250 - Agenten aus Salzburg


ein bedenkliches Waffendepot. So sicher rechnete man da bereits auf die bevorstehende Veränderung, dass ein neubestellter bayrischer Mautbeamter nicht mehr die Auslieferung der Amtskasse erwirken konnte. 1)

Es war etwas Selbstverständliches, dass nach der Rückkehr der Bauerndeputationen der Verkehr zwischen Wien und Tirol aufrecht erhalten, wo möglich noch lebhafter wurde. Die Korrespondenz in der naiven Bildersprache wurde fortgesetzt. 2) Agenten gingen hin und her. Stadion und Johann einigten sich auf zwei Spezialagenten, die Salzburger Fellner und Trauner, welche über ihre Wahrnehmungen an beide chiffrierte Berichte zu senden hatten. Trauner übernahm es, von Zillertal aus Unterinntal zu bereisen, Fellner ging ins Pustertal. Jener traf mit Wintersteller zusammen und besprach mit ihm eine Überrumpelung von Kufstein. Der Wirt von Kirchdorf war sehr zuversichtlich: wenn gleich Hand ans Werk gelegt wird, wäre die Festung binnen drei Tagen zu erobern, es brauchte nur ein paar Kanonen zur Drohung, die Besatzung zähle bloß 700 Mann, der Kommandant sei ein alter, gebrechlicher Mann, das Militär voll Furcht. Trauner fand die umwohnende Bevölkerung höchst erbittert, weil sie Schlachttiere und Pferde ohne Bezahlung und ohne Quittung in die Festung liefern musste. Mit verschiedenen Vertrauten sprach er, die alle inständig flehten, es möchten doch schnell die Österreicher kommen, sonst sei der günstigste Zeitpunkt verloren. Denn der bei den Wiener Verabredungen angesetzte Termin (12. März) war bereits um einen Monat verschoben. Indem Trauner den Männern diese leidige Kunde gab, musste er seine ganze Beredsamkeit aufbieten, um sie zur Geduld und Vorsicht zu mahnen. Überall herrschte leidenschaftliche Erregung. In

1) Berichte des Mautbeamten Kappler in Lienz vom 13. Juni, und des Baron v. Lassberg vom 15. Okt. 1809.  M. St.
2) Hier mag noch als Beispiel aus dieser Korrespondenz in Bildersprache ein Brief Nessings folgen, den er während seiner Wiener Reise schrieb: „Im Forstwald 19. Jänner 1809. Freund! Seit 14 Tagen schwärme ich immer im Forst herum und weiß also nicht, ob Sie unterdessen meinem Kameraden geschrieben. In seinem Brief an mich schrieb er nichts davon. Aber ich las in seinem Brief, dass er wirklich vom Oberjägermeister abgerufen sei und alles in Ordnung habe, diesem angenehmen Ruf zu folgen. Da ich erst am 23. nach Hause komme und ich ihn nicht mehr treffen werde, so melde ich Ihnen vom gegenwärtigen Forste aus, dass die Feldjäger nicht nur den besten Willen haben, sondern voll Begierde sind nach jenem günstigen Augenblick, an welchem noch einmal die Treibjagd anfängt. Es fehlt nur mehr an der wirklichen Erscheinung. Das Wild muss verjagt werden, sonst werden alle unsere Forste verheert. Mehr kann ich diesmal nicht schreiben, weil ich gleichsam außer der Welt bin. Ich spare das Weitere auf meine Zurückkunft, welche ich Ihnen von Zeit zu Zeit mitteilen werde. Geben Sie mir schnell auf dies eine Antwort und gebrauchen Sie die gleiche Adresse, als wenn unser Freund gegenwärtig wäre. Ich werde alles richtig bekommen. Nun wünsche ich nebst Verbeugung dem Oberjägermeister mündlich sagen zu können, wie sich meine braven Forstleute nach ihm sehnen. Ihr alter Maskenfreund.“ A. J. Über eine ähnliche Bildersprache in Briefen Blüchers 1809, s. Deutsche Rundschau 104 B. p. 32.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 250

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.