382 - Dipaulis Verlegenheit


ängstlich abwägende Mann sich auf seinen stilleren Beruf eines Appellationsrichters zurückziehen zu können. Aber sein Name war zu bekannt, seine persönlichen Beziehungen zu vielseitig. 1) Am ersten Tag, da Hormayr in Innsbruck weilte (2. Mai), erschien der junge Giovanelli mit dem Finanzrat Rapp, den der Intendant ebenfalls aus Trient mitgenommen hatte, im Hause Dipaulis und überraschte denselben mit der Ankündigung, sie beide wollten bei ihm für die Dauer ihrer Anwesenheit Kostgänger sein. Unter den obwaltenden Umständen waren ihm die beiden wahrhaft ungebetene Gäste. Gewiss nicht ermutigend war es für den Hausherrn, als ihm Rapp schon bei diesem ersten Besuch im Vertrauen gestand, er bereue es, sich mit Hormayr eingelassen zu haben. 2) Es war ihm wie eine Erleichterung, als die zwei Herren nach wenig Tagen ausblieben. 3) Sie sollte kurz andauern. Auf einem Spaziergang am 11. Mai mit seinem Kollegen Peer überraschte ihn ein Bote mit einem Dekret Hormayrs, worin derselbe beide Appellationsräte zu Mitgliedern der Schutzdeputation bestellte. Man kann sich denken, was Dipauli für Augen machte. Sogleich eilte er zum Intendanten, um ihm zu erklären, dass von der Annahme eines solch exponierten Postens keine Rede sein könne. Der Gesuchte war nicht zu Hause. Wohl aber traf Dipauli seine zwei Gäste der letzten Tage und

1) Allen leitenden Persönlichkeiten stand Dipauli nahe. Bei Hormayr waren es vor allem literarische Verbindungen, mit Chasteler war Dipauli schon im Kriegsjahr 1800 in Bozen und später wieder zusammengetroffen, General Fenner war sein Schulkamerad gewesen, und den General Buol kannte er von dessen Bruder, dem Probst in Bozen.
2) Dipauli „Meine Lage" a. a. O. An dieser Stelle bemerkt Dipauli: „Rapp habe ich sehr lieb gewonnen, er ist voll Fähigkeiten und Kenntnissen und grundehrlich, nur manchmal etwas impetuos und rasch in seinen Äußerungen und Entschließungen."
3) Eben zu dieser Zeit wandte sich Dipauli an Graf Enzenberg in Klagenfurt und empfahl Mieg zu besserer Behandlung. Enzenberg erklärt sich bereit. „Aber seit Miegs Ankunft kamen aus allen Seiten in Tirol und von Leuten aus allen Ständen so einhellige und schwarze Berichte gegen ihn, und sie verbreiteten sich im hiesigen Kräwinkl so schnell, dass ich in Verlegenheit komme, wenn ich ihm Schutz und Achtung erweisen soll. Selbst jene, welche zu der Klasse von Menschen gehören, die dem fremden Beamten das nicht anrechnen, was doch nur seine Pflicht ist, schildern den Mieg als einen höchst leidenschaftlichen Mann, dem es ein Vergnügen ist, harte Befehle zu geben und auszuführen. (Ganz ähnlich Hormayr über Mieg.) Es lässt sich auch bei der größten Strenge Schonung in die Sache legen, die denjenigen entschuldigt, welcher mit so gehässigen Aufträgen beladen wird. Aber dem Mieg bürdet man auch noch eine gewisse Schadenfreude auf. Nun stimmt dies gar nicht mit dem Porträt, das Sie mir von ihm entworfen haben. Ich kann mir aber auch nicht denken, dass ein Dipauli sich als vertrauter Freund eines solchen Mannes bekennen kann, und so ist denn Mieg in meinen Augen vollkommen gerechtfertigt und ich halte alles gegen ihn ausgestreute für vergifteten Geifer, der aus einem Höllenrachen träufelt. Man weiß ja, ein Mund spricht dem andern nach. Ich bitte um weitere Aufklärung, dass ich dem Mieg den wichtigsten Freundschaftsdienst leisten kann, nämlich seinen Leumund herstellen." 6. Mai. J. M.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 382

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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