297 - Schicksale altbayrischer Beamten


kaiserlicher Hauptmann gab er dem Anführer der Bürgermiliz in Glurns, Matthias Platzer, den Befehl, die Mautkasse in Taufers in Beschlag zu nehmen. Der Auftrag wurde pünktlich vollzogen. Er selbst besorgte dasselbe in Burgeis und im Verein mit Senn in Fürstenburg. Hier präsentierte sich Senn als von Kaiser Franz ernannter Richter und bestellte die Gerichtsuntertanen, sich bereit zu halten zum Zuge nach Innsbruck, um „die bayrischen Dampfnudeln" auszutreiben. Ein missliebiger Aktuar, Johann v. Payer, wurde nach Meran abgeführt. In Reschen erschienen Männer beim Zollamt und nahmen mit der Erklärung, seit gestern (9. April) sei Tirol wieder österreichisch und sie seien vom Erzherzog Johann geschickt, den vorhandenen Barvorrat in Besitz. Über Nauders begab sich Teimer ins Inntal, wo er ja auch schon vorgearbeitet hatte. In Ried gab es schon feierlichen Einzug, die Leute wollten ihre Häuser schmücken und behängten sie beim Mangel an Teppichen mit farbigen Bettüberzügen. Im Gasthof Schweigel hielt man das Ehrenmahl, wobei Teimer aus vergoldetem Becher auf Österreichs Waffen trank. 1) In Landeck traf er zusammen mit Christoph Müller und delegierte ihn nach Vorarlberg, damit es auch dort lebendig würde. Richter Linser in Ried ließ es sich nicht nehmen, neben dem Hormayrschen und Hoferschen Proklam noch einen besonderen Aufruf ins Volk zu werfen: „Der Zeitpunkt der Erlösung vom französischbayrischen Joch ist gekommen, die österreichischen Truppen rücken in unserm Lande vor. Lasst uns keinen Augenblick zögern, unserm Erretter Kaiser Franz zu zeigen, dass wir seines Schutzes würdig sind." Als nächste Aufgabe bezeichnet Linser die Besetzung der Grenzen, wozu nur eine „massige Zahl entschlossener Leute" erfordert wird. Vor allem haben die einrollierten Standschützen dem Ruf zu folgen, ihnen sollen sich auch Freiwillige anschließen. Mehr als den dreifachen Zuzug 2) werde man von keiner Gemeinde verlangen. „Morgen Vormittag um 8 Uhr sollten die Schützen, zum Ausmarsch gehörig gerüstet, bei der Obrigkeit erscheinen, doch immer lieber zu viel als zu wenig." Der Richter versprach „tunlichst kurze Dienstleistung, schleunige Ablösung und angemessene Löhnung". Die obersten Chargen ernannte die Obrigkeit, die untern wurden nach Wahl der Ausziehenden besetzt. 3)

Wie in Vintschgau, so zeigten sich auch an anderen Orten als erste Folgen der ergangenen Aufforderungen zur Erhebung lokale Ordnungswidrigkeiten. Der Postenlauf zwischen Innsbruck und München war schon

1) Über diese Reise Teimers ein Bericht des Stationisten Karl Reinthaler in Burgeis und des von Taufers, des Zöllners von Reschen 10. April, des Oberbeamten Schertel in Martinsbruck 11. April 1809; Bericht des Gerichtes Ried 1810. M. St. Bericht des Engelb. Tschott 1810. M. K.
2) nach dem Landlibell von 1511.
3) Hauptmann: Oberschützenmeister Josef Zangerl von Prutz, Oberleutnant Unterschützenmeister Geiger. Linsers Aufruf vom 11. April. J. M.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 297

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.