444 - Lage in Südtirol
gewährt wurde. Wredes Division durch eine andere zu ersetzen, war Napoleon nicht geneigt, und um Lefebre die Demütigung zu ersparen, nur eine einzige, und das noch schwache Division (Deroy) zu befehligen, erfolgte auch dessen Entfernung. 1) Eine Verstärkung des zurückbleibenden Deroy mochte man von Scharnitz her durch Arcos Jägerkorps erhoffen. Schon am 22. bezogen Deroys Mannschaften die bisher von jenen Wredes innegehabten Posten, am folgenden Tag rückten Lefebre und Wrede durch Unterinntal ab. Es erfolgte unter klingendem Spiele: das Land war ja ruhig. 2)
Lefebres Einfall und das sinnfällige tragische Geschick der unterinntalischen Orte lässt wochenlang Südtirol und die dortigen Vorkommnisse zurücktreten. Noch immer stand dort ein reichliches Schützenaufgebot. 3) Die Mannschaft drückten allerlei Schmerzen und Wünsche. Von General Marschall wollte sie gar nichts mehr wissen, sondern bloß unter Leiningen gestellt bleiben, an Geld und Munition gebrach es, Hormayr ließ die Steuern nicht anders einheben wie die Bayern, selbst mit Exekution gegen solche, die im Felde standen, Rentämter gab es noch geradeso wie vor dem Aufstand, sogar Stempel mit bayrischen Wappen mussten die Urkunden verunstalten. Da und dort sah das misstrauische Auge der Bauern verdächtige Leute durch das Land streichen; sie wollten Vollmacht haben, sie aufzugreifen und dem Intendanten zu weiterer Untersuchung abzuliefern. All das und noch manch anderes mussten Hofers Gesandte an den Erzherzog bringen. 4) Mit manchen der Beschwerden wusste Johann nichts anzufangen. Am besten, wenn man sie überging. Munition versprach er zu senden, wegen Leiningen wollte er an Hormayr schreiben, desgleichen wegen eines freien Kommandos des Sandwirts, und vielleicht doch noch selber ins Landl kommen. 5)
1) Dipauli a. a. O. Bei Rapp p. 331 wird dieses Motiv, offenbar auf Dipauli fußend, angedeutet. Heilmann a. a. O. äußert sich darüber nicht, aber p. 150 erwähnt er einer auf dem Marsch durch Tirol zwischen Lefebre und Wrede ausgebrochenen Differenz.
2) In Lofer befahl Lefebre die Demolierung der Werke bei Strub und Luftenstein. Werenspachers Tagebuch a. a. O.
3) S. den Brief Peter Thalguters aus Levico vom 15. Mai in Tir. Stimmen 1862 Nr. 54.
4) Üb. Hofers Boten s. ob. p. 385. Schon waren sie am Wege durch Fleims, als sie vom weiteren Rückzug Johanns hörten. Sie fragten daher bei Gioavanelli an, ob der Weg nach Villach zu nehmen wäre. 12. Mai. A. G. Hofer an E. Johann, 10. Mai, J. M.
5) Villach, 16. Mai (Konz. von E. Johann selbst): „Mein lieber Hofer! Deine Landsleute haben mir die Lage der Sachen in Welschtirol vorgetragen. Sie werden Dir am besten sagen können, wie es hier aussieht. Ich schicke Pulver, Blei und Kanonen hin, was schon auf dem Wege nach Brixen ist. Dort ist es zu holen. Wegen Leiningen, der ein braver Mann ist, habe ich schon an Hormayr geschrieben, dass ihm das Kommando in Welschtirol übertragen wird, ebenso wegen Deiner, damit frei gewirkt werden könne. Gott gebe Euch den Segen, den Ihr alle verdient. Ich will hier suchen, mit meinem Haufen und dem Landsturm von Kärnten die Gefahr abzuwehren. Und soll es aber in Österreich besser gehen, dann komme ich zu Euch, um da vereint zu handeln. Lebt wohl. Vgl. damit Johanns Schreiben an Hormayr vom gleichen Tage. Hormayr II, 46.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.