268 - Anzeichen der Erhebung
daher hin und wieder etwas vorsichtiger hätten zu Werke gehen können. Indessen fordert es aber fürs erste die Klugheit, dass wir uns vollkommen ruhig verhalten und unsere Vorbereitungen in der Stille treffen, und fürs zweite ist es unerlässliche Pflicht der allgemeinen Nächstenliebe wie der strengen Gerechtigkeit dass, wenn es zum Auszug kommt, keine Unordnungen oder Gewalttätigkeiten verübt werden, und vorzüglich darf niemand, der nicht mit den Waffen gegen uns betreten wird oder sie ablegt, misshandelt oder wohl gar ohne Recht und Urteil Blut vergossen werden. Denn nächst dem, dass wir unmöglich zugleich Kläger, Richter und Scharfrichter sein können, müssen wir stets eingedenk bleiben, dass wir aus uns selbst nichts vermögen und ohne Segen von oben nichts ausrichten werden, dessen man sich aber nicht durch Sünden und Laster, nicht durch Mord und Raub, sondern durch Beobachtung der christlichen Gerechtigkeit würdig machen muss, wenn man sich nicht sogar die Rache und Strafe des Himmels statt seines Beistandes zuziehen will." 1)
Hormayr preist die wunderbare Verschwiegenheit, mit welcher die Wissenden das Geheimnis vor den Augen der bayrischen Machthaber zu verbergen wussten: „Damals ging jeder in seine Hütte, schwieg still und winterte das Vieh.“ Wir sahen dagegen, wie schwer schon den Deputierten die Bezähmung der Zunge geworden ist. Es wäre auch mehr als wunderbar, wenn von einer Sache, die durch Monate in Wort und Schrift an Hunderte weitergegeben wurde, nicht auch manches bis nach oben gedrungen wäre. Und im Grund genommen: wie viel Detail war denn zu verraten? Die Wiener Abmachungen bewegten sich vielfach in Allgemeinheiten. Sie waren mehr Stimmungsmache als Aufstandsplan. Zuerst Einmarsch der Österreicher, und dann Anschluss des Volkes, so war es gedacht. Dass die Wirklichkeit sich dann genau umgekehrt gestaltete, war nicht allein Geheimnis für die Bayern, sondern ebenso für ihre Gegner. Sich mit Waffen versehen, das haben die Bauern allerdings in aller Stille besorgt, aber das Wetterleuchten des nahenden Gewitters sahen auch jene, die nicht im Einverständnis waren. Bei dem Stellungsrummel in Axams ließen die Bursche, sodass es jeder hören konnte, den Kaiser Franz hochleben. In Passeier sangen die Weiber Lieder, „die voll revolutionären Inhaltes sind“.2) Wurden die Bauern in den Zechstuben gesprächig, so deuteten sie geheimnisvoll auf kommende Ereignisse und platzten wohl auch heraus, in ein paar Monaten sei man wieder österreichisch und werde man die Bayern zum Land hinaus jagen. 3) Danei vernahm bei seiner Februarreise durch Tirol solche Anspielungen hin und hin. In Schwaz
1) Cop. in A. G.
2) Anzeige Hermeters an das Landgericht, nach Hörmanns Bericht. M. St.
3) Schatz a. a. O. p. 74. Ein gleicher Fall in Hötting, in Akten des M. St. Ebenso über Matrei in Schützenzeitung 1860 p. 309: Landesverteid. Jos. Steiner.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.