240 - Beratung mit Johann und Hormayr


den Diskurs mit der Bitte, die Truppen möchten ohne Zögern einrücken, damit das Land bald gereinigt und Zeit gewonnen wird, die nötigen Anstalten zur künftigen Behauptung desselben zu treffen. Sogleich kam die Sprache auf die Subsistenz der Truppen. Da das Land so produktenarm ist, dass es nicht einmal sich selbst, geschweige noch ein Heer erhalten kann, so war man einig über die Notwendigkeit, in den nächst gelegenen Provinzen Magazine zu errichten, von wo ein Nachschub an Lebensmitteln erfolgen könnte. Die Tiroler wollten insofern mitwirken, als sie ihre Hauptstationen und die „meisten ausgesaugten Orte" mit Vorräten versähen. Sie beriefen sich auf zahlreiche Wirte und Krämer, die ins Einverständnis gezogen, diese Anhäufung ohne Aufsehen besorgen würden. Branntwein, Reis und Heu sei in ansehnlicher Menge vorhanden und um billigen Preis zu haben bei der Seltenheit des Geldes und dem Mangel an Käufern. Aber man müsse ihnen mit Vorschüssen zu Hilfe kommen. Bei der Erwähnung des Geldes konnten die Deputierten den Wunsch nicht unterdrücken, Österreich möge sie künftig mit Bankozetteln verschonen, durch deren Verrufung das Land die Hälfte seines Barvermögens verloren. Für die ärmsten und rauhesten Landesteile, Oberinntal und Vintschgau, hoffte man, wenn es mit der Hauptarmee gut ging, aus Bayern reichliche Brisen zu gewinnen. Die Abneigung gegen Bayern war nach der Schilderung der Bauern beim Landvolk und Klerus am größten und am weitesten verbreitet. Auf die Städter lasse sich weniger rechnen, am wenigsten auf die Beamten. Aber diese würde „ein fester Ernst" unschädlich machen und mancher würde, wenn einmal die Österreicher da wären, förderlich mitwirken. Die Sünden der Bayern wurden weidlich durchgenommen, darunter auch die Aufhebung der alten Verfassung. Um diese wieder aufleben zu lassen, baten die Bauern, es möchte gleich beim Einrücken der Truppen ein Kongress nach Brixen oder Sterzing berufen werden, auf welchem feierlich die alte Ordnung installiert wird. Johann stellte ihnen vor, das könnte wohl nur auf einem offenen Landtag geschehen, der sich aber während des Kriegsgetümmels nicht leicht versammeln ließe. Die regelrechte Vornahme der Wahl wäre schwierig, und viele getreue Männer würden ihre Posten verlassen müssen, wo sie augenblicklich so notwendig wären. Man kam überein, dass nur ein engerer Ausschuss von 24 Stimmführern zusammentrete, welche diesmal der Kaiser berufe. Die Bauern wurden eingeladen, eine Liste zu übergeben. Sie taten es. Aber den Grafen Wolkenstein wollten sie nicht mehr als Vorsitzenden Landeshauptmann sehen, dafür bezeichneten sie den Baron Moll als den tauglichsten. Dem Erzherzog gefiel die präsentierte Liste, er fand auf ihr fast lauter bekannte, vertrauenswürdige Namen. Sehr befriedigt war er, dass neben den Bozenern Grätzl, Hingerle und Eyrl auch Giovanelli genannt war, der ihm besonders wertvoll schien, weil „kenntnisreich in Kommerz- und



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 240

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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