369 - Sendung zum Kaiser


Kapitulationen schon am 17. April. 1) Am kaiserlichen Hoflager, das, der Hauptarmee folgend, der bayrischen Grenze sich näherte, blickte man mit begreiflichem Interesse auf die Entwicklung der Dinge in Tirol. Schon beriet man über die Vornahme der Huldigung. Minister Stadion verwies den Kaiser auf die hinausgegebenen Proklamationen, wo dem Lande die Vereinigung mit Österreich verheißen sei. Deshalb soll Tirol huldigen, „sobald das ganze Land im Besitz der österreichischen Truppen und die Armee soweit vorgerückt ist, dass der Besitz Tirols als gesichert gelten kann". „Nach dem Gewinn einer Schlacht würde diese Huldigung um so ersprießlicher sein. Diplomatische Hindernisse kann es nicht geben, da nach dem von uns und anderen Höfen angenommenen System nur die anererbten, nicht aber die infolge der französischen Usurpationen neu erworbenen Länder auch bei einem besseren Betragen dem bayrischen König gesichert blieben und also in Beziehung auf Tirol nicht einmal der Fall einer anderswo zu suchenden Indemnität eintreten würde." 2) Der Kaiser billigte vollständig diese Grundsätze und ordnete schnelle Vornahme der Huldigung an, damit alle Welt seinen Entschluss erkenne, das Land festhalten zu wollen. Die erste erfreuliche Botschaft aus Tirol beantwortete ein kaiserliches Manifest. 3) Franz gedenkt darin des Schmerzes, den ihm die Abtretung des Kronlandes verursachte, des Verfassungsbruches, dessen sich der König schuldig gemacht. Eine Armee habe er zur Befreiung Tirols in Bewegung gesetzt, aber ohne deren Eingreifen haben seine tapferen Tiroler

1) Das Tagebuch des Grafen Zinzendorf (W. St.) verzeichnet zu diesem Tage das Eintreffen eines Briefes des Grafen Künigl mit der Meldung, dass die Tiroler vom 10. bis 14. April 9 — 10 000 Mann mit einigen Batterien gefangen nahmen. „Südtirol hat keine Fortschritte gemacht." In Lemberg leitete auf die ersten Nachrichten aus Tirol der Gubernialrat Rohrer, ein gebürtiger Tiroler, eine Sammlung für seine verwundeten Landsleute ein, welche 3000 G. einbrachte. Das Geld konnte nicht an den Ort seiner Bestimmung gelangen. Dar. korrespondiert Metternich mit Haager, 19. Dez. 1809 und 9. Januar 1810. J. W.
2) Stadion an den Kaiser, Braunau, 14. April. W. St.
3) Schärding, 18. April.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 369

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.