379 - Straub und Huter beim Kaiser
ging. Steuer- und Postämter vermochten nicht viel abzuliefern. 1) Die beste ärarische Geldquelle in Nordtirol war immer das Berggefäll gewesen. Dessen suchte sich auch der Intendant möglichst ausgiebig zu bedienen. Er vernahm, dass der Preis des bayrischen und Jurasalzes gestiegen. Da ging nun er mit dem Preis des Haller Salzes herunter und suchte diesem Produkt in der Schweiz ein erweitertes Absatzgebiet zu gewinnen. Neue Anlehen wurden bei Kaufleuten (Tschurtschenthaler in Innsbruck) gemacht mittels Anweisungen auf die tirolische Saline. Und um deren Betrieb nicht zu gefährden, wurden die Salzarbeiter vom Verteidigungsdienst ledig gezählt.
In den letzten Apriltagen waren die beiden Tiroler Deputierten Huter und Straub beim Kaiser in Ebelsberg eingetroffen. Schon war die Armee des Erzherzogs Karl auf dem Rückzug. Aber die Aufnahme der beiden war glänzend. Franz und seine Minister wetteiferten in auszeichnender Behandlung der zwei Männer. Straubs Name war ja schon aufs vorteilhafteste bekannt. Mehr als 200 000 G., die Hälfte davon in blinkenden Dukaten, und drei Munitionskarren voll Pulver und Blei wurden ihnen zur Linderung des augenblicklichen Mangels im getreuen Lande überwiesen. Der Kaiser war voll Huld und Herablassung, die Tiroler mussten mit ihm speisen. 2) Dabei wie bei den Audienzen gab sich jeder frei und ungezwungen, man redete gerade von der Leber weg. Franz wurde nicht müde, die Anhänglichkeit des Landes zu preisen, und fügte nur einen Wunsch bei, die Landsleute möchten auch Ausfälle nach Bayern machen, nur nicht zu weit ins offene Feld, um etwa feindliche Patrouillen und Pikette aufzuheben und so den Gegner im Rücken zu bedrohen. Die Gesandten erinnerten sich vielleicht Teimers und gaben die besten Zusicherungen; ihnen selbst brannte auch noch etwas auf der Zunge, das heraus musste: Majestät möchte doch alle Freimaurer, Jakobiner und bayrischen Beamten abführen lassen. Brüder, entgegnete der Monarch, ich bin ja auch ein Christ; ja alle derlei der Religion gefährlichen Leute, Bayern wie Inländer, und jene, die beim
1) Vom Postamt Bozen bezog Hormayr in der ersten Hälfte Mai 1850, von dem in Rattenberg 1610, von dem in Brixen 600 G. M. K. Der bayrische Postverwalter Schedel berichtet im Aug. 1809 an die Postdirektion in München, der von Hormayr bestellte Oberpostamts Verwalter Kugstatscher habe alsbald an Taxis ein erhöhtes Ordinari-, Ritt- und Wartgeld, das unter Bayern herabgesetzt worden war, bewilligt, dagegen die Extraposttaxe herabgesetzt. Derselbe Schedel behauptet, unter der österr. Okkupation sei der Estafettendienst missbräuchlich erweitert worden, die unbedeutendsten Schriftstücke habe Hormayr auf .diesem Wege befördern lassen; „wiederholt sind Hüte und Stiefel für die Bauernoffiziere durch Estafetten versendet worden". Bericht v. 7. Aug. M. K.
2) Über ihre Aufnahme beim Kaiser Skall a. a. O.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
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