, dessen Schwester Elisabeth (geb. 1779, gest. 1840) die Witwe nach dem am 25. Mai gefallenen letzten Grafen Johann Stachelburg war, erhielt von Andreas Hofer (22. August 1809), Pater Haspinger, Assessor Ferdinand Rossi (14. September 1809) und dem Major Anton Stebele von Sillfeld (21. August 1809) sehr ehrenvolle Tapferkeitszeugnisse, in denen es sogar hieß, dass, wenn Mohr nicht bei der Berg-Isel-Schlacht mitgewirkt hätte, der Berg Isel schwerlich oder nur mit großen Verlusten erobert worden wäre und er durch sein geschicktes Kleingewehrfeuer die einzige Ursache des so glücklichen Ausganges der Schlacht war. Der Kaiser verlieh ihm die mittlere goldene Zivil-Ehren-Meldaille.
Graf Mohr, der mit Kreszenzia von Reinhart zu Thurnfels (1779 — 1860) vermählt war, starb kinderlos am 25. April 1833 in Obermontani (bei Latsch), erhielt durch Nennung seines Namens aus dem Freiheitskämpfer-Denkmal in Latsch ein Erinnerungszeichen. Sein Neffe Karl Graf Mohr (geb. Latsch, 8. Jänner 1824, gest. Innsbruck, 4. Juli 1880) wurde dadurch bekannt, dass er nach einer kurzen Dienstzeit bei der Tiroler Statthalterei und nach nur einjähriger Ehe (mit Gräfin Mathilde Sarnthein), aus der auch eine Tochter stammte, Priester und später Rektor des Innsbrucker Jesuitenkollegiums wurde. Mit Karl ist die Familie im Mannesstamm ausgestorben.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.