358 - Hormayr wieder in Brixen


Böswilligkeit der noch fungierenden bayrischen Beamten. Er trug nun selbst seine Forderung vor, und binnen wenig Stunden hatte ihm die Kaufmannschaft bare 100 000 G. abgeliefert. Freilich meinten die Subskribenten, es handle sich um eine ganz kurze Sicht, Hormayr hatte ihnen von einer bis längstens acht Tage erfolgenden Ankunft der Geldfuhren gesprochen. Auf solche wartete man vergebens. 1)

Für den Intendanten war es eine ruhelose Zeit. Kaum ein paar Stunden zum Schlafen konnte er sich gönnen. Eine Audienz löste die andere ab, eine Konferenz die andere. Eingehendst informierte er sich über politische Haltung und Stellung der angesehenen Bürger. Den Beamten österreichischer Herkunft führte er streng zu Gemüte, dass sie nunmehr kaiserlich seien. Wieder deklamierte er von der französischen Gefangenschaft Max Josefs und ließ neue Enten fliegen: Berthier sei zum bayrischen König ernannt, Massena habe sich ergeben, Napoleon sei geflohen, der bayrische Kronprinz mit 25000 Mann zu den Österreichern übergegangen, Erzherzog Karl stehe in München. Den Maximiliansplatz ließ er sogleich in Erzherzog Johann-Platz umtaufen. Die ganze Nacht gab es bei Hormayr ein ununterbrochenes Kommen und Gehen. Sein Absteigeort bei Giovanelli war das „Repertorium für alle politischen und militärischen Neuigkeiten, die Werkstätte der neuen Organisation, der Zufluchts- und Trostort aller betrübten Erlösten". 2) Der Schützenhauptmann Johann Rella musste die Veltliner Parteihäupter Juvalta, Paravicini und Trabocchi durch einen vertrauten Boten über den Sulzberg beschicken, um in jenen Tälern „eine Explosion zu bewirken, die im Rücken des von Johann zurückgedrängten Feindes Schrecken verbreiten und die Verbindung mit Bünden erleichtern sollte." 3) Am Morgen nach dieser bewegten Nacht musste er hinaus zur Talferbrücke, der Vintschgauer Landsturm war dort eingetroffen. Es regnete in Strömen. Nach einer patriotischen Ansprache befahl er, die Leute zu laben, und gab ihnen gute Worte, sie möchten baldigst nach Hause ziehen, da augenblicklich keine Gefahr drohe. Hormayr selbst verließ auch noch an diesem Tage Bozen. Ihn trieb es nach Brixen zurück, wo er das bayrische Generalkommissariat noch nicht förmlich entfernt hatte. Ihm voraus ging der Wagen mit Graff und Khuen, denen die Menge noch Verwünschungen auf die Reise nach Ungarn mitgab, er folgte in einem zweiten Gefährte, begleitet vom Merkantilkanzler Plattner und Hingerle, welche den Transport des aufgeliehenen. Geldes überwachten.

An diesem Tage des Wiedererscheinens Hormayrs in Brixen (15. April) schlug auch Aretins letzte Amtsstunde. Es ward Hausarrest über ihn

1) Hepperger; Hormayr an Fenner, 18. April. J. M.
2) Stautners Bericht a. a. O.
3) Species facti a. a. O.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 358

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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