380 - Kaiserliche Spende
Volke im Verdacht stehen, sollen aus dem Lande entfernt werden. 1) Die Rückreise mit dem wertvollen Gepäck war ungemein mühevoll. Zunächst war die Passage gehemmt durch die fliehenden österreichischen Truppenkörper, in der Nähe von Vöcklabruck streiften schon die Franzosen. Die zwei Männer mussten sich mit ihren Wagen südwärts ins Gebirge wenden und den Übergang über den noch tief beschneiten Radstädter Tauernpass zu gewinnen suchen. Ihr Eifer und ihre Ausdauer wurden auf eine harte Probe gestellt, aber das Wagnis glückte vollständig. Über Pustertal erreichte Straub mit dem Gelde am 8. Mai die Landeshauptstadt, 2) vier Tage später fuhr Huter mit dem Munitionsvorrat in dieselbe ein. 3)
So war denn endlich ein nennenswertes Scherflein glücklich ins Land gekommen. Ging es nach kaiserlichem Wunsch und Willen, so war noch mehr zu erwarten. 4) Dass die von Straub mitgebrachten Goldstücke nicht weit langen würden, dessen war sich die Schutzdeputation klar. Am zweiten Tage nach seiner Ankunft forderte sie daher den Intendanten auf, das Extrasteuerordinarium für Lichtmess und Georgi treiben zu lassen, um den stark hergenommenen Schuldentilgungsfond wieder zu füllen und damit weiteren Schaden von den Kreditoren des Landes abzuwenden. 5) Aber nun war wenigstens Geld da, um dringende Bedürfnisse bei den Schützenkompagnien zu befriedigen. 6)
Schon in Südtirol, noch mehr nach seiner Ankunft in Innsbruck, war Hormayr bestrebt, das staatliche Räderwerk des Beamtentums, in das er selbst mit seinen Deportationen so störend eingriff, in Gang zu
1) Protokoll über das, was Huter der Schutzdeputation auf dem Landhause 12. Mai 1809 berichtete. M. St. Dasselbe ergänzt die Erzählung in Straubs Selbstbiographie, wiedergegeben bei Stragnaz a. a. O. 20 ff. und bei Ferd. v. Scala, Jos. Franz Huter p. 42. Dass dem Kaiser über die von ihm selbst gewünschte Deportationspraxis bald Bedenken kamen, dar. s. ob. 375 Anm. 2.
2) Er übergibt 8. Mai an den landschaftlichen Kassier Joh. v. Leis 15 Säcke mit 94 500 Dukaten.
3) Straub hatte einen Brief vorausgesendet, wo er über die kaiserliche Spende meldet. Hormayr veröffentlichte darauf ein gedrucktes Proklam (3. Mai) „zum tröstlichen Wissen", worin er die baldige Ankunft von Geld und Patronen verkündete. Ärger bereitete es dem Huter, dass ihm auf der Reise der Unterintendant für Pustertal, Philipp v. Wörndle, der an Geldmangel ebenso litt wie seine Kollegen, 12000 G. von seinem mitgeführten Vorrat abnahm. Huters Bericht und Wörndles Quittung in M. St.
4) Kaiser an den Finanzminister O'Donell, 14. Mai: Chasteler braucht für den Monat Mai 500 000 Gulden zu Befestigungsarbeiten, jeden Monat 100 000 G. für Schützenlöhnung; das Geld hierfür ist schnellstens nach Tirol zu liefern. A. J.
5) Deputation an Hormayr, 10. Mai. L. A.
6) Anweisung von 3000 G. an Frischmann, welcher eben eine zweite Kompagnie errichtet hatte, nachdem er bei Aufstellung seiner ersten 1300 G. hatte aufleihen müssen. Die Deputation begleitet diesen ihren Beschluss (11. Mai) mit dem Bemerk: „Nicht leicht kann ein Geld besser angewendet werden als für diesen braven Offizier." L. A.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.