447 - Hofer bei Chasteler


haben müsse, wie genau es beim Militär mit den Befehlen gehalten werde. Und Hofer gab ihm recht. Er sprach nun auch beschwichtigend zu seinem Begleiter, und beide versprachen endlich, den vorgeschriebenen Marsch nicht weiter zu hemmen. Gern überließ Buol den Bauern ein paar Geschütze, welche sie, wie sie sagten, zur Verteidigung des Brenner benötigten.

Aber Hofer gab die Sache noch nicht verloren. Buol, das sah er ein, musste gehorchen, vielleicht ließ sich jedoch noch mit Chasteler selbst sprechen. Den südwärts abziehenden Buol verlassend fuhr der Sandwirt Pustertal zu. In Bruneck fand er das Hauptquartier. Noch andere Bauerndeputierte schlossen sich ihm an. Auch Hormayr war anwesend. 1) Zugleich trafen Vejder und Teimer ein, welche Bericht erstatteten über ihre Erlebnisse im Unterinntal. Es waren die widersprechendsten Dinge, die da auf Chasteler eindrangen. Vom Erzherzog erfuhr er, dass der Feind den Predil erstürmt und die Division Gyulay ostwärts gedrückt, dass Johann selbst Villach verlassen und auf jede Verbindung mit Tirol verzichtet habe. Und eben diese Hiobspost hatte seinen jüngsten Befehl an Buol zur abermaligen Räumung des Brenner veranlasst. Nun erzählten Vejder und Teimer, wie sie beim Abschied von den Stürmern bei Volders vernommen, dass sich dieselben die Losung gegeben, trotz der Kapitulation sich am Brenner zu sammeln. Dazu der Sandwirt mit den übrigen Bauern, welche alles, womit schon dem Buol am Brenner so zugesetzt worden war, mit Wärme wiederholten. Hormayr sekundierte eifrig und wies auf die Bereitwilligkeit, mit welcher sich allenthalben der Landsturm fertig machte. All das zusammen erbrachte für Buol, der gehorsam schon bis Schabs gezogen war, eine neue Gegenordre, auf den Brenner zurückzukehren. Mechanisch tat die Mannschaft, wie ihr befohlen; aber dieses fortwährende Hinundher drohte allen Soldatengeist zu ertöten. 2) Selbst Chasteler entschloss sich zur Umkehr und bezog das so oft verlassene und wieder besetzte Schabs, während Fenner und Schmidt ostwärts gegen Lienz verlegt wurden, da man das Erscheinen Ruscas von Spital her befürchtete. 3) Teimer und Hormayr

1) Auf dem Wege nach Bruneck, in Mühlbach, wurde Hormayr am 19. wieder von einer Bozener Deputation (Bürgermeister Menz und Giovanelli d. ä.) an die 100 000 Gulden gemahnt, die er aufgeliehen. Er entledigte sich der Herren durch Übergabe einer schriftlichen Anweisung an die geheime Kriegskasse. Auch einen Protest gegen die Rückberufung Leiningens nahm er entgegen.
2) Welling a. a. O.: „Die zwecklosen Märsche und Kontermärsche vom Brenner bis Sterzing und wieder zurück, dann bis Schabs und wieder auf den Brenner brachten unserer ohnehin ziemlich kritischen Lage keinen Nutzen und ermüdeten und entmutigten nur den Mann."
3) Buol führte 1500 Mann von Lusignan, das Bataillon Devaux, Salzburger Jäger, 2 Eskadronen und 4 Geschütze mit sich. Bei Chasteler waren 3 Bataillone Jellachich, 2 von Hohenlohe-Bartenstein, 3 Eskadronen. Fenner und Schmidt hatten Landwehr, Banater, ein schwaches Bataillon Franz Karl und eine Eskadron.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 447

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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