415 - Brand von Schwaz


Pfarrkirche Unserer Lieben Frau Maria Himmelfahrt, Schwaz, Tirol © Wolfgang Morscher
Pfarrkirche Unserer Lieben Frau Maria Himmelfahrt, Schwaz, Tirol.
4schiffige Hallenkirche mit N-Turm, urkundlich erwähnt im Jahr 1337, 1442 ein Kaplan, 1645 Pfarre, seit 1807 Dekanat. Neubau 1460 bis 1478 als 3schiffige Kirche von Hans und Gilg Mitterhofer. Vergrößerung 1490 bis 1502 unter Oberleitung von Erasmus Grasser, Ausführung von Christof Reichartinger. Turm erbaut nach Plan von Jakob Zwizel von Augsburg, Bauleitung Ulrich Vogl, 1509 bis 1513.
Nördlich der Kirche (im Bildvordergrund) die Totenkapelle Hll. Michael und Veit. Erbaut urkundlich von Christof Reichartinger, 1504 bis 1506. 2geschossiger Bau ohne Außengliederung. Unten Michaelskapelle, Oberkapelle St. Veit.

Blick ins Dachgestühl der Pfarrkirche St. Barbara, Schwaz © Florian Feil
Blicke ins Dachgestühl der Pfarrkirche Unser Lieben Frau Maria Himmelfahrt, Schwaz. Über dem Gewölbe der größten gotischen Hallenkirche Westösterreichs eröffnet sich hier ein faszinierendes Labyrinth von Stegen, Treppen, Leitern...
Photographisch - wie man sieht - leider nicht sehr gut zu erfassen, aber vielleicht doch interessant.
Treppen im Nordturm.
Der Bogengang, der die Pfarrkirche mit dem Gräflichen Tannenberg'schen (Enzenberg'schen) Palais verbindet, hatte schon Feuer gefangen, als der Offizier Tavel v. Mutach mit einer Schar Soldaten herbeieilte und den Brand löschte und so die Pfarrkirche vor der Vernichtung rettete. Der authentische Bericht im Tagebuch von Tavel v. Mutach.
© Florian Feil, April 2008

Blick ins Dachgestühl der Pfarrkirche St. Barbara, Schwaz © Florian Feil
Blicke ins Dachgestühl der Pfarrkirche Unser Lieben Frau Maria Himmelfahrt, Schwaz. Über dem Gewölbe der größten gotischen Hallenkirche Westösterreichs eröffnet sich hier ein faszinierendes Labyrinth von Stegen, Treppen, Leitern...
Photographisch - wie man sieht - leider nicht sehr gut zu erfassen, aber vielleicht doch interessant.
Treppen im Nordturm.
Der Bogengang, der die Pfarrkirche mit dem Gräflichen Tannenberg'schen (Enzenberg'schen) Palais verbindet, hatte schon Feuer gefangen, als der Offizier Tavel v. Mutach mit einer Schar Soldaten herbeieilte und den Brand löschte und so die Pfarrkirche vor der Vernichtung rettete. Der authentische Bericht im Tagebuch von Tavel v. Mutach.
© Florian Feil, April 2008

ließ, das wurde zertrümmert, sodass binnen kurzem fast jedes Quartier eine Stätte der Zerstörung war. So erging es dem Pfarrhofe und Gerichtshause wie der Hütte des Kleinhäuslers. 1) Ein besseres Schicksal schien dem Tannenbergschen Palast beschieden. In ihm quartierte sich Wrede selbst ein. Kaum eingetreten, setzte er sich zum Mahle und hatte zunächst nur eine Forderung an den anwesenden Sohn des Grafen (Louis), er habe auf dem Platz an der Zillerbrücke, wo Major Zeiger gefallen, demselben ein Denkmal zu errichten und eine jährliche Messe zu stiften. Gern wurde das zugesagt. 2) Unterdessen gebärdete sich die Mannschaft im Markte immer wilder. Sie vergriff sich auch an wehrlosen, unbeteiligten Personen. Zwei ehrwürdige Männer, Benefiziat Lergetporer 3) und Marktkassier v. Mayrhofer wurden durch Soldatenhand ermordet. Es sollte noch ärger kommen.

Während Wrede im gräflichen Schlosse tafelte, stiegen in St. Martin und wenig später in Vomp Feuersäulen auf, beide Orte waren in Brand gesteckt worden. Nur eine kurze Pause, und es brannte im Markte selbst. Nicht an einen Befehl der Generalität zur Brandlegung wird zu denken sein; Feuer an des Gegners Haus und Scheune anzulegen, das war nun einmal das schreckliche Vorrecht des von blinder Wut erfassten Soldaten. Als beim Ausbruch des Feuers die Töchter des Grafen Tannenberg zu Wrede stürzten und um Schonung des Marktes flehten, versprach derselbe wiederholt, alles aufzubieten, um dem Element Einhalt zu tun. Und als man noch weiter in ihn drang, soll er entgegnet haben: „Haltet ihr mich denn für einen Schurken, der sein Wort bricht?" 4) Mochten nun aber auch die Offiziere Befehle erteilen, der gemeine Mann achtete nicht viel darauf. Für Löschvorrichtungen war wenig vorgesorgt und das Wenige bei der greulichen Verwirrung nicht zu finden oder kaum zu handhaben. Vorausgegangene heiße Tage hatten große Trockenheit erzeugt, sodass

1) Eingabe bayrischer Beamten von Schwaz an den König (1810, M. K.), wo sie schildern die Todesangst, Misshandlung und Beraubung „durch die Menge aufgebrachter Soldaten".
2) Knoflach (A. D.) nach Angaben des gräflichen Verwalters Ortlieb in Schwaz.
3) Er war der Bruder des Hauptmanns und Tagebuchschreibers gleichen Namens.
4) Weinbach, welcher sonst geneigt ist, für die Racheakte in Unterinntal Lefebre verantwortlich zu machen, schreibt 19. Mai aus Schwaz an Hompesch: „Ich muss richtigstellen, dass Schwaz nicht auf Befehl angezündet wurde, sondern durch Zufall und infolge der Exzesse der Soldaten." — Zur Brandlegung neigte der damalige Soldat ungemein. Die Zillertaler, durch das brennende Schlitters erschreckt, lieferten an Lefebre sogleich Waffenvorräte aus und erwirkten damit die Zusage voller Schonung für das Tal. Dasselbe wurde auch, kleine Patrouillen ausgenommen, von einer Invasion verschont. Nach Zell kamen nur vier bayrische Dragoner, die, dort reichlich verpflegt, keine Spur eines feindseligen Aktes fanden. Gleichwohl legte einer der Reiter, als sie sich wieder zum Abzug anschickten, im Stalle des Bräuers Hochbichler Feuer. Nur durch die Wachsamkeit eines Knechtes wurde großes Unheil verhütet. Aufzeichnungen des Jos. v. Pichl. M. K.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 415

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.