446 - Hofer und Buol
in Tirol anzündeten. In lapidarer Kürze gab er Richtung und Motiv dessen, was geschehen soll. Gerichtet an „gute, schiessbare Leute", bestellt sie der Befehl, nein die Bitte („auch seid ihr so gut",) nach Sterzing „und das ohne Verzug, indem das Militär alles retiriert; auch haben wir vernommen, dass die Bayern alles verbrennen, sie verschonen kein Kind". Unterschrieben war Hofer „Euer Freund, ach trauernder". 1)
Hofer, begleitet vom Badlwirt Eisenstecken, traf in Sterzing niemanden von der Generalität. 2) Chasteler war nach Pustertal gezogen; Buol, welchen, in der Nacht zum 19. auf dem Marsch nach Schabs begriffen, Teimer und Vejder in Sterzing getroffen hatten, war wieder auf den Brenner zurückgekehrt. So hatte ein Befehl Chastelers verlangt, der bei Teimers Nachricht von der Kapitulationslust des Feindes wieder etwas wie Widerstandslust in seinen Adern spürte. Buol war also für Hofer der zunächst erreichbare, ihm galt also der erste Besuch. Richtig traf der Sandwirt am 19. den General im Brenner Posthause, aber keineswegs in der Verfassung, in welcher er ihn wünschte. Buol war im Besitz eines neuen Befehls seines Chefs, der ihn abermals nach Brixen rief. Denn schon war Chastelers Lämpchen wieder im Erlöschen, da ein Kurier des Erzherzogs vom Vordringen des Vizekönigs meldete und dem Marquis Tirols Räumung anheimstellte. So traten denn Hofer und sein Gefährte als recht unbequeme Mahner vor Buol. Schnell entspann sich ein hitziges Wortgefecht. Der General fühlte sich den kräftig auf ihn einredenden Männern nicht gewachsen und ließ noch ein paar seiner Offiziere ins Zimmer kommen, unter ihnen auch seinen Hauptmann Welling. 3) Die lebhaften Proteste der zwei Bauern gegen den Abmarsch, welcher das Land völlig preisgebe, beantwortete Buol mit dem Hinweis auf seine Instruktion. Die beiden meinten, solch ein heilloser Befehl komme jedenfalls nicht vom Erzherzog, müsse wohl unterschoben sein. Es geriet soweit, dass dem General mit Gewalt gedroht wurde. Buol sah sich in der peinlichsten Lage, er mochte sich an Volders erinnern. Da sprang ihm Welling bei. Als aufmerksamer Beobachter hatte der Hauptmann bald gefunden, dass der eine, Eisenstecken, ein Feuergeist war, bei dem Vernunftgründe abprallten, während der langbärtige Sandwirt in seinem behäbigen Wesen Sanftmut des Charakters verriet und, auch bei der erregtesten Wechselrede in den Grenzen der Bescheidenheit verharrend, Zutrauen einflösste. An ihn machte sich Welling heran. Er erinnerte ihn, dass er ja wiederholt schon ausgezogen sei und dabei beobachtet
1) Wörtlich bei Rapp 316 aus den Mém. de Mais, deren Verfasser den Text gibt mit dem Beisatz: ich las diesen Brief selbst, von Hofer geschrieben.
2) Eisenstecken leistete als Adjutant Hofers gute Dienste mit seinen militärischen Kenntnissen. Er hatte 9 Jahre bei den österreichischen Feldjägern gedient.
3) Wellings Tagebuch a. a. O. Welling hielt Eisenstecken für Speckbacher.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.