352 - Blockade von Kufstein


bereits darangingen, sowohl in Münster wie in Martinsbruck einen Neutralitätskordon unter dem Grenzkommissär Toggenburg ziehen zu lassen. Auf tirolischer Seite stellte er Sturmkolonnen aus Vintschgau auf. 1) Ein von ihm eingerichteter reitender Ordonnanzdienst hatte von Imst über Vintschgau bis Bozen für regelmäßige Kundschaft zu sorgen.

Oberstleutnant Reissenfeis hatte, in Wörgl angekommen, nicht den Marsch nach Innsbruck fortzusetzen, sondern war von Chasteler mit der Einnahme der Festung Kufstein betraut. Hatte man sich ja während der Vorbereitung des Aufstandes dem Wahne hingegeben, das Schloss leichten Kaufes bewältigen zu können. Man ahnte nicht, dass diesmal ein Kommandant besserer Qualität den Befehl führe, als es in früheren Kriegsläufen der Fall gewesen. Die Untertanen dieses Gerichtsbezirkes waren für die Erhebung weniger vorbereitet als anderwärts. Als der Landrichter Wiesend bei der Nachricht von den ersten Unruhen im Lande Abmahnungsschreiben ergehen ließ, trafen sie an manchen Orten, wie in der Schranne Ebbs, eine noch ganz friedlich gestimmte Bevölkerung. 2) Aber nach dem Erscheinen der Kaiserlichen wurde es schnell anders. Sieberer und Margreiter, jener in Langkampfen, dieser in Wildschönau, stellten Kompagnien zusammen, sie schlossen sich Reissenfeis an. 3) Aus Kitzbühel eilte Wintersteller herbei. Die Bauern wussten sich ihrer Sache recht sicher. Am 17. April, da eben die ersten Schritte zur Blockade getan wurden, meldeten sich zwei von ihnen vor der Festung und verlangten zu Major Aicher geführt zu werden. Mit verbundenen Augen wurden sie zum Kommandanten geleitet und in aller Naivität forderten sie Ergebung. Man kann sich denken, wie der tapfere Offizier die Verwegenen empfing. Den einen ließ er ins Verließ abführen, den andern verabschiedete er mit der Drohung, jeden hängen zu lassen, der ihm noch einmal mit einer solchen Zumutung komme. Erst von diesen beiden erfuhr Aicher das Schicksal Kinkels.

1) Teimer an die Schutzdeputation, Mals, 25. April. Er kündigt sein baldiges Erscheinen in Innsbruck an. M. St. Damals (19. April) schreibt der Richter Bereitter von Bezau an seine Oberbehörde; „An eine Verbindung Tirols mit der Schweiz ist nicht leicht zu denken. Denn die kleinen Kantone sind zu klug geleitet und zu stolz auf ihre Verfassung, um sich in fremde Sachen einzulassen. Freilich gibt es immer einfältige Leute, welche sich an die Weissagung der Sibylle erinnern, dass der Arlberg noch mitten in der Schweiz stehen wird."  M. St.
2) Wiesends Bericht vom 2. Okt. 1809. M. St. Sieberer bedauert es, dass ein guter Teil der Garnison, die in den nahen Dörfern lag, von den Bauern nicht bei Zeiten aufgehoben wurde. So aber konnten sich alle rechtzeitig in die Festung zurückziehen. Damit erreichte die Besatzung die Stärke von 576 Mann.
3) Jakob Margreiter (er unterzeichnet sich als Major) ersucht am 24. April den Oberstleutnant Taxis, der ihn beim Zusammentreffen in Strass zum Hauptmann ernannt habe, um ein Dekret. Die Schutzdeputation erwidert, ein solches werde folgen, sobald eine Kompagnie ihn förmlich zu ihrem Hauptmann werde erwählt haben. Schon das Organisierungspatent Chastelers hatte die Wahl der Chargen freigegeben.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 352

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.