433 – Teimers Ankunft in Innsbruck
Ein Ordonnanzoffizier erwartete sie und nahm ihr Anbringen entgegen, das auf Gewährung von weiteren 24 Stunden lautete. Sie verweilten nicht lange und hatten eine schriftliche Erwiderung in Händen: Im Namen Lefebres sei der Innsbrucker Deputation mitzuteilen, dass die erbetene Verlängerung nicht gewährt wird und die Armee um 9 Uhr den Marsch nach Hall antritt; ziehen sich die Stürmer friedlich zurück, so werde Sicherheit gewährleistet, im andern Fall würde Strafe folgen. „Ist euch das Wohl des Landes heilig, so werdet ihr Mittel finden, um das irregeleitete Volk zur Pflicht zurückzuführen." Diese Sprache war kurz und entschieden, die Tat folgte ihr. Wrede stellte seine Division westlich von Vomp in Schlachtordnung und machte sich marschbereit, indes Lefebre und Deroy, die Reiterei an der Spitze, sich auf der Straße am rechten Ufer schon in Bewegung gesetzt hatten. 1)
Aber wo blieben Vejder und Teimer, welche ja zu Wrede eilen sollten? Sie wussten so gut wie die Deputation, dass um 6 Uhr morgens der Termin abgelaufen sei. Trotzdem haben sie sich verspätet. Als sie vom Schönberg gegen Innsbruck fuhren, vernahmen sie von entgegenkommenden Flüchtlingen, 2) dass die Deputation während der Nacht eine Kapitulation geschlossen habe, so dass der Feind noch diesen Morgen Innsbruck besetzen werde. Teimer war darob ärgerlich und grübelte hin und her, wer da in seiner Abwesenheit die Hand im Spiele gehabt habe. Hatte er die Deputation doch von einer andern Seite kennen gelernt.
Schlag 7 Uhr stand Dipauli nach einer schlaflosen Nacht voll der Aufregung an seinem Fenster. Da reitet ein Bursche durch die Neustadt herab und ruft: „Nichts kapitulieren, die Österreicher erscheinen!" Die Österreicher aber waren Teimer und Vejder, welche in einer Postkutsche herangefahren kamen. Teimer hatte es noch nicht sehr eilig, er wollte bei seinem Freunde Stadler, dessen Haus an der Straße lag, einen Frühstücksbesuch machen. Vejder aber drängte: „Fort, fort, es ist keine Minute zu verlieren!" 3) Dipauli hatte den ausrufenden Burschen und diese Worte Vejders gehört. Beides zusammen deutete auf neuen Alarmruf.
1) Weinbach meldet 19. Mai früh aus Schwaz: „Soeben verhandelt man mit den Tirolern. Bleibt ihre Erklärung aus, so wird um 6 Uhr angegriffen. Furcht scheinen die Bauern nicht zu haben, aber sie werden augenblicklich aus ihren Stellungen geworfen sein, da sie keine Geschütze haben."
Vom Abzug aus Schwaz hat Tavel a. a O. eine schöne Episode überliefert. Tavel war Kommandant der vor Tannenbergs Palast gesetzten Sauvegarde gewesen. Am 19. verabschiedete er sich beim Abmarsch vom Grafen, der ihn umarmte und küsste mit den Worten: „Mir ist nichts geblieben, so dass ich Ihnen nicht einmal ein kleines Andenken geben kann; aber Gott wird Ihnen lohnen, was Sie an uns getan haben." Und das, setzt Tavel bei, war mein süßester Lohn.
2) Hepperger a. a. O. notiert zum 19. die Ankunft vieler Flüchtlinge aus Innsbruck in Bozen.
3) Diese Einzelheiten bei Dipauli a. a. O.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.