337 - Die ersten Österreicher in Innsbruck
Hofer war selig; was er die vorangegangenen Monate geträumt und geplant hatte, wie trefflich hatte es sich erfüllt. Er freute sich über „die große Mannschaft", welche der General „Schatler" mitgebracht, 1) fühlte sich hochgeehrt von dessen Herablassung und eilte, den abwesenden Genossen mitzuteilen, was er vom kaiserlichen Kommandierenden vernommen. Das war vor allem die Weisung, Hofer und seine Leute sollen sich nach Hause begeben und einige Tage der Rast genießen, bis weiterer Befehl kommt; es werde schon Bericht folgen „was zu machen ist". Der gnädige Herr „lässt durch mich auf alle treuen Tiroler alles Schöne vermelden und ist auch alle Zufriedenheit mit uns. Ade, herzallerliebste Brüder". 2)
Hofer ging am 15. über den Jaufen, Chasteler über den Brenner. Es herrschte stürmisches Schneewetter, unter dem die Truppe zu leiden hatte. Hochrainer, eine der von Bisson mitgenommenen Geiseln, begegnete ihr am Lueg. Ihr schlechtes Aussehen und der schwerfällige Gang erweckte ihm „ahndungsvolle Gedanken". 3) Einige Stunden vor Chasteler marschierte Seppenburg mit seinem Bataillon, in einem gleichen Intervall diesem voraus Oberleutnant Gerardi mit einer Kompagnie und vor dieser ein Pikett von sieben Dragonern. Derselbe Alarm, welcher am Abend des 13. viele Stürmer aus Innsbruck abrief, wiederholte sich in der Nacht und am folgenden Morgen. Wieder kündeten die Glocken Feindesgefahr. In den ersten Frühstunden stand Teimer mit 10 000 Bauern am Isel; auch der mit dem Haller Landsturm herbeieilende Straub meinte nicht anders, als ein neues feindliches Korps zu treffen. Die Täuschung währte nicht lange. Bauern, welche die Straße bis gegen den Schönberg hin abpatrouillierten, stießen bald auf jene Dragoner Gerardis und auf diesen selbst. Es gab jubelnden Empfang, und bald wusste man in Innsbruck, dass nun wirklich die Kaiserlichen nahten. Zu Fuß und zu Pferd zog man ihnen entgegen, um sie zu feierlichem Einzug einzuholen. In alle Dorfschaften flog die Kunde: die Kaiserlichen kommen. Eine Menschenmenge, noch grösser als am Tage vorher, sammelte sich am südlichen Gelände von Innsbruck. Und wie man der ersten österreichischen Uniformen ansichtig wurde, wollten die Jubelrufe und Freudenbezeugungen kein Ende nehmen. Die Dragoner wussten sich gegen das herandrängende Gewoge kaum auf den Pferden zu halten. Die Fußsoldaten hatten nicht genug Hände für die begrüßenden Freunde. Was sich an Beutestücken vorfand, wurde den Ankommenden entgegengetragen. In Ermangelung eines solchen nahm
1) Hofer an Tschöll, 15. April. J. M. Chasteler führte zwei Bataillone, eine Eskadron von 100 Reitern und drei Geschütze mit sich.
2) Ders. an dens. Sand, 16. April. Der Brief beginnt: „Ich berichte euch Brüdern allen, so nur gut denken."
3) Hochrainers Erinnerung a. a. O.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.