404 – Deroy in Kufstein
unter Siebein stehenden letzten Staffel von Lefebres Armee hätten den Eingang durch diese Passtore erzwingen sollen. Alle Anstrengungen scheiterten an der Wachsamkeit und der dem Felsenland angepassten Taktik der Besatzung. Eben am 13. ward wieder ein Einbruch versucht. Schon erzwangen die Bayern den Eintritt in den Pass, als Lawinen von Steinen und Baumstämmen auf sie hernieder sausten und sie unter schweren Verlusten zur Räumung nötigten. Ähnlich gedachten die Schützen auch künftige Besuche zu empfangen und heimzuschicken, als die böse Kunde vom Vordringen Lefebres ins Inntal sie zwang, von der Landeswache abzustehen. Die bäuerlichen Kompagnien lösten sich auf, Leis trat wieder einen Gebirgsmarsch an, nicht weniger beschwerlich als den ersten, um seine Kompagnie über die Zillertaler Berge und das Pfitscher Joch zum Brenner zu führen, wo sie im Augenblick eintraf, da sich die Kämpfe am Iselberg vorbereiteten.
Lefebres zweite Division (Deroy) hatte die Aufgabe, Kufstein zu entsetzen und von dorther das Land zu betreten. Mit dem Hauptteil seiner Truppen näherte sich Deroy auf der Straße von Rosenheim, ein paar Kompagnien sollten, mit ihm gleichen Schritt haltend, am rechten Innufer folgen, ein Regiment (Metzen) über den nordwärts gelegenen Pass Ursprung (Hörhag) eindringen. Aber diese Abteilungen sahen sich alsbald durch Straßensperren und kräftigen Widerstand aufgehalten. In Hörhag standen Sieberer und Franz Egger, bei Ebbs Speckbacher mit einer von Reissenfels dahin abgegebenen Kompagnie, um zugleich die Pässe Thurn und Sacharing zu verwahren. 1) An all diesen Passorten wurden die feindlichen Einfälle kräftig abgeschlagen. Glücklicher war das bayrische Zentrum. Deroy selbst führte das Bataillon Habermann zum Sturm auf die von den Kompagnien Margreiters besetzten Verhaue am Zellerberg und erzwang den Durchbruch nach Kufstein, das er am 12. Mai besetzte. Schon damit war die Blockierung der Festung aufgehoben. Nun hörte man auch zugleich, dass Wrede vom Strubpass hereinkomme. Reissenfeis zog daher mit seiner Truppe innaufwärts zurück, Margreiter wandte sich seiner Heimat Wildschönau zu, wobei er noch Zeuge des Gefechtes von Wörgl sein konnte, Speckbacher eilte seinen Leuten voraus, um allenthalben neue Sturmmannschaft aufzubieten. Sieberer, ohne Kunde gelassen, bewachte seinen Pass noch drei Tage und musste sich dann, da das Haupttal schon gänzlich in Feindeshand war, über die nördlichen Gebirge ins Brandenbergertal retten. Auch Deroys Mannschaft betrat Tirol, erfüllt von Gedanken schwerster Ahndung. Einer ihrer Offiziere zeichnet die herrschende Stimmung: „Die Tiroler sollen unsere Soldaten grausam behandeln; aber
1) Hauptmann Wellings Tagebuch im Österr. Soldatenfreund 1854 Nr. 64. Welling irrt hier, wenn er für die Zeit des bayrischen Vormarsches Sieberer in Ebbs stehen lässt.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.