390 – Täuschungen
am See entsendet. Entgegenwirkende Versuche der Pfleger und abmahnende Plakate der Bayern fruchteten nichts, am 8. Mai verstärkten schon Hunderte von Pinzgauer Bauern die Besatzung des Passes Luftenstein. 1) So fanden die anrückenden Bayern die Eingänge wohl behütet. Vincenti wich bei Sacharing vor dem Landsturm zurück, Abteilungen des bayrischen Oberstleutnants Waldschmidt mussten auf den Einbruch von Lofer her verzichten, und ebenso wurden bayrische Piketts von den Bauern auf dem Brechlanger bei Reith abgewiesen. Roschmann, der unermüdlich von einem Ort zum andern eilte, besichtigte und Anordnungen traf, sandte die tröstlichsten Berichte: „Überhaupt glaube ich, dass jetzt die Posten so besetzt sind und die Verbindung unter ihnen so gut erhalten wird, dass ich gar keine Furcht für jeden möglichen Angriff habe." Nur mit einem Punkt seines Distriktes war der Intendant nicht zufrieden: vor Kufstein ging es viel zu flau her. Er machte dafür namentlich die Uneinigkeit der Hauptleute Sieberer und Margreiter verantwortlich. 2)
Durch die günstigen Nachrichten aus Unterinntal ließ man sich im Hauptquartier zu Innsbruck beruhigen über die Räumung Salzburgs durch Jellachich. Über dessen weiteres Verhalten erfuhr man durch mehrere Tage nichts. 3) Endlich kam Botschaft, er stehe in Radstadt, habe aber zwei Bataillone mit Reiterei in Saalfelden zurückgelassen. Dadurch schien die Verbindung mit ihm ermöglicht; einer schon empfangenen Weisung des Erzherzogs nachkommend, gab Chasteler zweien seiner Landwehrbataillone Marschbefehl nach Schladming. Zwei andere wies er nach Unterinntal, und General Fenner musste die bisher von den Bauern allein besetzten Passorte bei Waidring mit Militärabteilungen verstärken. 4) Der Feind, so glaubte Chasteler versichern zu können, wird es schwer büßen, wenn er (von den nordöstlichen Pässen) nach Tirol vordringt. 5) Eine erfolgreiche Diversion im Verein mit Jellachich nach Salzburg, selbst unmittelbar in den Rücken der französischen Hauptarmee, sahen Chasteler und Hormayr im Bereiche der Möglichkeit.
1) Darüb. bes. Werenspacher a. a. O.
2) Roschmann an Hormayr, Erpfendorf, 11. Mai. M. St
3) Hormayr gibt vor E. Johann (6. Mai, J. M.) seinem Ärger über Jellachich Ausdruck: „Alles erwartet von ihm eine Wiederholung der Kapitulation von Dornbirn" (1805). An Jellachich aber schreibt Hormayr gleichzeitig (7. Mai): „Ich habe gestern hier einige Vorarlberger in Arrest legen lassen, welche unverschämt genug waren zu sagen, es werde in Radstadt eine Kapitulation herauskommen wie in Dornbirn. Man kann gegen solche Alarmisten nicht wachsam genug sein."
4) Selbst eine Verproviantierung Jellachichs von Tirol aus hielt Chasteler möglich. Fenner hatte Befehl, einen großen Brottransport über St. Johann i. P. durch Soldaten und Bauern begleiten zu lassen. Chastelers Journal.
5) Chasteler an E. Johann, 5. u. 9. Mai. J. M. — Damals schreibt Hormayr an Giovanelli d. ä.: Die Sperrung der Passage nach Salzburg wird in wenig Tagen behoben sein. A. G.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.