470 - Teimer in Landeck


hatte, war bis zum 28. bei ihm eingetroffen. Nicht bloß das Zentrum, sondern auch der rechte Flügel konnte dadurch wesentlich verstärkt werden. Chasteler erinnerte sich des zurückgelassenen Buol und sandte aus Sillian an ihn Geld, Schlachtvieh und einige gefüllte Munitionskarren, die eben zur rechten Zeit eintrafen und Soldaten wie Schützen höchst willkommen waren. Der 28. war der Dreifaltigkeitssonntag. Der festtägige Charakter dieses Tages, der zugleich der Vorabend eines voraussichtlich bedeutsamen Schlachtenereignisses war, bestimmte Hofer, die dienstfreie Mannschaft zu einem religiösen Akt zu sammeln. Rief er ja auch gerade jetzt wieder in einem Rundschreiben den Seinen ins Bewusstsein: „Alles, was wir tun, im Namen des Herrn, in diesem Namen fehlt es uns nicht." Tausende scharten sich um ihn auf freiem Felde, ein Feldpater hielt die Anrede, an die sich die Aufforderung des Oberkommandanten schloss, für Gott, das Land und die alte Herrschaft in den Kampf zu gehen. Unter laut schallendem Zuruf wurde dem Sandwirt die Angelobung geleistet und im Namen „aller gut denkenden Gemeinden" dem Herzen Jesu ein Festtag geweiht.

Den Oberinntalern war im Hauptquartier auf dem Schönberg eine wichtige Rolle zugedacht. Sie sollten am 29. nachholen, was sie zum Verdrusse Hofers vier Tage früher versäumt hatten: die Bayern in ihrer westlichen Flanke fassen. Allein das Oberland schien zunächst ein unfruchtbarer Boden zu sein. Stürmer und Schützen waren von Volders heimgekehrt als Boten schweren Unglückes. Ihnen folgten Lefebres abmahnende und drohende Proklamationen. Das Volk gab die Sache verloren. Teimer, welcher dem Intendanten über Vintschgau vorausgereist war, fand wenig freundliche Aufnahme. Schon in Landeck zögerte man, seiner Aufforderung zu gehorchen, übler Empfang ward ihm in Imst. Das Militär, so bekam er zu hören, habe sein Wort gebrochen, von niemandem sei Hilfe zu erwarten; also würden sie auch nichts mehr tun, und wollten es noch einige versuchen, so würde alles Unglück auf diese allein zurückfallen. Teimer musste Imst schnell verlassen. Er wollte das Glück jenseits des Fern versuchen, wo er auch noch erbeutete Vorräte von seinen Ausfällen her wusste. Auf dem Wege dahin traf er Hofers Sendlinge mit den Laufzetteln. Im Besitze derselben erfuhr er alsbald ihre werbende Kraft. Von den Boten vernahm er Hofers Absicht. Flugs kehrte er nach Landeck zurück. Die Leute lasen, was der Sandwirt geschrieben, Teimer deklamierte von Siegen der Hauptarmee und konnte nun auch schon erzählen, dass am Berg Isel bereits gerauft worden sei. All das weckte wieder die matten Geister. Richter Linser in Landeck forderte die Stellung von Kompagnien, deren sogleich ein Dutzend auf den Beinen war. Ihr Erscheinen in Imst ließ auch hier den Wind schnell umschlagen, und so ging es weiter durch das Tal herab. Auch in Silz zündeten Hofers



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 470

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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