387 - Ruscas Einfall
neue Gefahr verantwortlich 1). Ihr gegenüber blieben der Marquis und der Intendant nicht untätig. Eben hatten sie noch wegen der Lage an der Nordgrenze die Schützenkompagnien über den Brenner gerufen. Nun wiesen sie alles, was durch dringende Aufrufe zusammengebracht werden konnte, ins Etschtal. Das Volk ließ sich nicht lange bitten. Hofer mit seinen Passeirern unter Holzknecht und Anton Oberrauch, die Bozener unter Franz Gasser, die Griesser unter Georg Bacher, die Rittener unter Christian Stofler, die Terlaner unter Johann Starmoser, die von Latzfons und Margreit unter Franz Prener, die Klausener unter Peter Mayr 2) und die Sarntaler unter Josef Oberrauch, zahlreiche Kompagnien von Welschtirol mit den Stürmermassen aus dem Fleims- und Nonstal — alles eilte dem gefährdeten Landesteile zu. Marschall, kaum in Brixen angelangt, erhielt Chastelers Befehl, mit allen seinen Leuten dem bedrängten Leiningen beizuspringen. Er sollte, zu beiden Talseiten von den aufgebotenen Volksmassen begleitet, den Feind wieder zum Land hinausdrängen. Ehe jedoch der General Trient erreichte — er kam am 7. dort an — war Rusca mit seinen 4000 Mann von dannen gezogen; derselbe strebte, durch die Valsugana ostwärts marschierend, Fühlung mit dem Vizekönig an. Bei
1) Briefe der Eltern an ihren Sohn Giovanelli, 4. Mai ff. Die Mutter Marianne schreibt: „Es ist unverzeihlich, was man mit uns macht, und das ist der Dank für das gute Volk. Die Lorbeeren von Tirol möchte ich nicht mit Chasteler teilen, es ist alles Blendwerk. Es wäre besser, er wäre nie dagewesen. Unsere Anführung würden Bauern mit rechtschaffenen Offizieren besser gemacht haben als dieser große Mann. Er war schon eigentlich die Schuld, dass das ganze Korps der Franzosen neulich glücklich entkommen ist, und jetzt macht er solche Dispositionen, dass wir abermals von ihnen bedroht sind. Ein gemeiner Mann bekommt wegen einer Makel am Kleide zwanzig Stockstreiche; was aber verdienen solche Leute, die aus Dummheit oder Bosheit Tausende ins Unglück stürzen! Jedes alte Weib würde geschicktere Anstalten treffen können. Es scheint, Chasteler hätte mit Gottvater einen Vertrag geschlossen, und handelt, als ob er alles gewiss hätte, obgleich wir alle sehen, dass es bloß Vermessenheit ist und alles einen anderen Ausgang nimmt, als er sich einbildet. Sage doch dem Hormayr recht die Meinung, ich mache mir nichts daraus, ich gehe auch gern in den Arrest." Ähnlich auch der Vater. A. G. Auch Hormayr schreibt an Zichy (6. Mai), dass das Erscheinen des Feindes das Vertrauen zu den Kaiserlichen geschwächt habe.
2) Noch der neueste Biograph P. Mayrs (p. 11) lässt ihn in dieser Zeit als Stürmer ohne Rang ausrücken. In E. Johanns Schriften erscheint er ausdrücklich als Hauptmann.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.