320 - Eroberung von Hall
Aufmerksamkeit der Bayern nach der anderen Seite abgelenkt werden. Daher die zahlreichen Feuer auf dem südlichen Mittelgebirge, welche denn auch ein starkes Pikett an die Hallerbrücke lockten. Noch für die Nachtzeit war die Aufhebung der Bayern beim Kloster in Volders angesetzt. Wie Speckbacher es angeordnet hatte, näherten sich die vom Gnadenwald unter Josef Posch dem Posten unweit der Brücke, der sich in das Kloster zurückzog. Vor der Südfront des Gotteshauses trafen, geführt vom Wieselerwirt Angerer, die Untertanen des Gerichtes Rettenberg ein. Auch Speckbacher war herbeigekommen. Zufrieden mit der pünktlichen Befolgung seiner Weisungen, überließ er die Blockierung den andern und eilte aufwärts zur Hallerbrücke, um dort den Sturm auf die Stadt zu leiten. Belagerer und Belagerte wechselten häufige Schüsse, die aber beim nächtlichen Dunkel keinem der beiden Teile Schaden zufügten. Einer Aufforderung, das Gewehr zu strecken, wollte der befehlhabende Offizier erst nachkommen, wenn er dazu vom Haller Kommandanten autorisiert wäre. Das währte den Bauern zu lange. Ein robuster Volderberger, Andreas Schwaninger, fällte einen Baum, legte ihn in eine Schlinge und wollte mit diesem Mauerbrecher die Südpforte bewältigen. Bevor sie den wuchtigen Stößen nachgab, brachte es der auf der Nordseite ungestüm andringende Hauptmann Posch zu einem Übergabsakt, vermittelt durch den Prior des Klosters, wodurch sich die 80 Mann zählende Besatzung ergab. 1)
Unterdessen gelang auch schon der Anschlag auf Hall. Speckbacher hatte am Vorabend nicht vergebens seine Ansprachen gehalten. Um Mitternacht versammelten sich die wehrhaften Bauern und Salzbergarbeiter von Absam und Thauer in den Dorfschenken, wählten ihre Hauptleute und rückten um zwei Uhr morgens gegen die Stadt. Die Thauerer unter Matthias Hauswurz und die Absamer unter Severin Holzhammer machten sich an die Gewinnung der ihnen zugewiesenen Tore. Dieselben waren, wie Speckbacher richtig berechnet hatte, nur schwach besetzt. Auf einige Alarmschüsse hin traten die bayrischen Wachen hervor und nach kurzem Geplänkel wurden sie bemeistert. Ohne Widerstand ließ sich die Mannschaft auf der Hauptwache entwaffnen. Nicht so leichtes Spiel hatte Speckbacher mit seinen Leuten von Rinn und Tulfes an der Innbrücke, welche Oberstleutnant Bärenklau ernstlich verteidigen wollte. Es gab ein heißes Ringen, wobei die Angreifer den Kürzeren zu ziehen drohten. Da wird Lärm von der obern Stadt her vernehmbar. Die bei den Stadttoren eingedrungenen Bauern eilen ihren Freunden bei der Brücke zu Hilfe, die Bayern sehen sich auch im Rücken angegriffen. Und damit ist der Sieg entschieden. Als die Rettenberger von Volders her den Landsleuten an der Hallerbrücke
1) Den Offizieren wurde trotz gegebener Parole der Säbel abgenommen. Der König, meinten die Bauern, habe auch dem Lande das Wort nicht gehalten. Ludwig Rapp, Schicksale d. Servitenklosters bei Volders, p. 18 ff.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.