296 - Teimer in Vintschgau


bei der nun vorgenommenen Entwaffnung einige hundert wertvolle Gewehre bekommen. Die Bayern wurden in das Schloss Wolfsthurn in dem eine Stunde entfernten Mareit abgeführt. Gleiches Schicksal teilte ein Pikett Speichers, das in Gossensass stand, während ein zweites in Mauls südwärts entkam und von Bisson aufgenommen wurde. Von den Tirolern ließen an diesem Tag 22 das Leben. 1)

Hofers Befehl war vollzogen, die Bauern meinten, das Tagewerk sei vollendet, sie wollten sich jetzt in den zahlreichen Gasthöfen der Stadt eine wohlverdiente Labung gönnen und die angekündigten Österreicher erwarten. So zechen sie in übermütiger Siegerlaune. Da entsteht Lärm auf der Straße, sie stutzen und fragen, ob der Chasteler schon da sei. Die Antwort gibt ihnen erneutes Sturmgeläute: die Strasse von Brixen herauf ist voll von Franzosen. Alle Häuser der Stadt leeren sich, denn auch die Bürger werden von den Bauern gezwungen, mitzutun, während andere wieder die Habseligkeiten zusammennehmen und sich zu retten suchen, da sie Racheakte vom ankommenden Feinde erwarten. Wieder rennen die Bauern hinab ins Moos. Aber diesmal ist der Gegner zu zahlreich. Sie lassen es gar nicht auf einen Versuch ankommen, sondern schlagen sich sogleich in die schützenden Wälder. Ohne Hindernis zieht Bisson in der fünften Nachmittagsstunde in Sterzing ein. In der Nacht kam auch Wreden nachgezogen, er hatte noch manchen Mann auf dem Marsch von Mittewald herauf verloren, da ihn im schluchtenartigen Eisacktal die Bauern fortwährend umschwärmten. Die Bayern waren daher besonders erbost und schritten in der Stadt zu Plünderungen. Wreden soll geneigt gewesen sein, Sterzing zum Strafexempel in Asche zu legen. Bisson, heißt es, habe ihn abgehalten. Die Franzosen, sagt der Ortschronist, zeigten sich „manierlicher". Dass Speicher mit seiner Mannschaft im nahen Wolfsthurn eingesperrt war, hat Bisson und Wreden niemand verraten.

Diese Vorgänge im Eisack- und Pustertal in den beiden Apriltagen blieben nicht vereinzelt. Auch in andern Landesteilen entfaltete sich die Bewegung. Teimer hatte es, nachdem er Hofers Haus verlassen, zunächst geschäftig im Vintschgau. Seine erste Station war Schlanders, wo er den Krieg ansagte und mit seinem Genossen Frischmann die Leute aufbot. Gleich war unter dem Dorfschullehrer Purtscher eine Kompagnie beisammen. Während Frischmann sich dem Nonsberg zuwandte, besorgte Teimer das Insurrektionsgeschäft etschaufwärts. Er vergaß nicht der bayrischen Staatskassen. Schon in Schlanders ließ er dem königlichen Administrator der Deutschordenskomende 1500 Gulden abnehmen. 2) Als bestellter

1) Verlustliste in L. A.
2) Danei a. a. O.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 296

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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